Wattenscheid-Mitte. Pächter Mathieu Knepper (24) aus Wattenscheid beteiligt sich an der „Night of Light“. Die Corona-Krise setzt der Veranstaltungswirtschaft zu.
Rot wird sie drei Stunden lang von Montag (22.) auf Dienstag (23.) erstrahlen. Die „Alte Lohnhalle“ in Wattenscheid trägt von 22 Uhr bis 1 Uhr Warnfarbe, bundesweiter Trend in dieser Zeitspanne. Die Aktion soll auf die aktuelle Situation der Veranstaltungswirtschaft im Zuge der Corona-Krise aufmerksam machen.
Bundesweite Aktion, um auf Probleme aufmerksam zu machen
Tausende Locations nehmen bundesweit an der „Night of Light“ teil (WAZ berichtete). Auch der junge Unternehmer Mathieu Knepper (24) richtet die Strahler auf die „Alte Lohnhalle“, die er mit seinem „Knepper Management“ seit Anfang 2019 als Pächter übernommen hat. Ein großer Schritt von mobiler Cocktailbar und Grillservice hin zu einer Location mit entsprechenden Kosten. Bis zum drastischen Einschnitt durch Covid-19 ging die Rechnung auf, sagt Inhaber Knepper: „Wir hätten uns keine Sorgen für 2020 machen müssen, waren komplett ausgebucht.“
Ebbe seit März
Die Warnfarbe Rot hat seit den bundesweiten Einschränkungen im März auch auf der Website des Unternehmens Einzug genommen: In großen weißen Buchstaben auf roten Balken prangt „Abgesagt“ über der geplanten Kunstbörse „WAT-kreativ“ und dem Flohmarkt. Etwas weniger Alarm schlägt ein neues hellrotes Banner auf der Startseite. Bei spontan gebuchten Veranstaltungen in der Alten Lohnhalle vor dem 31. Juli gibt es zehn Prozent Rabatt. Lohnhalle und „spontan buchen“ gehen normalerweise nicht zusammen.
Termine türmen sich in 2021
Seit 15 Wochen sei man ohne Aufträge, berichtet Mathieu Knepper: „Vorträge und Messen wurden komplett storniert, private Events zumindest ‚nur‘ verschoben. Die Ersatztermine türmen sich mittlerweile, 2021 ist schon richtig voll. Alle, die eigentlich im nächsten Jahr heiraten und feiern wollten, werden vielleicht auf 2022 rutschen.“ Gut für sein Team, „leider schlecht für Brautpaare. Und auch wir können natürlich nicht alle verlorenen Einnahmen im nächsten Jahr wieder reinholen.“
Feiern mit 50 Leuten
Eine spontane Hochzeit am Samstag (20.) sorgt für erste Lichtblicke ohne künstliche Beleuchtung. Bis zu 50 Leute dürfen seit dem 15. Juni in NRW laut Verordnung wieder für Feste „aus einem herausragenden Anlass - Jubiläum, Hochzeits-, Tauf-, Geburtstags-, Abschlussfeier – zusammenkommen. Abstandsgebot und Maskenpflicht gelten nicht, „soweit geeignete Vorkehrungen zur Hygiene und zur einfachen Rückverfolgbarkeit“ sichergestellt sind. Wie vorher werden die Feierlichkeiten natürlich nicht ablaufen, weiß auch Knepper.
Enger Kontakt zum Ordnungsamt
Zum Ordnungsamt der Stadt Bochum halte man engen Kontakt: „Wir haben uns immer wieder rückversichert, was möglich und erlaubt ist.“ Weitere Hoffnung auf ein „bisschen Normalität“ schöpft Mathieu Knepper aus der neuen Corona-App.
Umzug nach Bochum
Vor der Krise hat sein Unternehmen einen weiteren Schritt getätigt: „Wir sind mit Büro und Lager von Gelsenkirchen-Ückendorf nach Bochum-Gerthe an die Dieselstraße gezogen. Für uns ist es ein klarer Vorteil, da wir nun in einem Industriegebiet sind, größere Lager und eine größere Außenfläche haben.“ Trotz Corona und fehlender Einnahmen sei der Umzug die richtige Entscheidung gewesen, nachdem man ein Dreivierteljahr lang nach einem geeigneten Standort gesucht habe.
Eigentlich „im Plan“ gewesen
Auch Kneppers Fazit fiel bis zur Pandemie eigentlich positiv aus: „2019 wir die Erwartungen, ich würde fast sagen übertroffen. Ohne Corona wären wir 2020 genau im Plan gewesen und 2021 dann auf dem Level, wo wir hin möchten: mindestens eineinhalb Jahre im Voraus ausgebucht.“
Grün ist falsche Farbe
Am Montag nun zeigen bundesweit tausende Veranstaltungshallen, dass es für viele anders kam, die meisten aktuell aber noch da sind. Knepper hält die „Night of Light“ im warnenden Rot für eine gute Sache: „Es ist das richtige Signal. Grün wäre einfach die falsche Farbe.“