Velbert. Ein Schülerpraktikum ist aufregend. Doch was, wenn die Schüler diese Erfahrung im Ausland sammeln? Eine Chance, die sechs Velberter ergriffen haben.

Etwas aufgeregt war Jette schon, als klar war, dass es für sie wirklich nach Irland geht. Denn so einen Auslandsaufenthalt erlebt man nicht alle Tage. Für sie und Sophie, Charlotte, Mattis, Anna, Melissa und im Vorjahr auch schon Lotta, ging es für das zweiwöchige Schülerpraktikum nämlich nicht in einen Betrieb in der Umgebung, sondern ins Ausland.

Eine Chance, die die Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums nur zu gern wahrnahmen. Das Gymnasium bietet als Europaschule einigen Schülern diese Gelegenheit. Und so reiste die Gruppe in ein Land, das bislang keiner von ihnen kannte.

Velberter Gymnasiasten absolvierten ihr Schülerpraktikum im Ausland

„Die ersten Tage war es schon ein wenig ungewohnt, sich nur auf Englisch verständigen zu können“, erinnert sich Charlotte. „Aber danach war es kein Problem mehr.“ Für sie hatte Erasmus einen Praktikumsplatz in einem Kindergarten organisiert. „Mit den Kindern war das noch einmal eine besondere Herausforderung“, sagt sie und lacht. „Sie sprechen ja auch nicht ganz so deutlich wie Erwachsene.“ Aber alle, das betont die Schülerin, „waren sehr geduldig und haben notfalls alles noch mal wiederholt“.

Jette bekam einen Praktikumsplatz bei einer Hunde-Tagesstätte und lacht: „Als ich nach Hause zurückkam, fiel es mir schwer, mit meinen Hunden wieder Deutsch zu sprechen.“ Die Praktika-Plätze der Jugendlichen wurden von Erasmus anhand der Motivationsschreiben ausgewählt. So hat Jette Interesse daran, später Tiermedizin zu studieren, Charlotte spielt mit dem Gedanken, Lehrerin zu werden.

Gemeinsam besuchten Mattis, Jette, Charlotte und Anna während ihres Schülerpraktikums auch mal Dublin
Gemeinsam besuchten Mattis, Jette, Charlotte und Anna während ihres Schülerpraktikums auch Dublin. © Geschwister-Scholl-Gymnasium | Geschwister-Scholl-Gymnasium

Besonders spannend wurde es für Mattis (17) bei seinem Praktikum. Denn er gab an, später gerne im Bereich Informatik tätig sein zu wollen. Für ihn gab es einen Platz bei einer Firma am Flughafen. Eigentlich sollte er Kontakt mit den Kunden haben. Doch da gerade keine Urlaubssaison war, gab es wenig zu tun. Als ihn dann der Chef auf seine Programmierfähigkeiten ansprach, entwickelte Mattis ein Programm, dass die Firma jetzt täglich im Einsatz für die Kundenabwicklung hat. Nicht ohne Stolz berichtet er: „Ich wurde sogar gefragt, ob ich nicht von zu Hause aus weiter für sie künftig tätig sein möchte.“

Erfahrungen sammeln, Kontakte knüpfen

Doch neben den Erprobungen in der Arbeitswelt ging es für die Jugendlichen natürlich um viel mehr. Das Zurechtfinden in einem anderen Land, der Umgang mit Menschen, die eine andere Mentalität haben und auch die kulturellen Entdeckungen. Aber auch die Erfahrung, dass „es in Irland gar nicht so einfach ist, mit dem Bus zu fahren“.

Gelebt haben die Jugendlichen in Gastfamilien, auch hier haben sie durchweg positive Erfahrungen gemacht. Einige fühlen sich in ihrem Wunsch zum beruflichen Werdegang nach den Praktika bestätigt, vor allem aber darin, dass es sich auf jeden Fall lohnt, ein Praktikum im Ausland zu machen. „Natürlich ist man im Vorfeld aufgeregt, ob alles gut geht“, sagt Charlotte. „Es ist ja auch alles völlig unbekannt, das Land und auch die Familien, bei denen wir untergebracht waren.“ Aber sie wurden herzlich empfangen. Nicht nur das: „Uns wurde auch angeboten, dass wir gerne wiederkommen können.“ Wertvolle Kontakte also, die die Schülerinnen und Schüler pflegen können, teilweise eben auch mit ihren Praktikumsstellen.

Europaschule seit 2012

Das Geschwister-Scholl-Gymnasium ist seit 2012 Europaschule. Seitdem gibt es jährlich mindestens für fünf Schülerinnen oder Schüler ein Auslandspraktikum. Bis 2023 wurden die Praktika von der Klaus-Höchstetter-Stiftung gefördert. Seit 2023 über Erasmus+ Gelder. Die Plätze der Praktika werden entweder von Eltern oder von der Schule organisiert. In diesem Jahr organisierte Erasmus eine Vielzahl der Plätze. Die Praktika können nicht nur im europäischen Ausland, sondern beispielsweise auch in den USA oder Kanada absolviert werden.

Wer noch Bedenken hat, sein Schülerpraktikum im Ausland zu absolvieren, dem macht Jette Mut: „Vielleicht werden die Erwartungen nicht erfüllt, aber dafür hat man nicht eine Chance gehabt, die man nicht genutzt hat.“ Und Mattis ergänzt: „Man sollte nicht so große Erwartungen ans Ausland haben, dann ist man hinterher auch nicht so enttäuscht.“ Für alle gilt: Ihre Erwartungen wurden übertroffen, und sie sind um einige Erfahrungen reicher, die niemand mehr missen möchte.

Dass die Praktika dieses Jahr in Irland stattfinden, liegt am Brexit. Es können aber auch andere Länder sein, wie beispielsweise bei Lotta, die bereits im Schuljahr 2023/2024 ihr Praktikum in Stockholm absolvierte, oder aber bei Melissa, die in diesem Schuljahr nach Österreich reiste, um ihr Praktikum in einem Hotel zu absolvieren.