Velbert. Violent Force existierten nur ein paar Jahre, erreichten mit ihrem Song „Dead City“ aber Kultstatus. Und sie spielten in einem Kult-Film mit.

„Was Motörhead kann, können wir auch: nur schneller und lauter.“ Das dachten sich vor 40 Jahren vier junge Velberter Musiker - und so gründeten Lemmy, Stachel, Waldy und Atomic Steif „Violent Force“. Das war 1984, die New Wave of British Heavy Metal schwappte über den Kontinent und auch rund um das Ruhrgebiet schossen neue Bands wie Pilze aus dem Boden.

Einige davon haben sich bis heute gehalten, Sodom (aus Gelsenkirchen) und Kreator (aus Essen) beispielsweise sind nach wie vor auf den großen und kleinen Festivals unterwegs. Violent Force hingegen gab es schon Ende der 1980er nicht mehr - und dennoch hat die Band in der Szene Kult-Status erreicht.

Ein Song aus Velbert genießt Kult-Status - weltweit

„Unser Album ist weltweit ein Hit“, sagt Bassist und Sänger Lemmy heute. Vor allem der Song „Dead City“ hat es vielen Bands angetan. Wer sich durch Portale wie Youtube klickt, stellt nämlich schnell fest, dass Dutzende Bands das Stück aus der Feder von Lemmy im Repertoire haben.

Der Song, der Violent Force berühmt gemacht hat: „Dead City“.
Der Song, der Violent Force berühmt gemacht hat: „Dead City“. © Violent Force | Violent Force

„Das macht uns schon ein bisschen stolz“, sagt das Gründungsmitglied von Violent Force. „Damals war ich nicht ganz zufrieden mit dem Stück, aber das war vielleicht auch dieses jugendliche Streben nach Perfektion“, sagt er lachend. „Heute denke ich: Wenn der Song in der Szene Kultstatus hat, ist das schon geil.“

Song-Text spricht vielen aus der Seele

Aber warum ist „Dead City“ so beliebt? „Also erst einmal ist der Song recht einfach zu spielen“, sagt Lemmy, „auch für Kids“. Er ist sich allerdings auch sicher, dass der Text eine wichtige Rolle spielt. „Es geht in Dead City um Teenager-Ängste, um das Aufwachsen in einer toten Stadt und den schwierigen Stand, den man als Anhänger einer Subkultur bei Gleichaltrigen hat.“

Der Heavy Metal Fan Club Velbert ist einer der ältesten in ganz Deutschland - und existiert bis heute.
Der Heavy Metal Fan Club Velbert ist einer der ältesten in ganz Deutschland - und existiert bis heute. © WAZ FotoPool | Sonja Glaser-SAtryak

Denn genau das ist Heavy Metal in den 1980ern - eine Subkultur. Zwar ist die Szene untereinander gut vernetzt, es gibt überall Metal-Fanclubs (einer der ältesten Deutschlands wurde in Velbert gegründet und existiert bis heute) und Fans und Bands kennen sich. Aber für den Rest der Gesellschaft bleibt die Szene fast unsichtbar.

„Jubiläum, keine Reunion“

Zurück zu Violent Force. Die stehen tatsächlich bald noch einmal auf der Bühne. Nicht in Original-Besetzung, aber mit Lemmy und Hille - der ersetzte 1986 Atomic Steif am Schlagzeug - sind immerhin zwei alte Hasen dabei. Unterstützt werden die beiden von Ricky, Thorben und Bastian.

Die Band Violent Force aus Velbert wird 40 - hier ein Bild aus den 1980ern mit Stachel (l), Hille( oben), Lemmy (Mitte) und Waldy (r).
Die Band Violent Force aus Velbert wird 40 - hier ein Bild aus den 1980ern mit Stachel (l), Hille( oben), Lemmy (Mitte) und Waldy (r). © Violent Force | Violent Force

„Vor zehn Jahren habe ich mit den Jungs zusammen schon beim Headbanger Open Air gespielt“, sagt Lemmy. Die drei Musiker kommen aus Schleswig, „und sind große Fans von uns“, erzählt der Bassist und Sänger weiter. Aber noch viel wichtiger: „Die sind absolute Profis, haben sich unsere Songs damals im Handumdrehen draufgeschafft.“ Die Sahne auf der Kirsche: „Die klingen live genauso, wie wir damals auf unserem Demo-Tape. Das macht echt Spaß.“

Dreifacher Grund zu feiern

Und so geht es am 22. März im „Weltkunstzimmer“ in Düsseldorf auf die Bühne des „Düsseldorfer Death Thrasher“-Festivals. „Wir möchten betonen: Das ist ein Jubiläumskonzert, keine Reunion“, unterstreichen Hille und Lemmy. Gefeiert wird dann aber nicht nur das 40-jährige Bandjubiläum. „Nein, auch das Festival wird 40. Und der Film ‚Verlierer‘.“

Szene aus dem Film „Verlierer“: Der Ruhrpott-Film aus den 1980ern bietet nicht nur Ralf Richter (r) und Campino, sondern auch einen Auftritt von Violent Force mit „Dead City“.
Szene aus dem Film „Verlierer“: Der Ruhrpott-Film aus den 1980ern bietet nicht nur Ralf Richter (r) und Campino, sondern auch einen Auftritt von Violent Force mit „Dead City“. © Sunny Bastards Films | Sunny Bastards Films

Warum der Film wichtig ist? Der Streifen aus den 1980ern spielt im Ruhrgebiet, dreht sich um Jugendgangs, gesellschaftliche Außenseiter und deren Umgang mit der alltäglichen Tristesse. Mit dabei sind unter anderem Ralf Richter und Campino - und Violent Force: Die Velberter spielen ihren Song „Dead City“ in voller Länge.

Festival ist ausverkauft

Wer gerne dabei sein möchte, wenn dieses Dreifach-Jubiläum gefeiert wird, hat entweder schon ein Ticket - oder Pech: Denn das Festival ist bereits seit vor Weihnachten ausverkauft. „Da sind sämtliche Koryphäen aus den 80ern dabei“, freut sich Drummer Hille auf den Auftritt. „Und soweit wir wissen, kommt ein ganzer Bus mit Fans aus Velbert.“ Die Szene halte eben zusammen.

Geprobt haben die Musiker natürlich auch schon zusammen, „vier Mal war ich in Schleswig“, sagt Lemmy. Ein Treffen folgt noch, zwei Wochen vor dem Auftritt. Mehr sei nicht nötig. „Wie gesagt, die Jungs sind Profis“, sagt der Bassist. Und er und Hille seien auch noch nicht eingerostet.

„Wenn das Angebot stimmt ...“

Die Musik habe sie nie ganz losgelassen. „20, 30 Shows spiele ich in unterschiedlichen Bands noch pro Jahr“, zählt Lemmy auf. „Ich habe nie aufgehört. Ich brauche das einfach, mit einer Band unterwegs zu sein.“ Raus aus dem Proberaum, ab auf die Bühne, live spielen: „Das macht Spaß und erweitert den Horizont.“

Violent-Force-Drummer Hille (l) und Bassist/Sänger Lemmy beim Besuch in der WAZ-Redaktion.
Violent-Force-Drummer Hille (l) und Bassist/Sänger Lemmy beim Besuch in der WAZ-Redaktion. © Sascha Döring | Sascha Döring

Auch Drummer Hille bekommt nicht genug von Live-Auftritten: „Das ganze Drumherum macht so viel Spaß. Die Fanbase, die Partys.“ Vielleicht auch deshalb weichen die beiden aus, wenn es ums Danach geht. Ist das Festival der letzte Auftritt? Erst ein schnelles „Ja“, von beiden, doch dann schiebt Lemmy hinterher: „Wenn das Angebot stimmt …“

Beide Musiker haben darum gebeten, nur mit ihren jeweiligen Spitznamen erwähnt zu werden. Die echten Namen sind der Redaktion bekannt.