Neviges. Findet sich kein neuer Vorstand, ist der Bürgerverein Tönisheide bald Geschichte. Dabei ist er so wichtig, wie der Neujahrsempfang zeigt.

Beim Neujahrsempfang des Bürgervereins Tönisheide herrscht in Velbert traditionell eine fröhliche, heitere Stimmung. Stolz auf das alte Jahr zurückzublicken und voller Tatendrang auf das neue zu schauen, das macht den Neujahrsempfang aus, zu dem auch immer einige Kommunalpolitiker kommen. Doch in diesem Jahr war im evangelischen Gemeindesaal alles etwas anders. Gut, es wurden wieder Jubilare geehrt, ließ man das Jahr 2024 Revue passieren. Aber nach vorne schauen? „Man kann nicht planen, wir wissen ja nicht, wie es weitergeht, ob es überhaupt weitergeht. Ja, es ist ernst“, sagt Monika Hülsiepen anschließend im Gespräch mit der WAZ traurig. Seit 30 Jahren ist sie Tönisheiderin erste Vorsitzende, seit 50 Jahren Mitglied.

Gehört zum Neujahrsempfang einfach dazu: Nach dem offiziellen Teil ließen sich die Gäste einen herzhaften Eintopf schmecken. 
Gehört zum Neujahrsempfang einfach dazu: Nach dem offiziellen Teil ließen sich die Gäste einen herzhaften Eintopf schmecken.  © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Doch bei der nächsten Jahreshauptversammlung im März 2025 stellt sie sich nach so langer und engagierter Zeit der Vorstandsarbeit nicht noch einmal zur Wahl, ebenso wie der Rest des geschäftsführenden Vorstandes. Eine Nachfolge für das Quartett ist bisher nicht in Sicht. Sollte das auch bei der nächsten Jahreshauptversammlung in zwei Monaten noch der Fall sein, ist der 1907 gegründete Bürgerverein Tönisheide Geschichte. Dass Monika Hülsiepen, Stefan Atzwanger, Kurt Hörter und Herbert Leonhardt nicht noch einmal kandidieren, hatten die vier bereits Anfang 2024 unmissverständlich verkündet. Eben damit genug Zeit für die Nachfolgeregelung bleibt.

Neuer Vorstand wird dringend gesucht in Velbert

„Es haben sich wohl einige Leute gemeldet, die an einer Mitarbeit interessiert sind. Eine junge Frau kam schon zweimal zur Vorstandssitzung, und im Februar kommt eine andere Frau, die ich schon lange kenne“, sagt Monika Hülsiepen, die es ganz schrecklich fände, wenn ihr Bürgerverein, an dem sie mit so viel Herzblut hängt, stirbt. Es mangele nicht etwa an Interesse und Engagement, bei jeder Aktion meldeten sich stets freiwillige Helfer. „Da können wir nicht klagen, das ist nicht das Problem. Aber sich zu binden, Verantwortung zu übernehmen, das schon.“ Und ein geschäftsführender Vorstand, der trage eben Verantwortung, daher gehört für einen neuen Vorstand auch der Gang zum Notar, der das Amt offiziell besiegelt. „Wir sind ja ein eingetragener Verein, da ist das so.“

Im November spendete der Bürgerverein eine neue Lichterkette für den Tannenbaum im Bürgerpark, die Installation begutachten Monika Hülsiepen und Kurt Hörter.
Im November spendete der Bürgerverein eine neue Lichterkette für den Tannenbaum im Bürgerpark, die Installation begutachten Monika Hülsiepen und Kurt Hörter. © Stefan Atzwanger/Bürgerverein | Stefan Atzwanger/Bürgerverein

Ein Blick zurück beim Neujahrsempfang auf das Jahr 2024 zeigte einmal mehr, was der Bürgerverein in Tönisheide alles auf die Beine gestellt hat. Und dass man sich nicht ausmalen mag, wie wenig hier los ist, wenn dieses Engagement mal wegbricht. So gab es eine neue Lichterkette für den großen Tannenbaum im Bürgerpark, hier lud der Verein an einem Wochenende auch zum geselligen Adventstreff mit Punsch ein. Eine Premiere im Dezember war der Kindernachmittag im Café am Kirchplatz, gemeinsam organisiert mit der Inhaberin Bianca Dzameilov: Kinder haben unter Anleitung Kekshäuschen gebastelt, ähnlich wie Knusperhäuschen. „Es war rappelvoll, alle hatten so viel Spaß“, so die Vorsitzende. Nicht zu vergessen der Martinszug, den der Bürgerverein seit Jahrzehnten auf die Beine stellt, angefangen vom Buchen des St. Martins samt Pferd bis zur Brezelausgabe.

Interessenten bitte melden

Wer sich für einen Posten im neuen Vorstand interessiert: Entweder direkt die erste Vorsitzende Monika Hülsiepen anrufen unter 02053 80 632. Weitere Informationen gibt es im Netz auf www.bv-toenisheide.de

Der 1907 gegründete Verein hat zurzeit 230 Mitglieder.

„Dann gab es noch unsere Tagestour in die Eifel, den Info-Stand am Panorama-Radweg und unseren Seniorennachmittag mit großer Fotoschau. Manfred Bolz hatte viele Fotos mitgebracht, da waren alle ganz aus dem Häuschen, weil jeder irgendetwas wiedererkannte und dazu eine Geschichte wusste“, erinnert sich Monika Hülsiepen. Alle zwei Monate gibt der Bürgerverein zudem den Tönisheider Boten heraus, dazu kommt das „normale Tagesgeschäft“: So besucht Monika Hülsiepen jede Sitzung des Bezirksausschusses Neviges, trägt bei Bedarf in der „Fragestunde für Einwohner“ vor, was die Menschen hier bewegt.

Ehrung für treue Mitglieder

Lässt man die Sorgen um das Weiterleben des Vereins einmal außen vor, sei auch dieser Neujahrsempfang wieder sehr schön gewesen, sagt die Noch-Vorsitzende, alle hätten sich wohlgefühlt. Jubilarehrungen für treue Mitglieder gab es auch: 60 Jahre und länger dabei sind Karl-Josef Thiel und Michael Helbig, für die Sportvereine nahmen die Ehrungen entgegen Dieter Blobel (SV Union Velbert) sowie Jürgen Kratz und Stefan Langkeit (beide ASV Tönisheide). Überhaupt prägen viele Vereine diese wichtige Institution für Tönisheide, die noch zu retten ist. Aber es wird höchste Zeit.