Velbert. In ganz Deutschland wurde nach dem 13-jährigen Velberter gesucht. Mit Erfolg. Die Polizei erklärt, wie sie generell bei einer Vermisstenmeldung verfahren.

Eine gute Nachricht für Sylvia: Ihr vermisster Sohn Erik ist wieder da. Die Polizei konnte die Suchmaßnahmen in der Nacht auf Donnerstag (19. Dezember 2024) einstellen, nachdem der Junge wohlauf am Bahnhof von Travemünde bei Lübeck von der Bundespolizei gefunden wurde.

Der Junge wurde zunächst in Obhut der Behörden übergeben. Am Morgen machte sich die Familie auf den Weg, um den Jungen abzuholen. „Wir sind unendlich erleichtert und dankbar für alle, die mitgeholfen haben, unseren Erik wiederzufinden oder diejenigen, die an uns gedacht und für uns gebetet haben“, teilt Sylvia an diesem Morgen mit.

Polizei nimmt jede Vermisstenmeldung ernst, Velberter Erik wurde gefunden

Auch die Polizei bedankt sich bei allen, die zur erfolgreichen Suche nach dem Jungen beigetragen haben. Am Dienstagnachmittag hatte die Pressestelle der Polizei des Kreises Mettmann eine Öffentlichkeitsfahndung herausgegeben.

Doch die Suche nach dem vermissten Jugendlichen begann schon davor. Im Gespräch mit der WAZ-Redaktion erklärt Daniel Uebber, wie die Polizei mit Vermisstenmeldungen umgeht. Direkt im Vorfeld erklärt der Pressesprecher „es gibt keine gesetzliche 24-Stundenfrist, wie man das vielleicht aus dem Fernsehen kennt. Die Polizei sucht dann nach der vermissten Person, wenn sie der Meinung ist, dass die Person möglicherweise in Gefahr ist oder sich in einer Notsituation befindet.“

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Es gibt verschiedene Kriterien

Dabei gibt es unterschiedliche Kriterien. Besonders schnell agieren die Polizeibeamten beispielsweise, wenn eine vermisste Person orientierungs- oder hilflos sein könnte.

Generell, das betont Daniel Uebber, „nehmen wir aber jede Vermisstenmeldung ernst“ und oft beginnen die Suchmaßnahmen auch schon, bevor die vermisste Person über eine Öffentlichkeitsfahndung ausgeschrieben wird, sogenannte „interne Suchmaßnahmen“-

Dann „werden alle Kollegen darüber informiert, dass eine Person vermisst wird“, so der Pressesprecher, dafür gibt es ein polizeiinternes Informationssystem. „Hier teilen wir dann auch Fotos, die wir bekommen haben, sodass die Kollegen, die auf Streife sind, nach der oder dem Vermissten Ausschau halten können.“ Ebenfalls werden auch die ÖPNV und Taxizentralen informiert, damit sie „mit die Augen aufhalten.“

„Einen Gang hochschalten“

„Wenn wir dann der Meinung sind, wir müssen einen Gang hochschalten, informieren wir die Öffentlichkeit“, so Uebber. „Dann teilen wir die Infos zu der Person und ein Bild in einem Beitrag mit der Presse.“ Damit soll vor allem die Reichweite erhöht werden, „die sozialen Netzwerke sind dabei natürlich unser schärfstes Schwert.“ Daniel Uebber weiß, dass oftmals aber auch Vermisstenmeldungen geteilt werden, die nicht von der Polizei herausgegeben werden. Davor möchte er auch warnen: „Man muss damit immer vorsichtig sein“, teilt er mit.

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Polizei rät zur Vorsicht beim Teilen von privaten Vermisstenmeldungen

„Zum einen, weil es immer noch das Recht am eigenen Bild gibt“, zum anderen aber auch, weil es unterschiedliche Gründe gibt, dass die Polizei die Suche nicht mit der Öffentlichkeit teilt. Das kann beispielsweise taktische Gründe haben: „Manchmal warten wir noch ab, wenn wir beispielsweise konkrete Hinweise haben, wo sich die Person gerade aufhalten könnte“, erläutert er. „Oder aber auch, wenn es sich um eine Person mit suizidalen Absichten handelt“. Dann „müssen wir besonders sensibel sein, ob eine Öffentlichkeitsfahndung da nicht sogar die gesuchte Person noch mehr unter Druck setzt.“ Daher empfiehlt Daniel Uebber bei aller Anteilnahme, „immer auf die öffentliche Meldung zu warten.“

Ob bei einer Vermisstensuche ein Hubschrauber der Polizei zum Einsatz kommt, wird von Fall zu Fall entschieden. (Symbolbild).
Ob bei einer Vermisstensuche ein Hubschrauber der Polizei zum Einsatz kommt, wird von Fall zu Fall entschieden. (Symbolbild). © dpa | Sebastian Willnow

Auch, ob bei einer Suche Personenspürhunde oder aber Hubschrauber eingesetzt werden, entscheidet das Team individuell von Fall zu Fall. „Bei einer hochbetagten, orientierungslosen Person, die bei einer Minus 12 Grad kalten Nacht verschwindet, warten wir mit dem Einsatz eines Hubschraubers natürlich nicht bis zum nächsten Morgen“, erklärt der Leiter der Polizeipressestelle. Beim Einsatz der Spürhunde kann die Polizei auf eigene Vierbeiner zugreifen, kooperiert aber auch mit anderen Tierhaltern, beispielsweise Mantrailern vom DRK oder den Johannitern.

Zudem befinden sich die Polizeibeamten in einem engen Austausch mit den Angehörigen, fahren bekannte Anlaufadressen ab, Orte, wo sich die Personen gern und häufig aufhalten. Ebenfalls versuchen die Polizeibeamten bei einer vermissten Person, sofern sie ein Mobiltelefon dabei haben, sie zu kontaktieren oder aber auch zu orten.

Wann Öffentlichkeitsfahndungen herausgegeben werden, ist unterschiedlich

Ob weiteres Personal zu einer Suche dazu geordert wird, auch das entscheidet die Polizei immer von Fall zu Fall. „Die eigenen Kräfte halten bei der Streife auf jeden Fall die Augen offen“, aber auch Hundertschaften oder ein Hubschrauber können angefordert werden, wenn bei einer konkreten Gefahr ein bestimmter Bereich durchsucht werden soll.

Jeder Bürger kann übrigens mithelfen, wie beispielsweise bei der Suche nach Erik und die Augen offen halten. Hinweise nimmt die Polizei jederzeit entgegen und Daniel Uebber ermuntert: „Es ist oft so, dass eine Vielzahl an Hinweisen nicht zum Ziel führt, aber niemand sollte sich scheuen, sich bei der Polizei zu melden.“ Lieber ein falscher Hinweis zu viel, als ein guter Tipp zu wenig.

Irgendwann, das bestätigt der Polizeisprecher ebenfalls, werden Suchen auch eingestellt. Wann dies der Fall ist, wird ebenfalls völlig individuell entschieden.