Velbert. Um die Gunst von Azubis kämpfen viele Betriebe im Kreis Mettmann. Das Handwerk steht gut da. Diese Berufe sind bei Jugendlichen besonders beliebt
Handwerk hat goldenen Boden: Diesem alten Grundsatz folgen offenbar wieder deutlich mehr junge Menschen, wenn es um die Wahl eines Ausbildungsplatzes geht. Während die Arbeitsagentur insgesamt einen leichten Rückgang (-1,1 Prozent) von geschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichnete, berichtet die Handwerkskammer von einem deutlichen Plus bei der Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge, nämlich von 13,3 Prozent.
„Ausbildungsbereitschaft des Handwerks ungebrochen“
Ann-Kathrin Lauf, Leiterin Ausbildungsberatung der Handwerkskammer Düsseldorf: „Trotz einer konjunkturell schwierigen Situation und einer schlechten Stimmung in weiten Teilen der Wirtschaft ist die Ausbildungsbereitschaft des Handwerks also ungebrochen. Die Betriebe wissen, dass sie dem drohenden Fachkräftemangel nur durch Ausbildung begegnen können.“
Mehr Verträge auch in den Nahrungsmittelhandwerken
Deutliche Pluszahlen verzeichnen die für die Umsetzung der Klimaziele relevanten Handwerke. Für Elektroniker/innen wurden 9 Prozent mehr Verträge geschlossen, für Anlagenmechaniker/in Sanitär, Heizung, Klima waren es 6,8 Prozent. Aber auch das Kfz-Gewerbe bleibt weiterhin hochattraktiv, 19,6 Prozent mehr Verträge. Die Nahrungsmittelhandwerke konnten ebenfalls in diesem Jahr nach einer längeren Durststrecke wieder ein positives Ergebnis erreichen. Anders in der Gesundheitsbranche, bei Augenoptikern und Hörgeräteakustikern wurden rund 40 Prozent weniger Verträge geschlossen.
Lage nicht überall erfreulich
Während das Handwerk die aktuelle Ausbildungssituation eher positiv bewertet, ist die Lage nicht überall so erfreulich. So haben die Arbeitgeber insgesamt im Ausbildungsjahr 2128 Ausbildungsstellen gemeldet. Das waren 346 Stellen oder 14 Prozent weniger als im Ausbildungsjahr zuvor. 301 Ausbildungsplätze waren bis Ende September noch unbesetzt. Ende September waren andererseits noch 334 junge Frauen und Männer auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Karl Tymister, Chef der Arbeitsagentur für den Kreis Mettmann: „Die angebotenen Ausbildungsstellen passen nicht immer zu den Berufswünschen der Jugendlichen.“ Die Berufsberater der Agentur suchten gemeinsam mit den Jugendlichen nach guten Alternativen zu den ursprünglichen Wunschberufen.
IHK verzeichnet ein Minus
Für den Sektor Handel und Industrie verzeichnet die IHK (Industrie- und Handelskammer) auch ein dickes Minus (-13,1 Prozent ) bei der Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze. Es wurden dementsprechend weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen, 0,5 Prozent weniger im Handel und 2,5 Prozent weniger im gewerblichen Bereich.
Dr. Jürgen Holtkamp, Bereichsleiter Ausbildung der IHK Düsseldorf, warnte: „Die verschlechterten Rahmenbedingungen der Industrie in den vergangenen Monaten verschärfen die Lage zusätzlich.“ Besonders wichtig sei es, junge Menschen von den Vorteilen einer dualen Ausbildung zu überzeugen und diejenigen gezielt zu begleiten, die bisher keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Man müsse diesen Jugendlichen engmaschige Begleitung bieten und ihnen den Weg durch Ausbildung erleichtern. Viele benötigten nach den Coronajahren eine besondere Unterstützung.
Neue Wege gesucht
Damit die Firmen Azubis finden, müsse man vielleicht über neue Wege nachdenken, die jungen Leute auf digitalem Wege anzusprechen.
Um die noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber mit den noch unbesetzten Ausbildungsstellen zusammenzubringen, werden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt. Außerdem melden sich in den nächsten Wochen erfahrungsgemäß noch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen wieder auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Auch Betriebe melden Ausbildungsstellen, die wieder frei geworden sind.