Velbert/Wülfrath. Eine Alptraumvorstellung für alle werdenden Eltern: Wenn das Baby tot zur Welt kommt oder kurz nach der Geburt stirbt. Hier gibt es Hilfe.
Es geschieht viel häufiger als man denkt, für die betroffenen Frauen ist es oftmals ein traumatisches Erlebnis. Und doch wird darüber häufig nicht geredet. Dabei endet jede zehnte bis jede fünfte Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt. Auch wenn sich vier von fünf Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft ereignen, leiden die Mütter und Väter, trauern um ihre „Sternenkinder“ - die vor, bei oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Im benachbarten Wülfrath gibt es nun eine Anlaufstelle für die Eltern.
Hier finden betroffenen Eltern Hilfe
Drei Frauen gründen in der Kalkstadt eine Selbsthilfegruppe, um dieser Trauer Raum zu geben und sie zu begleiten. Patricia Glück ist eine dieser Frauen. Die 39-jährige Wülfratherin ist Hebamme und begleitet Familien vor, während und nach der Geburt ihrer Kinder, ob die Schwangerschaft glücklich endet oder nicht.
„Es fehlt vor Ort eine Anlaufstelle für Eltern von Sternenkindern“, so die Mutter von vier Kindern an der Hand und zweien im Herzen. Sie ist also selbst Betroffene.
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Mit pragmatischer Kälte
Sternen-, Schmetterlings- oder auch Engelskinder – das sind Begriffe für Babys die vor, während oder direkt nach der Geburt sterben. Als Kinder, als Menschen, werden sie längst nicht von allen Seiten angesehen. Noch bis vor einigen Jahren waren sie juristisch gesehen nicht existent. Sie konnten noch nicht einmal bestattet werden.
Das hat sich zwar geändert, so gibt es auch in Velbert regelmäßig Bestattungen von Sternenkindern. Doch noch immer haben Eltern von Sternenkindern ihre ganz eigenen Sorgen. Etwa, wenn die Umgebung der Trauer mit pragmatischer Kälte begegnet. Wie die Umgebung damit umgeht, dass ein Paar ein Sternenkind betrauert, ist so unterschiedlich, wie die Menschen an sich, weiß Gabi Sieberg, Trauerbegleiterin BVT und selbst Sternengroßmutter.

Kommentare, die betroffen machen
Wahre Empathie und echte Tränen in den Augen der Gesprächspartner erlebe man, aber auch Kommentare, die sie sehr betroffen machen. „Du hast ja schon drei Kinder!“, oder „Du bist noch jung, da kann ja noch eins kommen.“ Dies seien keine hilfreichen Antworten für trauernde Eltern.
Dass nicht alle Sterneneltern jemanden haben, mit dem sie reden können, weiß auch Beatrix Kraemer. Zum einen aus ihrer Arbeit als Leitung einer katholischen Kindertagesstätte, zum anderen durch ihr Engagement als Trauerbegleiterin für Kinder im Kindergartenalter und für Familien.
Auch die Geschwister trauern
„Wenn das Baby der Patentante im Bauch verstirbt, kann ein Fünfjähriger auch mal wütend reagieren, da sie ja schließlich besser hätte aufpassen müssen“, so Kraemer. So wendeten sich die Eltern des Kindergartenkindes vertrauensvoll an Kraemer. „Kinder trauern anders und Eltern fehlen oft die Worte in der eigenen Trauer.“
Gespräche in der Kita
Beim Abholen ihrer Tochter vom Kindergarten kam Patricia Glück immer wieder in den Austausch mit der Kita-Leitung, dass man etwas ändern müsse, bis sie beide beschlossen, es nun selber anzupacken. Schnell fand sich Gabriele Sieberg als Mitstreiterin und sowohl die katholische Kirchengemeinde St. Maximin, als auch die Hospizgruppe Wülfrath e.V. boten Unterstützung an.
Austausch von Vätern und Müttern
Ein Austausch von Sternenmüttern und -vätern unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer religiösen Vorstellung oder welche Geschichte sie mitbringen, ist das Ziel aller Beteiligten. „Egal ob es drei Monate, drei oder dreißig Jahre her ist. Für ein Gespräch unter Betroffenen ist es nie zu spät“, finden sie und laden für Montag, 4. November, 18 Uhr zu einem ersten Treffen im Corneliushaus in der Kirschbaumstraße 26 ein. Um Voranmeldung (gerne auch anonym) wird gebeten unter sternenkindercafe-wuelfrath@gmx.de. Auch wer Fragen oder Gesprächsbedarf hat, kann sich hier melden.