Velbert. Eine neue Attraktion in der Innenstadt: Das sind die Tiere, die nun auf dem Hertie-Gelände grasen. Sie werden hier bewusst eingesetzt.
Da staunten viele Velberter nicht schlecht, als sie am Wochenende auf dem Gelände des ehemaligen Hertie-Geländes auf einmal Schafe und Ziegen weiden sahen. Doch die Tiere sind nicht zufällig auf dem Gelände, sondern dienen als ökologischer Rasenmäher. David Jacobi hatte die Idee, mit seinen Ziegen und Schafen, unter anderem die Flächen der Technischen Betriebe Velbert zu bewirtschaften. Damit werden viele tausend Liter Diesel eingespart und die Flächen werden ressourcenschonend gepflegt. Lesen Sie den gesamten Text über die Arbeit des Schäfers hier:
Schäfer David Jacobi pflegt mit Ziegen und Schafen Velberts Grünflächen
Genüsslich pflückt sich eine deutsche Edelziege ein frisches Brombeerblatt vom Strauch. Eine andere reckt sich gerade an einem Baum nach einem frischen Stück Rinde. Ein wahrlich schmackhafter Job für die Ziegen des Langenbergers David Jacobi.
Denn was die kleine Herde an diesem umzäunten Grundstück am Teich betreibt, ist Arbeit. Ebenso ist es ein Teil des Jobs von ihrem Besitzer, denn der Langenberger Schäfer pflegt diese Flächen der Stadt Velbert und des Wasserverbandes mit seinen Tieren.
Velberter Schäfer kooperiert seit etwa einem Jahr mit den Technischen Betrieben Velbert
Seit einem Jahr arbeitet der 37-Jährige mit den Technischen Betrieben zusammen. Die Idee kam ihm, als er sah, wie eine Wiese maschinell gemäht wurde. „Da gehen 1000 Liter Diesel bei drauf“, sagt er. Mit seinen Schafen und Ziegen kann es diese Flächen ressourcenschonend pflegen. „Wofür ein Rasenmäher eine Stunde braucht, benötigen die Tiere vielleicht zwei Wochen“, erklärt er. Ein Vorteil: „Es gibt ja immer weniger Insekten. Wenn die Schafe oder Ziegen eine Fläche langsam abweiden, dann wird der Lebensraum nicht zerstört.“
Auch verdichten die grasenden Tiere nicht, wie eine schwere Mähmaschinen, den Boden, „das ist doch eine absolute win-win-Situation für alle.“ . Auch die TBV freuen sich, „diese ressourcenschonende Variante nutzen zu können. Gerade durch das Grasen der Tiere sparen wir fossile Brennstoffe, da wir auf Maschinen komplett verzichten können. Ebenso verringern wir dadurch den Personalaufwand sowie den Transport des Grasschnitts“, erklärt die Pressesprecherin der TBV, Elli Tessadri. „Das Grasen der Tiere begünstigt auch den Nestbau von Insekten, was für uns ein wichtiger, nachhaltiger Nebeneffekt ist.“
Mit seinen Tieren ist David Jacobi 365 Tage im Jahr unterwegs, in kleinen Gruppen hat er sie derzeit auf 13 Flächen in Velbert aufgeteilt, drei bis vier Mal pro Saison wird die gleiche Fläche begrast. Im Winter pflegen die Tiere dann beispielsweise Kuhweiden. Eine Stallpause gibt es für sie meist nicht. „Nur wenn es richtig kalt ist oder extrem lange Regenphasen sind, kommen sie mal in den Stall“, freut sich David Jacobi über die Robustheit der Tiere.
Je nach Pflegebedarf kommen Ziegen oder Schafe zum Einsatz
Ob Schaf oder Ziege auf den einzelnen Flächen zum Einsatz kommen, richtet sich nach dem Pflegebedarf: „Hier sollen beispielsweise die Bäume und Sträucher weg“, erklärt der Schäfer aus Leidenschaft. „Da kommen dann die Ziegen zum Einsatz, denn sie entschalen die Baumstämme“. Dadurch stirbt der Baum ab. Wenn die Herde ihren Job erfüllt und alles abgefressen hat, geht es zum nächsten Einsatz.
Kleine Strecken geht der Schäfer zu Fuß und wenn es über Straßen geht „am besten Sonntagmorgens, da störe ich nicht den Verkehr.“ Mit den Tieren, die die Flächen pflegen, bereitet er auch Passanten und Anwohnern jede Menge Freude. „Die meisten finden es toll, die Schafe und Ziegen zu beobachten.“ Manchmal erhält er auch Anrufe, denn seine Nummer hängt an jeder Fläche, „falls mal was mit den Tieren ist.“ Aber meist kommt die Frage, „dürfen wir denen Futter geben.“ Generell, das findet David Jacobi an seinen Schafen und Ziegen so toll, brauchen sie außer dem, was sie auf den Flächen zu fressen finden, nichts. Im Gegensatz zu Rindern oder Schweinen, die zugefüttert werden müssen. „Aber mal gegen eine Möhre habe ich nichts.“
Schafe und Ziegen zu besitzen, davon träumte David Jacobi schon sein Leben lang. „Ich bin zwar im landwirtschaftlichen Bereich groß geworden, aber wir hatten weder Schafe noch Ziegen.“ Wenn der Schäfer dann in den Ort kam, war er als Kind „immer da“. Nun hat er seine eigenen Tiere und im Nebenerwerb Schäfer. Dazu ist er als Schafscherer und in der Sozialpädagogik tätig. Derzeit macht er seinen Meister - zum Schäfer. Denn er träumt davon, irgendwann hauptberuflich von und mit seinen Tieren leben zu können. Zwar ist dafür die Meisterprüfung nicht unbedingt notwendig, aber der Wahl-Langenberger lernt gerne und „ich möchte gerne auch ausbilden.“ Eine Ausbildung übrigens, die weltweit einmalig ist.
Mit seiner Frau möchte er gerne eine Käserei bauen und dort selbst zunächst Ziegen- und dann Schafskäse herstellen. Auch dann sollen die Tiere aber weiter auf den Flächen grasen und genau wie Jacobi einen 365-Tage Job an sieben Tagen die Woche, rund um die Uhr haben. Eben einen Job, der den Schäfer gleichermaßen wie seine Tiere erfüllt und glücklich macht. Wer ebenfalls Flächen hat, die er von David Jacobis Tieren gepflegt haben möchte, kann sich mit dem Schäfer telefonisch unter der Rufnummer 017656850132 in Verbindung setzen.