Velbert. Ulrich Rehmann, bisher Seniorchef, geht mit 73 Jahren in den Ruhestand. Sein Sohn Marc ist nun alleiniger Chef des traditionsreichen Möbelhauses.
Als Ulrich Rehmann 1981 – damals gerade 30 Jahre alt – mit seiner Frau Dorothée in vierter Generation ins elterliche Möbelhaus einstieg, waren Wohnwände gerade im Trend - „Eiche rustikal“, wie er sich erinnert. Wuchtige Möbel, große Rundecken. Das Geschäft befand sich unter dem Namen „Die Möbel-Ecke“ noch an der Friedrichstraße, mitten in der Stadt also.
Wenn sich der heute 73-Jährige an diese Zeit erinnert, leuchten die Augen. Fast scheint es so, als würde er gedanklich wieder in diesem Laden stehen, der „aus allen Nähten platzte“. Und so wurde bereits ab Mitte der 80er-Jahre an einen Umzug, an eine Expansion gedacht. „Zuletzt hatten wir 2800 Quadratmeter Fläche, verteilt auf drei Standorte“, erinnert sich Ulrich Rehmann.
Herbert Rehmann gründete das Unternehmen 1887 in Velbert
Verglichen mit dem Start – Hermann Rehmann hatte das Unternehmen 1887 als kleine Schreinerei mit angeschlossenem Sargmagazin gegründet – war das natürlich schon riesig, „aber wir brauchten einfach mehr Platz“. Die Stadt Velbert hätte es gern gesehen, wenn die Rehmanns in der Innenstadt geblieben wären, „aber es gab keine passenden Flächen“, sagt Ulrich Rehmann, der eines Tages in der WAZ las, dass die Firma Jungheinrich ihren Standort an der Ecke Heiligenhauser Straße / Flandersbacher Weg aufgeben wird. Auf der „grünen Wiese“ also: „Ich wusste sofort, dass das der perfekte Standort ist“, so Ulrich Rehmann. Die Autobahn in Richtung Ratingen war schon in Planung – ein echter Standortvorteil. „Dass die A44 auch heute nur bis nach Heiligenhaus reicht, konnte damals ja keiner ahnen“, fügt er hinzu – und hofft, dass dort möglichst bald weitergebaut wird.
Seit 1995 am neuen Standort an der Stadtgrenze zu Heiligenhaus
1995 zog Möbel Rehmann an den neuen Standort – aus den 2800 Quadratmetern wurden von einem Tag auf den anderen 7000. Nach zwei Erweiterungen (1999 und 2005) sind es heute gar 20.000 – inklusive 2000 Quadratmeter Küchenzentrum. Eins ist trotz aller Entwicklungen und mit mittlerweile mehr als 100 Mitarbeitenden jedoch geblieben: „Rehmann ist ein echtes Familienunternehmen“, sagt Ulrich Rehmann, der nun guten Gewissens die Geschäfte vollständig an die nächste Generation übergeben hat. „Eigentlich wollte ich schon 2020 aussteigen, aber dann kam das Corona-Virus mit all seinen Herausforderungen“, erklärt er die „Verzögerung“.
Marc Rehmann: Der Möbelhandel wurde ihm in die Wiege gelegt
Marc Rehmann (41), der nach Ausbildung im Möbelhandel, BWL-Studium und Auslandserfahrung in den USA bereits seit 2009 im Unternehmen ist und nach und nach immer mehr Verantwortung übernommen hat, ist nun also alleiniger Chef. „Als Kind war der Laden ein großer Abenteuerspielplatz, wo man verstecken spielen oder Rollschuh laufen konnte“, erinnert sich Marc Rehmann: „Als Jugendlicher habe ich dann geholfen, Ware auszuräumen oder Paletten zu fahren. Und auch abends zu Hause ging es oft um Möbel und das Geschäft.“ Der Möbelhandel sei ihm also schon in die Wiege gelegt worden – „und der Beruf macht auch großen Spaß, weil wir Menschen ihre Wohnträume erfüllen können“, sagt Marc Rehmann.
Die Rehmanns investieren in die Zukunft
Er selbst hat zwei Töchter – elf und sieben Jahre alt: „Die haben aktuell ganz andere Traumberufe“, sagt er lachend. Und er will sie auch nicht beeinflussen. „Sie sollen sich völlig frei entscheiden können, ob sie die dann sechste Generation werden.“ Ulrich und Marc Rehmann sehen das Unternehmen gut aufgestellt, zuletzt wurde ein Millionen-Betrag in die Umgestaltung der Ausstellung investiert, auf dem Dach geht in Kürze eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb – „bisher geben wir jeden Monat eine fünfstellige Summe für Strom aus“, sagt Ulrich Rehmann.
Dass Kunden in 20 Jahren gar kein Möbelhaus mehr brauchen, weil sie beispielsweise mit VR-Brillen die Wunschmöbel vor der Bestellung schon einmal virtuell im eigenen Zimmer platzieren können, glaubt Marc Rehmann nicht. „Die Kunden werden weiterhin probesitzen oder -liegen und den Stoff anfassen wollen“, ist er überzeugt. Dennoch werde Möbel Rehmann in Zukunft den Online-Bereich ausbauen.
Keine Expansionspläne, keine akuten Veränderungen
Ein weiterer Ausbau der Geschäftsfläche ist indes nicht geplant – ebensowenig eine Expansion in anderen Städten. „So wie es jetzt ist, passt es sehr gut“, sagt Marc Rehmann, der auch keine Ad-hoc-Veränderungen plant: „Mein Vater und ich haben in den letzten Jahren eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet und alle wichtigen Zukunftsentscheidungen gemeinsam getroffen. Insofern gibt es nichts, was nun akut verändert werden müsste.“
Ulrich Rehmann freut sich auf mehr Zeit für Wohnmobil-Reisen und Radfahren
Ulrich Rehmann freut sich indes darauf, mehr Zeit für seine Hobbys zu haben: mit dem Wohnmobil durch Europa reisen – mit seiner Frau Dorothée und natürlich auch Labradorhündin Ronja - oder mit dem Fahrrad die Umgebung erkunden. Ganz zur Ruhe setzen will er sich aber noch nicht. Gemeinsam mit seiner Tochter Sabine Auteri-Rehmann will er die Rehmann B&W GmbH, die sich mit dem Ankauf von Immobilien für den eigenen Bestand sowie mit der Vermietung und dem Verkauf von Fremdimmobilien befasst, weiterentwickeln. „Sonst würde mir wohl schnell langweilig“, sagt er lächelnd.