Velbert. 13-Jährige aus Velbert will Deutsche Jugendmeisterin im Minigolf werden. Weshalb sie für den Sport brennt und was Mitschüler dazu sagen.

Konzentriert schaut Jojo auf den kleinen roten Ball auf dem Eternitboden. Dann schlägt sie ab. Dieses Mal geht der Ball direkt ins Loch. Ein Grinsen huscht über ihr Gesicht. „Geht doch!“, sagt sie zufrieden.

Nicht immer war die 13-jährige Velberterin, die eigentlich Johanna heißt, so entspannt, wenn die ersten Schläge an der Minigolfbahn nicht direkt gut saßen. Doch gute Nerven zu haben und sich auf den aktuellen Schlag zu konzentrieren, ist extrem wichtig, wenn man erfolgreich im Sport sein will.

Dieses Jahr kämpft Johanna um den Sieg in der Deutschen Meisterschaft beim Minigolf

Und damit räumt die Landesmeisterin im Minigolf gern zu Anfang mal mit dem hartnäckigen Gerücht auf, dass es sich bei Minigolf um „keine echte Sportart“ handelt. „Viele meiner Klassenkameraden belächeln Minigolf“, weiß Jojo, „sofern sie den Sport überhaupt kennen“. Dabei weiß die erfolgreiche Spielerin, dass ein Turnier, gerade im Sommer, dem Körper so einiges abverlangt. „Da muss man schon fit sein“, denn die Wettbewerbe dauern den ganzen Tag.

Die Spielerinnen und Spieler stehen so manches Mal den ganzen Tag in der prallen Sonne. Und auch „wenn der Sport dafür bekannt ist, dass man sich nicht verausgabt, weil man nicht ständig herumläuft, muss man viel Ruhe mitbringen und den Bewegungsablauf adaptieren“, erklärt Johanna, die die achte Klasse des Velberter Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) besucht. „Auch die Koordination ist wichtig.“ Wer gut ist, der setzt all das eben schnell um.

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Dass Johanna so erfolgreich in ihrem Sport ist, verdankt sie eigentlich einem Zufall. „Ich war sechs oder sieben Jahre alt und bin mit meinen Eltern hier in Neviges zum Minigolfspielen gefahren.“ Für die gesamte Familie zunächst eine Unternehmung, die sie in den Sommerferien machen. Doch während andere ihre Punkte nach dem Spiel zählen, aus Spaß den Sieger ausrechnen und dann im nächsten Jahr wiederkommen, begann genau hier die Karriere für Jojo. „Der Platzwart kam zu mir und sagte mir, dass ich Talent habe.“

Johanna kennt die Tücken jeder Bahn. Auf dem Minigolfplatz in Neviges wurde ihr Talent entdeckt.
Johanna kennt die Tücken jeder Bahn. Auf dem Minigolfplatz in Neviges wurde ihr Talent entdeckt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Das freut die Velberterin und auch die Eltern. Denn „schon im Kindergarten wird ja immer gesagt, Kinder sollen ein Hobby haben. Aber für nichts war Johanna wirklich zu begeistern“, erinnert sich die Mutter, „aber dann kam das Minigolfen“. Jojo ist Feuer und Flamme und trainiert ab sofort regelmäßig in Neviges beim FC Hardenberg. „Ich fand es toll, dass jemand mit mir was machen wollte“, erinnert sie sich. Auch an einigen Turnieren, wie dem Osterturnier, nimmt sie teil. Doch stets, und das ist trotz der Karriere noch heute so, steht der Spaß im Vordergrund. Doch schnell stellt das Mädchen fest: „Ich war immer total aufgeregt und nervös“. So richtig stellte sich der Erfolg nicht ein. Als dann immer mehr Kinder in ihrem Alter nicht mehr zum Training nach Neviges kommen, wechselt Johanna schließlich zum BSC Ennepetal.

Hier hilft ihr ab sofort Trainer Ralf Wilhelms, selbstbewusster ins Turnier zu gehen. Und noch etwas sorgt dafür, dass Jojo an Selbstvertrauen gewinnt. „Ich habe hier meine Freundin Isabella kennengelernt.“ Endlich ein Mädchen, dass die gleichen Interessen wie sie hat, mit der sie sich austauschen kann, wenngleich es bei ihren Gesprächen meistens dann doch gar nicht ums Minigolfen geht. Johannas Angst „hörte irgendwann einfach auf“ und sie ergattert die ersten Medaillen.

Dank Trainer Ralf fühlt sich Johanna sicher: Gut vorbereitet geht es zur Deutschen Meisterschaft nach Bildstock.
Dank Trainer Ralf fühlt sich Johanna sicher: Gut vorbereitet geht es zur Deutschen Meisterschaft nach Bildstock. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Und auch in diesem Jahr ist Johanna wieder erfolgreich. Derzeit bereitet sie sich in Bildstock auf die Deutsche Meisterschaft vor. „Denn trainiert wird immer dort, wo auch das Turnier stattfindet“, erklärt Johanna. Es ist das erste Mal, dass sie dafür von der Schule befreit wird. Für die Spielerin ist es wichtig, auf der Bahn zu trainieren, auf der die Meisterschaft stattfindet, denn auch wenn ein Turnier immer aus 18 Bahnen besteht und die Bahnen vielleicht daheim genauso aussehen: „Jede ist individuell.“ Sei es durch leichte Schrägen oder unsichtbare Spuren. Vor Ort lernt Jojo jede Eigenheit und jede Tücke im Spiel. Im Gegensatz zum Golfen gibt es beim Minigold übrigens nur ein bis zwei Schläger, dafür aber viele unterschiedliche Bälle

Ab Donnerstag, 4. Juli, wird es dann für Johanna ernst. Gemeinsam mit Freundin Isabella, Sonja und Jan geht es um den Sieg bei den Deutschen Minigolf-Juniormeisterschaften. Die findet auf unterschiedlichen Systemen statt. Während in Neviges die Anlage mit Eternit-Bahnen ausgestattet ist, gibt es auch Minigolfbahnen mit Filz. Hier hatte sich Johanna im vergangenen Jahr den Sieg geholt, mit der Mannschaft wurden sie zweiter im Matchplay.

Ein Ritual hat die junge Velberterin übrigens: „Ich sage meinen Gegnern immer vorher einmal Hallo.“ Natürlich, weil sie höflich ist und auch „weil es dann keine Fremden mehr für mich sind“. Wenn Johanna in die Zukunft blickt, dann wünscht sie sich: „Bei der WM mitspielen“, doch sie weiß, Geld verdienen wird sie mit ihrem Sport nie. Daher „möchte ich unbedingt was mit Menschen machen. Vielleicht Grundschullehrerin“.