Velbert. S.Oliver gibt es schon seit 2007 in der Stadt. Weshalb der Franchisenehmer trotz Schließung in der Galerie Velbert nicht den Rücken kehrt.

Eigentlich ist Kai Sündermann ein Fan von Einkaufszentren. „Vor allem hat man dort einen interessanten Mietermix und einheitliche Öffnungszeiten.“ Ein Grund, weshalb er einst, im Mai 2019, mit seinem s.Oliver-Store aus dem Herzen der Innenstadt in die Velberter Stadtgalerie zog. Hier schließt er nun in nur wenigen Tagen sein Geschäft.

Bereits 2007 hatte der Franchisenehmer von derzeit sieben s.Oliver und Street-One/Cecil-Stores in Nordrhein-Westfalen das Modebekleidungsgeschäft für Damen und Herren in der City eröffnet. Als für die Stadtgalerie neue Mieter gesucht wurden, zögerte er nicht und zog mit s.Oliver um, eröffnete ebenfalls eine Street-One/Cecil-Filiale im etwa 12.000 Quadratmeter großen Einkaufszentrum.

S.Oliver zog in die Stadtgalerie, nun geht es zurück in die Fußgängerzone

Sündermann war und ist realistisch: „Natürlich ist es immer ein Risiko für eine mittelständische Stadt, ob diese eine Fußgängerzone sowie ein Einkaufszentrum in dieser Größenordnung verträgt. Und oft gibt es einen Gewinner und einen Verlierer.“ Die Stadtgalerie hatte, so der 44-Jährige, großes Potenzial. „Wenn ein Einkaufszentrum auf den Markt kommt und 80 bis 85 Prozent der Ladenlokale vermietet sind, ist das gut.“ Dann entwickele sich eine Eigendynamik: „Viele Mieter schauen sich erst einmal an, wie es läuft und ziehen später dazu.“ Doch besonders die Corona-Zeit habe es dem Einkaufszentrum, insbesondere so kurz nach dem Start, sehr schwer gemacht. „Und dann brach der Ankermieter weg und durch ihn die kleinen Mieter. Das ist dann ein Kreislauf. Große Mieter kommen, wenn es kleine Mieter gibt und kleine Mieter bleiben, wenn ein Ankermieter da ist.“

An beidem fehlt es der Stadtgalerie derzeit, sodass nun auch Kai Sündermann mit seinem s.Oliver-Store zurück in die Innenstadt zieht. „Ich habe da nicht gepokert und gewartet, bis ich was Neues finde.“ Denn für sein Modegeschäft braucht er Laufkundschaft, die fehlt in der Galerie derzeit. Die Beendigung des Mietvertrages für das Ladenlokal in der Stadtgalerie stand fest, bevor die „Tinte für den neuen Vertrag getrocknet war.“ Doch ein Geschäft in passender Größe und in guter Lage war gefunden, mit einem „netten und kooperativen Vermieter“.

In der Velberter Stadtgalerie läuft der Ausverkauf noch bis Mitte Juli. Im September eröffnet s.Oliver dann in der City.
In der Velberter Stadtgalerie läuft der Ausverkauf noch bis Mitte Juli. Im September eröffnet s.Oliver dann in der City. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

s.Oliver in Velbert zieht gegenüber vom alten Ladenlokal ein

Und so wird derzeit im künftigen Ladenlokal, in dem einst Mode von Gerry Weber verkauft wurde, kräftig gearbeitet. Wände werden gezogen, neue Beleuchtung integriert. Kai Sündermann weiß schon genau, wie sein Laden aussehen wird: Auch weil viele der Elemente aus dem alten Geschäft mit umziehen werden. Doch auch wenn s.Oliver in der Stadtgalerie Mitte Juli schließt: Eröffnet wird das neue Geschäft erst im September. „Während der Sale-Phase macht das einfach keinen Sinn“, sagt der Geschäftsmann. „Dann sind wir mal sechs Wochen weg.“

Im ehemaligen Gerry-Weber-Store in Velbert zieht bald s.Oliver ein.
Im ehemaligen Gerry-Weber-Store in Velbert zieht bald s.Oliver ein. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dass sich Kai Sündermann dazu entschieden hat, mit s.Oliver in Velbert zu bleiben, hat nicht nur den Grund, dass er selbst gerne hier ist: „Die Fußgängerzone hier ist viel besser als in vielen anderen Städten“, spricht der Franchisenehmer aus Erfahrung. „Aber der Bürger muss es selbst in die Hand nehmen, ob die Innenstadt belebt ist oder nicht.“ Und so appelliert er: „Lasst uns doch mal gemeinsam schauen, dass es gut läuft.“ Denn wenn „jeder nur Onlineshopping anstatt Heimatshopping macht, dann kann kein Laden in der City funktionieren“.

Rückzug in Stadtgalerie schließt Franchise-Nehmer von s.Oliver nicht aus

Sogar einen Rückzug in die Stadtgalerie mit einem anderen Konzept schließt der Geschäftsmann nicht aus. „Wir werden die Entwicklung der Stadtgalerie genau beobachten. Schön wäre es, wenn sich Fußgängerzone und Einkaufszentrum vom Mietermix ergänzen.“ Allerdings eher für Street One/Cecil, deren Mode ein etwas ausgewählteres Publikum bedient, die konkret ein Bekleidungsgeschäft aufsuchen.

Mit s.Oliver aber, das hat Kai Sündermann seit der Ersteröffnung 2007 erfahren, „passen wir mit dem Casual-Sortiment für Damen und Herren sehr gut in die Stadt“. Dort biete man Mode im mittleren Preissegment an. „Aber am Ende entscheidet natürlich der Kunde, wie lang ich hier bin.“

Vielleicht behält Kai Sündermann mit seiner Erfahrung Recht, immerhin hatten schon seine Eltern ein Modefachgeschäft, in dem er mit zwölf Jahren bereits bei der Inventur mithalf. „Ich bin im Einzelhandel groß geworden“, sagt er. Und nicht nur das: „2005 habe ich als jüngster Partner meinen ersten s.Oliver-Store eröffnet“. Er hofft, dass nicht nur er, sondern auch die Velberter wieder mehr an die ihre Stadt glauben: „Ihr glaubt nur, dass es bei euch schlechter ist. Habt doch ein Stück mehr Optimismus“, wirbt der Franchisenehmer.