Velbert. Die Stadtwerke Velbert erhöhen Verbrauchspreis und Grundpreis deutlich. Wer ab wann wie viel mehr zahlt und wer von der Erhöhung ausgenommen ist.
Tobias Grau, seit Anfang des Jahres neuer Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert, weiß: „Diese Nachricht wird keine positiven Reaktionen auslösen.“ Dennoch sei der Schritt notwendig und begründbar, so Grau weiter: „Wir müssen die Trinkwasser-Preise zum 1. Juli anpassen.“
„Anpassen“ heißt in diesem Fall – wie so oft: nach oben. Es erfolgt also zum 1. Juli eine Preiserhöhung im Bereich der Wasserpreise. Und es wird eine durchaus spürbare Erhöhung. Der verbrauchsabhängige Preis wird von 1,49 auf 1,69 Euro (brutto) angehoben – ein Plus von 13,7 Prozent.
Das bedeutet die Preiserhöhung konkret für Haushalte in Velbert
Aber auch wer Wasser spart, muss künftig tiefer in die Tasche greifen, denn auch der fixe Preisbestandteil, der Systempreis, wird nach achteinhalb preisstabilen Jahren deutlich angehoben – um durchschnittlich 24,4 Prozent. Für einen Einfamilienhaus-Wasseranschluss müssen laut Geschäftsführer Grau künftig pauschal rund 233 Euro im Jahr gezahlt werden, der Verbrauch kommt obendrauf. Die Stadtwerke haben Modellrechnungen erstellt: Bei einem Fünf-Parteien-Haus mit 65 Kubikmetern Jahresverbrauch steigen die monatlichen Kosten ab 1. Juli um rund 2,90 Euro pro Wohnung und Monat, Bewohner eines Einfamilienhauses mit einem Jahresverbrauch von 110 Kubikmetern Wasser pro Jahr zahlen künftig rund 5,60 Euro pro Monat mehr.
Stadtwerke Velbert haben Systempreis lange nicht erhöht
„Die zuverlässige und rund um die Uhr qualitätsgerechte Versorgung mit Trinkwasser ist energie- und personalkostenintensiv“, sagt Tobias Grau. In den achteinhalb Jahren, in denen der Systempreis nicht erhöht wurde, seien die Personalkosten durch Tarifabschlüsse um 23 Prozent gestiegen. 35 Stadtwerke-Mitarbeiter seien für die Trinkwasserversorgung im Einsatz.
Stadtwerke müssen selbst höhere Wasserpreise im Einkauf zahlen
„Auch unsere Bezugspreise sind deutlich gestiegen“, so Grau, der erklärt, dass in Velbert – anders als beispielsweise in Heiligenhaus – kein eigenes Trinkwasser gewonnen wird. Beim Velberter Wasser handele es sich überwiegend um Ruhrufer-Filtrat, das von der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) bezogen werde. Auch diese kämpfe beispielsweise mit hohen Energiekosten: „Große Pumpen benötigen viel Energie“, so der Stadtwerke-Chef, der auch betont: Hätte man die hohen Energiekosten des Jahres 2022 zugrunde gelegt, wie es eigentlich bei der Kalkulation üblich wäre, wäre der Verbrauchspreis statt um 20 direkt um 36 Cent gestiegen.
Behörden prüfen Erhöhung der Preise im Monopol-Markt Wasser
Preiserhöhung: Was Kunden jetzt tun müssen
Die Erhöhung des Wasserpreises der Stadtwerke Velbert greift zum 1. Juli 2024.
Kunden werden die Erhöhung erst mit der nächsten Verbrauchsabrechnung zu spüren bekommen. Der Abschlag wird bis dahin nicht automatisch erhöht.
Auf Wunsch können Kunden den Abschlag anpassen lassen. Der Kundenservice ist unter Tel. 02051 988-555 oder vor Ort im Servicecenter an der Berliner Straße 15 in Velbert erreichbar.
Unter dem Strich habe man zuletzt im Bereich Wasser nicht kostendeckend gearbeitet, so Grau. Mit der Erhöhung stelle man die Kostendeckung wieder her. „Wichtig dabei ist, dass wir keine Kosten für die Vergangenheit nachholen, sondern die Preisstellung lediglich dem aktuellen Kostenniveau anpassen“, so der Stadtwerke-Geschäftsführer, der nach dem Ausscheiden von Stefan Freitag und dem Weggang von Kai-Uwe Dettmann nach Wuppertal aktuell allein an der Spitze des Versorgers steht.
Wichtig sei auch, dass eine Erhöhung im Monopol-Markt Wasser (hier können Kunden, anders als bei Strom und Gas, nicht einfach den Anbieter wechseln) nicht willkürlich sei und von den Behörden – beispielsweise dem Landeskartellamt – anhand der Kalkulationen geprüft werde. Im Vergleich mit anderen, vergleichbar großen Versorgern, liege man künftig leicht über dem Durchschnitt, aber keineswegs an der Spitze, so Geschäftsführer Grau.
Ausnahme Langenberg: Hier ändert sich erst einmal nichts am Preis
Die Erhöhung zum 1. Juli betrifft nicht die Langenberger Kunden, die in der Vergangenheit von „Gelsenwasser“ beliefert wurden. „Dort haben wir noch ein ganz anderes Preissystem“, so Grau, der anstrebt, ab 2025 ein stadtweites, einheitliches Preissystem zu etablieren.