Velbert. Josef Adam Ould Hreitani weiß, viele Menschen haben wenig Geld. Bei „die 2. Chance“ bietet er Kunden gebrauchte Kleidung für wenig Geld an.
Recht bescheiden und unscheinbar ist die Beschriftung des kleines Ladenlokals in der unteren Fußgängerzone an der Velbertert Friedrichstraße. „Die 2. Chance“ heißt das Geschäft, bei dem der Name Programm ist.
Im Schaufenster steht eine Puppe in einem modernen Sommerkleid, daneben ihr männliches Pendant mit Shirt und Shorts. Dass es sich bei der angebotenen Kleidung um gebrauchte Warte handelt, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen.
Velbert Secondhandladen als Chance zur Selbstständigkeit
Vor einigen Wochen hat Josef Adam Ould Hreitani den Schritt gewagt und sich selbstständig gemacht. Als Familienvater mit zwei kleinen Kindern weiß er: „Vielen geht es wirtschaftlich nicht mehr so gut wie früher und sie können sich einfach Vieles nicht mehr leisten.“ Das hat ihn motiviert, ein Geschäft mit gebrauchter Kleidung zu eröffnen. So kündigt er seinen Job, renoviert seinen Laden und wagt den Schritt in die Selbstständigkeit: „No risk, no fun“, fasst er zusammen.
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Der 39-Jährige ist „vorher durch einige Jobs gewandert. Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, das ist nicht immer so einfach“ und ohnehin „wollte ich immer was selbst machen.“ Textilien, das ist dabei nicht unbedingt das Metier von Josef Adam Ould Hreitani. Das Verkaufen hingegen schon. „Ich komme aus einer Händlerfamilie“, sagt er. Und er erinnert sich: „Ich war früher auch selbst oft in Secondhandgeschäften.“ In Velbert, das weiß er: „Gibt es viele Menschen, die gerade so über die Runden kommen“, Menschen, die sich darüber freuen, Kleidung für einen schmalen Kurs erwerben zu können.
Preise ab zwei Euro für Damen- und Herrenbekleidung
In seinem Ladenlokal gibt es Kleidung für Damen und Herren, ein paar Sachen auch für Kinder, saisonale Artikel für alle Altersklassen, in diversen Größen und „alles Einzelteile“, er lacht: „Ich sage immer, dass ich nicht versprechen kann, dass hier jeder fündig wird. Aber ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.“ Und das auch wegen der Preise. Ausgezeichnet ist hier nichts, da wäre der Aufwand bei den etwa 800 Teilen, die in seinem Laden hängen, viel zu groß. Zumal es alles Einzelstücke sind.
Wer etwas kaufen möchte, fragt nach dem Preis „und handelt meistens“, sagt der Ladeninhaber mit einem Augenzwinkern, „hier ist alles auf Verhandlungsbasis“. Dabei sind seine Preise ohnehin recht klein, „ die möchte ich so gering wie möglich halten. Für ein T-Shirt zwei Euro“, zählt er auf, „das teuerste ist vielleicht ein Rucksack für zwölf oder ein Paar Schuhe für zehn Euro“. Dass die Dinge in seiner „2. Chance“ so wenig kosten, argumentiert Josed Adam Ould Hreitani so: „Mit ist es lieber, dass die Leute für ihr Geld mit zwei Sachen als nur mit einem Artikel nach Hause gehen.“
Gebrauchte Bekleidung stammt vom Großhändler
Was er seinen Kunden anbieten kann, dass weiß der 39-Jährige allerdings vorher selbst nicht. Er bezieht seine Ware vom Großhändler, kauft Kleidung, deren Preis sich nach Gewicht und Zustand orientiert. „Da kaufe ich die Katze im Sack“, gesteht er. Gebrauchte Kleidung von privaten Leuten nimmt er nicht in Komission oder in Zahlung. Je nachdem, wie viel Ware er verkauft, möchte er in einem Zwei-Wochen-Rhythmus stets neue Kleidung anbieten. „Ich bin ja noch am Anfang“, sagt er bescheiden. „Mit der Zeit lerne ich die Kundenbedürfnisse besser kennen, weiß, was gefragt ist und kann das dann auch gezielt anbieten.“
Öffnungszeiten von „die 2. Chance“
Das Bekleidungsgeschäft „Die 2. Chance“ an der Friedrichstraße 107 hat dienstags bis freitags von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Samstags zudem von 9 bis 16 Uhr.
Wer sich informieren möchte, was Josef Adam Ould Hreitani im Angebot hat, kann sich im Vorfeld während der Öffnungszeiten auch telefonisch unter der Rufnummer 017640383522 informierren.
Der Inhaber plant künftig, sein Angebot auch bei Kleinanzeigen oder großen Facebookgruppen anzubieten.
Für die Zukunft seiner „2. Chance“ wünscht sich Josef Adam Ould Hreitani, „Erfolg mit dem Angebot zu haben, vielleicht sogar jemanden anstellen zu können, der dadurch seine Brötchen verdienen kann“. Gerne würde er auch noch einen zweiten Laden eröffnen. All das ist aber erst einmal Zukunftsmusik. Für die nächste Zeit hat er schon konkrete Pläne: „Ich werde im Eingangsbereich eine Tafel aufstellen, wie das Angebot hier ist. Die Kunden möchten sich gerne orientieren und wissen, wie viel die Artikel kosten“. Auch möchte er gerne Restbestände aufkaufen und anbieten „für all die Menschen, die gerne Kleidung mit einem Etikett kaufen“, sagt er schmunzelnd.