Langenberg. . Wie ein Streichholzturm stürzte der 166 Meter hohe Mittelwellen-Gittermast des Langenberger Senders am 2. September 1996 in sich zusammen. Bei Wartungsarbeiten war ein Kettenzug gerissen.
- Vor 20 Jahren fiel der 166 Meter hohe Mast des Langenberger Senders in sich zusammen.
- Ein zu schwacher Kettenzug war bei Wartunsarbeiten an den Abspannseilen gerissen.
- Wie durch ein Wunder blieben alle Arbeiter bei dem Unglück unverletzt.
Doch – an den Tag erinnert er sich noch ganz genau, an jenen 2. September 1996: „Da bekam ich morgens in der Redaktion einen Anruf“, erzählt Alfons van Bevern, damals seit zehn Jahren verantwortlicher Langenberg-Redakteur der WAZ. „Der Anrufer fragte mich, ob ich heute schon mal zu den Sendern hochgeschaut hätte – da stünde nämlich nur noch einer.“
Nicht mal eine Stunde später stand van Bevern selbst oben „Am Rommel“ und starrte fassungslos auf einen riesigen Schrottberg, der vom 166 Meter hohen Mittelwellenmasten übrig geblieben war. Wie ein Streichholzturm war die Stahlgerippekonstruktion des kleineren der beiden Sendemasten auf dem Hordtberg um kurz nach acht Uhr in der Früh in sich zusammengefallen. „Wie ein Z, wie ein Zollstock“, erinnert sich van Bevern.
Verletzt wurde wie durch ein Wunder niemand
„Ich habe durch einen Anruf von dem Unglück erfahren“, erinnert sich auch Hermann-Josef Schmitz. Als Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Langenberg (VVV) der das Gelände für die Senderanlage seit über 90 Jahren an den WDR verpachtet hat, war er ja quasi Hausherr des Unglücksort. „Ich erhielt einen Anruf aus dem Münsterland“, berichtet Schmitz. Dort habe ein bekannter schon aus dem Radio vom umgestürzten Sender erfahren.
Als van Bevern und Schmitz, aber auch die ersten Schaulustigen und Souvenirjäger wenige später die Unglücksstelle in Augenschein nahmen, war dort bei allem Entsetzen über die Katastrophe auch große Erleichterung spürbar. Denn von den Bauarbeitern, die dort oben mit Wartungs- und Ausbesserungsarbeiten beschäftigt waren, war keiner zu Schaden gekommen. „Wie durch ein Wunder war der Mast ausgerechnet auf jene Seite des dort gelegenen Abstimmhäuschens gestürzt, an dem sich niemand aufhielt“, erinnert sich Schmitz.
Ursache: Ein zu schwacher Kettenzug riss
Während die WAZ einen Tag später noch die ersten vagen Ermittlungsergebnisse der Experten bekanntgab, in der von einer „Überbeanspruchung der drei Seile in der unteren Ebene“ die Rede war, stand dann wenig später sehr genau fest, was die Havarie des Senders ausgelöst hatte. Exakt nachzulesen ist das heute auch im jüngst erschienenen Buch „Der Langenberger Sender – 1926 bis heute“ von Jürgen Lohbeck. Darin heißt es: „Eine Fremdfirma war damit beauftragt worden, routinemäßig Wartungsarbeiten an den Pardunen des Mastes durchzuführen und im Zusammenhang in den Seilen auch die Isolatoren auszutauschen. Dabei riss der verwendete Kettenzug! Wie sich später herausstellte, hatte dieser eine Nennbelastbarkeit von 1,5 Tonnen, die tatsächliche Seilvorspannung aber betrug 4,4 Tonnen. Die Kette riss unter der zu hohen Belastung, die Hilfsabspannungen versagten ebenfalls und der Mast klappte in sich zusammen.“
Erst im Juni 1999 wurde der aus dem Jahr 1948 stammende havarierte Mittelsenderturm durch einen neuen, 170 Meter hohen Mast ersetzt. Was dem damaligen Langenberg-Redakteur Alfons van Bevern aber noch bis heute noch von jenem 2. September 1996 im Gedächtnis haften geblieben ist: „An jenem Tag erfuhr ist, dass die Halteseile des Masten Pardunen heißen.“