Velbert/Kreis Mettmann. Der Kampf gegen die Pandemie läuft an mehreren Fronten. Im Kreis Mettmann führen ihn maßgeblich auch Verbände wie das DRK. Anfeindungen nehmen zu
Sie berichten von wachsender Aggressivität und zunehmenden Unverschämtheiten, davon dass Einzelne schon beschimpft und bespuckt worden seien. Sie erzählen, mancher könne von seinen Erlebnissen beim Mobilen Impfen Bücher schreiben und dass sie zu diesen Einsätzen nur noch mit Security-Leuten rausfahren. Sie, das sind in diesem Fall Mitstreiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK Kreisverband Mettmann), die in der Corona-Pandemie dennoch unverdrossen ihre Frau und ihren Mann stehen. Zumal es ja auch wirklich viele erfreuliche Reaktionen und angenehme Begegnungen gebe: also ran, anpacken, helfen, was bewegen. Genau wie andernorts im Neanderland bzw. in anderen Bereichen etwa die Leute der Malteser, der Johanniter oder des Technischen Hilfswerks (THW).
Dankbar für die Unterstützung im Kreis Mettmann
Es wird über sie nur auffällig weitaus seltener gesprochen als über das, was vor allem das Personal auf Intensivstationen und auch in Seniorenheimen, was Kita-Teams und Lehrerkollegien unter Pandemie-Bedingungen mitmachen und wuppen. „Ohne das DRK könnten wir das so nicht machen und diese Strukturen nicht aufrechterhalten“, betont Daniela Hitzemann. „Wir sind auf sie angewiesen und für die Unterstützung dankbar“, erklärt die Kreis-Sprecherin. Für 2021, so die Auskunft auf WAZ-Nachfrage, habe das DRK mehr als 2,1 Millionen Euro für die erbrachten Leistungen bekommen.
Freigestellt, wenn nötig
Dazu gehören etwa verschiedene Impfstellen und Impfmobile, zählen mobile Teststellen, gehört auch die Velberter „Probenentnahmestelle“ für PCR-Tests in der ehemaligen Turnhalle Papenfeld, wo samstags und sonntags geimpft wird. Wolfgang Cüppers hat hier zunächst anderen zugearbeitet, ist später vom Kreis-Gesundheitsamt geschult worden und nimmt nunmehr mit den Stäbchen die Proben. Letztere kommen in ein Düsseldorfer Labor. Der 59-Jährige ist seit zig Jahren Ehrenamtler im DRK-OV Erkrath und seit mehr als einem Jahr von seinem Arbeitgeber, der NRW Bank, freigestellt – nicht durchgängig, „sondern nach Erfordernis“.
99,9 Prozent sind eigentlich freundlich
Bei einem Einsatz, erzählt er, habe er sich nach sechs Stunden mal zum Klo abgemeldet und sei daraufhin von einem Bürger angeraunzt worden, dass es eine „Unverschämtheit“ sei wegzugehen. „Da hatte ich noch nix gegessen, nix getrunken.“ Doch 99, „nein 99.9 Prozent“ der Menschen seien eigentlich freundlich. Allerdings würden mittlerweile doch manche ungehaltener, zumal bei wachsenden Wartezeiten, ergänzt Jennifer Kranz.
Baden das Hin und her aus
Nach Auskunft der Corona-Managerin (seit Dezember) – die Dipl.-Kauffrau engagierte sich zuvor auf 450-Euro-Basis und ehrenamtlich – hat das DRK eigens 148 Corona-Helfer einstellt: sowohl 450-Euro-Kräfte als auch in Voll- und Teilzeit. Die Schichtplanung umfasse incl. Ehrenamtlern 220 Leute, täglich seien 40 bis 50 im Einsatz. Und müssen sich mitunter auch anhören, heißt es aus dem Team in der Turnhalle, sie seien „Mörder und Totspritzer“; man werde von ihnen Fotos machen und diese ins Netz stellen. „Wir baden auch das Hin und Her bei der Impfpolitik aus“, meinen die derart Attackierten. Andererseits würden sie aber bei Einsätzen oft von Geschäftsleuten versorgt und umsorgt, komme von diesen und aus der Bürgerschaft auch ein vielfaches Dankeschön.
Engagement macht Spaß
Er verdiene Geld, es mache Spaß und er wolle „einfach mithelfen, die Pandemie zu beenden“. So begründet Sascha Köster seinen Einstieg im April beim DRK. Der 44-jährige Solo-Selbstständige Vermögensberater hilft in der dezentralen Einrichtung des Kreises in Erkrath bei der Registrierung mit, zieht Impfstoff auf – „eben alles drumherum“ – und ist von einem DRK-Hygiene- und Abstrichbeauftragten geschult worden.
Masken und Tests gefahren
Derweil übernimmt das THW „in erster Linie logistische Aufgaben“, erläutert Volker Münchow. Es seien punktuell immer einige Leute im Einsatz; man habe „unheimlich viel Transporte gefahren“, resümiert der Ortsbeauftragte für Heiligenhaus/Wülfrath. Vor allem Material. In 2020 waren es erst Masken, mittlerweile überwiegend Tests. Ehrenamtler übernähmen die weitere Verteilung.
Einfach alles machen, was anfällt
Ansonsten erledige das THW einfach „alle Dinge, die so anfallen“, erzählt Münchow. So hätten Haaner THWler im Kreis-Impfzentrum Schutzzelte im Wartebereich aufgestellt, hätten andere im nahen Ennepe-Ruhr-Kreis ein Impfzentrum aufgebaut und betrieben. „Selbst am Patienten zu arbeiten“ sei explizit unerwünscht, das habe die oberste THW-Leitung ausdrücklich untersagt.
Nach der Arbeit und in der Freizeit
Besonders schwere Bedingungen herrschten für die eigenen Leute draußen bei den mobilen Impfstellen, berichtet Jennifer Kranz, zumal es in dieser Jahreszeit bei der Registrierung in den Pavillons sausekalt sei. Es gebe übrigens nur wenige Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter freistellten. Aber viele DRK-Ehrenamtler kämen noch nach Feierabend und in ihrer Freizeit – und packten einfach mit an.
Fürs Impfen ist kein Termin nötig
Der Kreis Mettmann bietet samstags und sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr Impfungen in seiner dezentralen Impfstelle in der im Text genannten Turnhalle an (Fontanestraße 7, Zugang über Papenfeld 12). Dort sind Erst-, Zweit- und Drittimpfungen möglich; es ist kein Termin erforderlich.Um Wartezeiten zu verkürzen bittet der Kreis, den Anamnese- und Einwilligungsbogen des Robert Koch-Instituts ausgedruckt und ausgefüllt mitzubringen. Weitere Informationen auf www.kreis-mettmann-corona.de/.