Velbert. Schüler in Velbert müssen nach den Herbstferien keine Maske mehr tragen. Erfreulich, aber verfrüht finden das Schulleiter und Schülerinnen.
Es gibt viele Anekdoten und Studien, die belegen, wie wirksam Lehrer sich und Schüler vor Covid-19 schützen, wenn sie Mund und Nase bedecken. Die Schulleiter in Velbert haben diese Woche Post vom Gesundheitsministerium erhalten: Es plant wie andere Bundesländer die Aufhebung der Maskenpflicht in Klassenzimmern – eine Woche nach den Herbstferien am 2. November. Wie nehmen Schulleiter und Schüler die Nachricht auf?
„Im Prinzip freuen wir uns, wenn wieder Normalität einkehrt“, sagt Gabriele Commandeur vom Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG). Aus ihrer Sicht kommt der Schritt aber etwas zu früh. Man wisse ja inzwischen, dass Schüler sich im Urlaub häufiger anstecken. Deshalb ist es aus Commandeurs Sicht sinnvoller, die Maskenpflicht erst zwei Wochen nach den Herbstferien fallen zu lassen. „Dann ist sicher klar, ob jemand infiziert ist.“ Commandeur überlegt gerade noch, ob sie eine Empfehlung an Schüler und Lehrer aussprechen soll, die Maske weiterzutragen – auch wenn das Land die Pflicht fallen lässt.
Ende der Maskenpflicht in Velberts Schulen: Schülerin zwischen Freude und Sorge
Die Schulsprecherin des GSG, Charlotte Berenwinkel, äußert: „Generell ist es schön, endlich wieder die Gesichter der Schüler und Lehrer zu sehen.“ Der Gedanke, die Maske am Platz auszuziehen, gefalle ihr. Auf den Gängen sollte ihrer Meinung nach Maskenpflicht bestehen bleiben – nur den Zeitpunkt hält auch sie für verfrüht.
Arnfried Szymanski ist der Leiter der Regenbogenschule in Velbert-Neviges. Er sagt: „Es beruhigt mich, dass es direkt nach den Herbstferien erstmal weitergeht mit der Maske.“ Heikel sei für ihn die Lockerung, wenn die Inzidenz nach den Ferien steigt. Immerhin hätten sich seine Grundschüler an die Maske gewöhnt. Je nach Bedarf gibt es an der Schule kleine Maskenpausen: Schüler dürfen sich kurz ans Fenster oder an die Tür stellen, um zu durchzuatmen.
Szymanski: „Ohne Maske, das wäre eine Erleichterung“
Anderseits sagt er: „Die Maske nervt natürlich auch, das kennt ja jeder von sich selbst. Ohne Maske, das wäre schon eine Erleichterung.“ Es gebe immer wieder besorgte Eltern, die sich bei ihm melden und vortragen, dass ihr Kind die Maske nicht vertrage. Ob die Pflicht für alle aufgehoben werde, muss seiner Meinung nach von der Inzidenz abhängig gemacht werden.
Doch besteht nicht die Gefahr, dass es wieder zu Schulschließungen oder zumindest mehr Quarantänen kommt, wenn Lehrer und Schüler keine Maske mehr tragen müssen? Und sollten nicht Lehrer verpflichtet werden sich zu impfen, um Kinder und Jugendliche zu schützen? Also ist es nicht fahrlässig, ungeimpfte Lehrer auf Schüler loszulassen?
Sorgen vor lokalen Ausbrüchen
Die Schulleiter Arnfried Szymanski und Gabriele Commandeur sagen beide, sie hätten Bedenken, dass es zu lokalen Ausbrüchen kommt, dass sie wahrscheinlicher werden ohne Maske. „Bei uns ist eine Handvoll Lehrer nicht gegen Corona geimpft“, sagt Commandeur. Szymanski möchte dazu keine Angaben machen.
Je nach Jahrgang seien am GSG etwa 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler immunisiert. Die Lehrer, die nicht geimpft seien, hätten das „naturwissenschaftlich oder sehr persönlich argumentiert“, sagt Commandeur. Das müsse man tolerieren. Ob es eine Impfpflicht für Lehrer geben sollte, möchte sie nicht kommentieren.
Wie gehen Schüler dort eigentlich mit den ungeimpften Lehrern um? Üben sie Druck auf sie aus, sich zu impfen? „Das wäre der falsche Weg“, sagt Charlotte Berenwinkel. Sei man auf Konfrontation aus, komme kein ehrliches Ergebnis zustande. Von einer Impfpflicht für Lehrer hält sie nichts. „Wer sich sachlich übers Impfen informiert, kommt wohl von sich aus zum Ergebnis, dass impfen wichtig ist“, sagt sie.
>> So bewerten Gesundheitsexperten den Wegfall der Maskenpflicht im Klassenzimmer
- „Wir kennen die Situation nach den Ferien. Wir wissen, dass es nach Urlaubsreisen einen erheblichen Eintrag des Virus gegeben hat, der immer auch Schulen und Kitas getroffen hat“, sagte der Chef-Virologe der Uniklinik Essen, Ulf Dittmer. „Noch vor den Ferien zu entscheiden, die Maskenpflicht an Schulen aufzuheben, grenzt für mich an Dummheit.“
- Und Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, sagte dem „Kölner Stadtanzeiger“, mit der Abschaffung der Maskenpflicht riskiere man in den kommenden Wochen einen massiven Anstieg der Infektionen. „Wenn dann im Winter doch wieder ganze Klassen in Quarantäne müssen oder gar Schulen schließen, haben wir etwas ganz Gravierendes falsch gemacht.“
- Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, sprach sich dagegen für ein Ende der generellen Maskenpflicht an Schulen aus. Er sehe keinen Grund, warum Grundschüler im Unterricht grundsätzlich weiterhin Maske tragen sollten, zumal sie erheblich weniger zum Infektionsgeschehen beitrügen als Jugendliche und Erwachsene.