In Velberts Fitness-Studios gilt: Eintritt nur mit 2G plus. Die Erfahrungen zur Umsetzung der neuen Corona-Schutzverordnung sind unterschiedlich.
Erst testen, dann schwitzen. Das gilt für alle Besucherinnen und Besucher von Velberts Fitness-Studios. Egal, ob geimpft, genesen, geboostert, ohne negativen Schnelltest gibt es keinen Einlass.
Darunter leiden Kunden und Betreiber gleichermaßen, sagt Thomas Schlier vom Fitness-Studio Top fit. Es ist kurz nach neun Uhr. Seit über einer Stunde hat er geöffnet, in seinem Studio ist: Niemand. „Die Leute haben keine Lust und auch keine Zeit, sich testen zu lassen,“ sagt der Inhaber.
„Sie sind alle geimpft und geboostert und dennoch müssen sie ihre Freizeit opfern, wenn sie eine Freizeitaktivität betreiben möchten.“ Als Freizeitsport, so wurden Fitness-Center noch bis zur Corona-Schutzverordnung vom 23. Dezember eingeordnet. „Fünf Tage später, am 28. kam die neue Verordnung und seitdem zählen wir zum gemeinschaftlichen- und Wettkampftraining“, erklärt Thomas Schlier.
50 Prozent weniger Kundschaft
Das Resultat von 2 G+ bei Fitness-Studios ist bei ihm gähnende Leere. „Im jetzigen Alltag kommen etwa nur noch 50 Prozent Kundschaft.“ Das sorgt auch für finanzielle Einbußen. An Neukunden mangelt es und selbst langjährige Kunden kündigen ihre Mitgliedschaft. „Das Allerschlimmste ist die mangelnde Strategie“, klagt der Fitness-Studio-Betreiber. „Die dürfte man nun nach sieben Monaten Lockdown für uns und seit über zwei Jahren Pandemie doch erwarten“.
Auch Schlier hat keine Lust mehr auf die Willkür, der er sich ausgesetzt fühlt. „Corona ist ein Dauerthema, es stresst und belastet alle. Ich möchte, dass die Leute hierher kommen können, um sich zu entspannen.“ Doch nun müssen sie zwischen Arbeit und Fitness vorher zum offiziellen Schnell-Test, entweder einen Termin machen oder sich in teilweise lange Schlangen einreihen. Einfach mal spontan trainieren gehen, das geht nicht mehr.
Die Folge, „Die Leute kommen einfach nicht.“ Hoffnungen, dass die Situation für ihn mit den neuen Beschlüssen besser wird, hat er erst einmal nicht: „Die Leute sind doch alle verunsichert und warten, bis wieder mehr Normalität einkehrt.“ Etwas, dass sich Thomas Schlier ebenfalls wünscht.
Leute haben sich an das Testen gewöhnt
Im Nevigeser Therapiezentrum Röwer herrscht indes noch gute Stimmung. „Wir haben ja erst Anfang des Jahres eröffnet“, sagt Christian Strunz, der das Zentrum gemeinsam mit seiner Frau betreibt. Die Anmeldungen laufen seit November und er merkt: „Die Leute wollen unbedingt was tun und sie haben sich dran gewöhnt, dass man sich testen lassen muss.“
Da das Ehepaar auch schon vor der Eröffnung Fitnesskurse anbot, können sie vergleichen: „Vor einem Jahr waren unsere Kurse leer. Statt sich testen zu lassen, blieben die Menschen lieber zu Hause, das ist jetzt anders.“ Die Tests zu kontrollieren und nachzuhalten sei organisatorisch kein Problem, dennoch wünscht sich Strunz, dass „zumindest die geboosterten Mitglieder sich nicht mehr testen lassen müssen.“
Bloß nicht noch einmal Lockdown
Auch im VSG fit 21, dem Fitness-Studio der Velberter Sportgemeinschaft, wird das neue Konzept gut angenommen. Geschäftsführer Axel Spitzer sagt: „Wir haben nun eine klare Regelung und damit fühlen sich die Leute sicherer.“ Natürlich liegt das Sportzentrum günstig. Die Teststationen am Stadion und bei Obi sind nur wenige Meter entfernt. „Aber manchmal läuft es beim Bürgertest nicht so rund, dann ist die Wartezeit aufs Ergebnis länger als 15 Minuten.“ Danach aber funktioniere der Ablauf reibungslos. „Wir sind ja schon geübt im Einchecken. Das Zertifikat vorzuzeigen ist nur ein kleiner Mehraufwand.“
Tests geben sicheres Gefühl
Ob Bestands- oder Neukunden, die Sportwilligen kommen - und auch wesentlich mehr als noch im Dezember. „Die Tests geben ein gutes Gefühl, in Ruhe Sport treiben zu können, denn man weiß, auch mein Nebenmann ist gesund.“
Die anfängliche Skepsis, dass die neuen Regeln nicht gut angenommen würden, ist verflogen. Nun bleibt dem Geschäftsführer die Hoffnung, „dass da nicht noch mehr auf uns zukommt.“ Denn „das sind gerade gute Wochen und Monate für die Branche und wir hatten ja schon vor einem Jahr Lockdown statt Eröffnung.“ Das Schlimmste für Axel Spitzer wäre nun eine erneute Schließung. „Klar, zwei oder drei Wochen bekommt man immer überbrückt. Aber wie will man das dem Kunden klar machen. Wir machen ja schon alles ordentlich und leisten alles.“
Der Geschäftsführer bleibt „immer optimistisch und ich bin froh, dass unsere Mitglieder uns gezeigt haben, dass sie die Einschränkungen akzeptieren. Es hilft uns allen weiter, wenn wir unter den jetzigen Regelungen den Betrieb weiter führen können.
Neue Corona-Schutzverordnung gilt bis 12. Januar
Am 28. Dezember wurde die neue Corona-Schutzverordnung für NRW eingeführt. Sie gilt bis zum 12. Januar. In anderen Bundesländern gilt teils die 2G-Regel im Sportbereich, teils 2G-Plus. In Bayern und Baden-Württemberg etwa sind Geboosterte von der Testpflicht ausgenommen.Bei der Sportausübung in Innenräumen, worunter auch die Fitnessstudios fallen, bei gemeinsamem Singen von Chormitgliedern, in Schwimmbädern und bei Wellnessangeboten, wo keine Masken getragen werden können, müssen immunisierte Personen zusätzlich einen aktuellen, negativen Schnelltestnachweis mit sich führen. Er darf nicht älter als 24 Stunden sein. Ein Selbsttest ist nicht gültig.