Langenberg. Erst mit 17 entdeckt Rüdiger Scheipner „sein“ Instrument, das Saxophon. Inzwischen hat er sich mehrere musikalische Standbeine geschaffen.
Musik hat im Leben von Rüdiger Scheipner immer schon eine Rolle gespielt. Doch bis der gebürtige Emdener zu dem geworden ist, was er heute ist, war es ein langer, selten gerader Weg.
Noch als Kleinkind zieht er mit den Eltern nach Düsseldorf, wächst in der Nähe des Unterbacher Sees auf. „Ich hatte eine schöne Kindheit“, erinnert sich der Saxophonist, „wir waren viel draußen.“ Diese Verbundenheit zur Natur zieht sich ab da durch sein Leben, nach der Schule beginnt er sogar eine Gärtnerlehre.
Musikalisches Elternhaus
„Ich wollte etwas Praktisches machen. Ich war immer sehr naturverbunden, ökologisch.“ Er hätte sich auch vorstellen können, Landschaftsarchitekt oder etwas Ähnliches zu werden. „Doch“, sagt Rüdiger Scheipner lachend, „es sollte alles ganz anders kommen.“
Seine erste prägende Begegnung mit der Musik findet im Elternhaus statt. „Mein Vater hatte ein altes Akkordeon, mehr so eine Quetschkommode“, erinnert er sich lachend. „Ein schönes Instrument, das so ein besonderes Geräusch gemacht hat, wenn mein Vater die Knöpfe betätigt hat.“
Volkslieder, Märsche, „fröhliche Musik“
Gespielt habe er Volkslieder oder Märsche, „es war auf jeden Fall immer fröhlich.“ Das Repertoire sei zwar eher klein gewesen, erinnert sich der Musiker, „aber er hat mit solcher Inbrunst gespielt, das hat mich berührt.“ Auch die Mutter ist musikalisch, singt während der Düsseldorfer Zeit in einem Chor.
Dann folgt der Umzug nach Langenberg – „seitdem bin ich auch hier geblieben“ –, Rüdiger Scheipner geht hier und in Hattingen zur Schule. In dieser Zeit, um 1975 herum, melden ihn die Eltern dann an der Musikschule an. Klavierunterricht, zeitgleich mit einem seiner beiden Brüder.
Unerfreuliche Erfahrungen an der Musikschule
„Dieser Einstieg war allerdings grauenhaft“, erzählt der Musiker. „Der Lehrer war ein sehr guter Pianist, aber als Pädagoge und Didakt schlecht.“ Ungeduldig habe der mehr Wert auch richtige Haltung und Tonleiter-spielen gelegt, als darauf, dem kleinen Jungen das Instrument spielerisch schmackhaft zu machen.
Die Eltern melden ihn wieder ab, kurze Zeit später nimmt er Geigenstunden. „Das war aber auch nicht besser, die Lehrerin hatte das gleiche Konzept.“ Er hört auf, „und danach war Musik für mich erst einmal ein rotes Tuch“. Er habe gar nicht mehr zur Musikschule gewollt, „allein der Geruch hat mich abgeschreckt“, erzählt er und fährt lachend fort: „Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt Musiker geworden bin.“
Eine Jazz-Platte bringt die Wende
Dieses „Wunder“ hat Rüdiger Scheipner seinem älteren Bruder zu verdanken. „Der hat immer viel Musik gehört. Er hat mich damit sehr geprägt und mir so die Begeisterung und Faszination für Musik erhalten.“ Drei Jahre älter ist der Bruder, „hört viel Rockmusik, aber auch andere Sachen“.
Dann, irgendwann, landen die ersten Jazz-Platten auf dem Abspielgerät. „Und da war eine dabei, die war der Wendepunkt für mich.“ Das Duo Art Pepper und George Cables spielt „Going Home“. „Dieses Stück hat mich sofort in den Bann gezogen“, sagt Rüdiger Scheipner, „ich war hin und weg von diesem Sound.“
George Cables spielt Klavier, Art Pepper Alt-Saxophon. „Es gibt für mich nur wenige Jazz-Musiker, die mit so einem Ausdruck spielen. Diesen Spirit fühlte ich und habe damals sofort gesagt: Ich will auch Saxophon spielen.“
Diesmal passt alles
Mit Hermann Dannemark bekommt er an der Musikschule einen Lehrer, „bei dem es einfach gepasst hat. Er hat sofort erkannt, wer da vor ihm steht, und das war mein Glück.“ Gleichzeitig baut Dannemark zu der Zeit eine Bigband auf, Rüdiger Scheipner ist dabei, „obwohl ich eigentlich noch gar nichts konnte“, sagt er und lacht.
Aber genau diese Situation motiviert den 17-Jährigen („ich bin recht spät wieder in die Musik eingestiegen“). Er übt viel, hat auch Tiefen. Aber Dannemark holt ihn da raus, motiviert ihn, weiter zu machen. „Ihm habe ich zu verdanken, dass ich schließlich Musik studiert habe.“
Studium in Wuppertal
Das tut er an der Wuppertaler Abteilung der Kölner Musikhochschule bei Wolfgang Schmidtge (Das Pferd), stemmt Dank großer Unterstützung von Eltern und Brüdern die schwierige Zeit – denn mitten im Studium bekommen er und seine Frau Nachwuchs.
Er arbeitet während des Studiums schon als Musiklehrer, auch nach der Uni setzt er diese Karriere fort – unter anderem an der Bergischen Musikschule Wuppertal oder am IKG in Heiligenhaus, an dem er eine Zeit lang die Bigband leitet.
DJing und Saxophon
Inzwischen ist Rüdiger Scheipner selbstständig, verdient sein Geld als DJ. Er legt auf Hochzeiten oder Firmenfeiern auf, begleitet die Musik mit dem Saxophon. Hinzu kommen verschiedene musikalische Projekte: Die Coverband „Invisible Touch“ spielt Klassiker von Phil Collins, Genesis und Peter Gabriel und ist im Frühjahr auf Tour im Osten Deutschlands.
Mit dem Kohberg-Orchester Köln spielt er Klassiker der 1920er und 1930er-Jahre, „mit Sänger, kölsche Schlager der Zeit“, sagt er. Nächster Auftritt: An Weiberfastnacht, 25. Februar, im WDR. Und im Duo mit Tarik Dosdogru (Vibrafon) ist er auch immer wieder unterwegs, spielte unter anderem bei Viertelklang auch schon in Langenberg.
Loops & Meditations
Aktuell beschäftigt sich Rüdiger Scheipner in seinem eigenen Studio mit einem Projekt namens „Loops & Meditations“, einem Solo-Projekt mit elektronischen Hilfsmitteln.„Es ist schwierig das so zu konzeptionieren, dass es konzertreif wird“, sagt er, „aber Termine sind auf jeden Fall in Arbeit.“ Mehr zu Rüdiger Scheipner gibt es unter anderem auf www.saxophon-live-events.de oder www.scheipner-dosdogru.com.
Sind sie auch künstlerisch aktiv, mit Langenberg verbunden und möchten sich in dieser Serie porträtieren lassen? Dann rufen Sie an: 02051 495 38 oder mailen Sie an redaktion.langenberg@waz.de.