Velbert. Der Trend geht zur Ausbildung, glaubt die Kreishandwerkerschaft. Es wurden mehr Lehrverträge abgeschlossen, es sind aber noch Stellen frei.
„Die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge im Kreis Mettmann ist im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent gestiegen“, sagt Dr. Anne Kuhlmann von der Handwerkskammer Düsseldorf im Gespräch mit dieser Zeitung. Und Gabriele Leßel, bei der Kreishandwerkerschaft Mettmann Leiterin der Abteilung „Berufsbildung“, fügt hinzu: „Ich habe das Gefühl, als ginge es jetzt erst richtig los mit den Bewerbungen.“
Zwei Programme
Zwei Programme haben Leßel und ihre Kollegen bei der Kreishandwerkerschaft vorzuweisen: Das „Matching“ (zuständig für die Vermittlung von Suchenden an Betriebe) und das „Ausbildungsprogramm NRW“ (hier sollen zusätzliche Ausbildungsstellen in Handwerk und Industrie geschaffen werden). „Das ‚Ausbildungsprogramm NRW’ hatten wir schon in den letzten drei Jahren – und in diesem Jahr hatten wir 50 Lehrstellen mehr als zum selben Zeitpunkt in den vergangenen Jahren.“ Und das sogar für Bereiche, die traditionell etwas langsamer beim Melden von Lehrstellen sind: im Kfz-Bereich etwa. Für Leßel ist die Interpretation dieser Beobachtung klar: „Der Trend geht zur Ausbildung.“
Einstieg noch möglich
Das scheinen auch die Zahlen zu belegen: Bis Ende Juni habe es seit dem 1. Januar kreisweit 325 „neue Lehrverhältnisse“ gegeben, wie Leßel es ausdrückt – 51 mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Am Jahresende waren es damals übrigens 711. „Da kommt also noch einiges“, vermutet Leßel und fügt direkt einen Appell an: „Auch, wenn wir wegen der Schule raten, zum 1. August oder 1. September in eine Ausbildung einzusteigen – ein Einstieg ist auch danach noch möglich!“
Den letzten Platz besetzt
Einer, der all seine Lehrstellen bereits vergeben hat, ist Andreas Schmidt, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Velberter Elektrotechnikerbetriebs. „Am Freitag habe ich meinen letzten freien Ausbildungsplatz vergeben. Ich habe drei – manchmal vier –Auszubildende im Jahr, habe in Summe also immer um die zwölf Auszubildende beschäftigt – und bin damit immer sehr gut gefahren.“ Während der Pandemie war es für Schmidt zwar nicht ganz einfach, „aufgrund der sehr engagierten Berufsschullehrer“ sei die Ausbildung aber doch gut gelaufen. „Alle mussten umdenken. Wir etwa haben einen Raum für Videokonferenzen eingerichtet, damit unsere Auszubildenden hier zusammen lernen konnten und nicht jeder allein bei sich zuhause.“
Kleiner Prüfungsknick
Obwohl Schmidt meint, die Corona-Probleme in seinem Ausbildungsbetrieb gut abgefangen zu haben, sieht er in den Ergebnissen der Sommerprüfungen doch einen kleinen Knick. „Das war doch auch einfach eine sehr ungewohnte Unterrichtsform.“ Solange es aber nicht sicher sei, dass es in den Berufsschulen wieder langfristig Präsenzunterricht gebe, wolle er seinen Videokonferenzraum nicht abbauen. „Ich war sehr glücklich darüber, dass das hier insgesamt doch so gut funktioniert hat. Flexibel sein, anpassungsfähig – das können wir im Handwerk.“
Weitere Lehrstellen
Die Handwerkskammer Düsseldorf vermittelt direkt zwischen Ausbildungsplatzsuchenden und Betrieben. Ein Beratungsgespräch kann unter 0211 8795-603 bzw. -607 vereinbart werden.Und auch die Kreishandwerkerschaft Mettmann vermittelt (auch jetzt noch) Lehrstellen: Unter https://handwerk-me.de/AUSBILDUNG/Berufsstart gibt es Programme, unter 02104 955330 ist Gabriele Leßel zu erreichen.