Velbert. Seit heute gehen auch die Velberter Schüler wieder gemeinsam in den Präsenzunterricht. Schüler und Lehrer freuen sich sehr, zumindest die meisten.
An diesem Morgen steht Conrad Aust schon um kurz vor acht in der Eingangshalle des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums und begrüßt jeden der insgesamt rund 700 Schüler. Schließlich ist dies auch für den Schulleiter ein ganz besonderer Tag: Nach vielen Monaten Distanz- oder zuletzt auch wieder Wechselunterricht kommen am Montag alle wieder gemeinsam in den Präsenzunterricht. „Viele wirken richtig glücklich, freuen sich, ihre Mitschüler wiederzusehen, andere machen einen eher vorsichtigen und zurückhaltenden Eindruck, aber wenn man sie offen anspricht, gehen sie schnell aus sich heraus“, schildert Aust, „es ist auch pädagogisch und inhaltlich gut vertretbar, nach den sinkenden Inzidenzzahlen wieder in ein wenig Normalität zurückzukehren.“
Große Wiedersehensfreude
Kollegin Ilka Katharina Powilleit sieht das ähnlich. Sie ist Schulleiterin der Sonnen-Grundschule in Neviges. „Wir freuen uns genauso wie die Kinder, dass wir uns alle wiedersehen“, erzählt sie fröhlich, „gerade die Erstklässler brauchen die Struktur sehr, sie haben ja nur von August bis Dezember bislang einen halbwegs normalen Schulalltag kennengelernt.“
Unterricht geht direkt los
Bereits heute früh hat Ilka Katharina Powilleit Mathematik in der dritten Klasse unterrichtet. „Wir haben auch direkt losgelegt mit den Aufgaben, wir haben ja auch einiges zu schaffen.“ Ansonsten gibt es nach wie vor rund um Corona viel zu beachten – und zu regeln. Immer wieder kommen kurzfristig Neuerungen oder Abänderungen hinzu, über die auch Eltern dann erst im allerletzten Moment informiert werden können. „Wir machen ja seit einiger Zeit Lolli-PCR-Tests mit den Grundschulkindern – bislang waren es ja immer nur wenig Kinder. Jetzt erfahren wir plötzlich von dem uns zugewiesenen Labor in Mönchengladbach, dass man die Gesamtanzahl aber nicht an einem Tag schaffen kann“, erzählt die Schulleiterin, „also müssen wir jetzt die Klassen an unterschiedlichen Tagen testen. Und dann sollen wir ja nun auch noch die Testergebnisse schriftlich bescheinigen, damit die Kinder sie zum Beispiel an der Musikschule oder beim Sportverein vorzeigen können.“
Bescheinigungen nach Bedarf
Um diesen bürokratischen Aufwand so gering wie möglich zu halten, wird an der Sonnen-Grundschule der Bedarf nach diesen Bescheinigungen allerdings vorher abgefragt. Auch Schulleiter Aust will das so handhaben, der Zeitaufwand wäre ansonsten unermesslich. Ansonsten – so betonen es beide Schulleitungen – würde nach wie vor das bereits im vergangenen Jahr erarbeitete Hygienekonzept greifen. „Wir haben ja seit langem Desinfektionsmittel-Spender an den Eingängen, es gilt die Maskenpflicht auch während des Unterrichts und wir können aufgrund der derzeitigen Temperaturen wunderbar durchgängig lüften.“, berichtet Aust. An der Grundschule Sonnenstraße gibt es zudem vier Eingänge und derzeit auch noch unterschiedliche Pausenzeiten, sodass die einzelnen Jahrgänge so gut wie gar keine Berührungspunkt haben.
Unterschiedliche Unterrichtszeiten
Die Gesamtschule Bleibergquelle geht sogar noch einen Schritt weiter und hält an den unterschiedlichen Schulbeginn-Zeiten fest, die jeweils zwanzig Minuten variieren, angepasst auch an die Taktung des öffentliche Nahverkehrs. „So entzerren wir das Getümmel vor Schulbeginn und in den Bussen“, sagt der stellvertretende Schulleiter Axel Hardtmann. Die Örtlichkeiten ließen es dort zudem zu, dass die Jahrgangsstufen getrennet Pausenflächen nutzen könnten. Bislang aber spielt das noch keine Rolle, denn im Gegensatz zu den anderen Schulen hat sich die Bleibergquelle entschieden, erst in der kommenden Woche – am 7. Juni – mit dem gleichzeitigen Präsenzunterricht für alle Schüler zu starten.
Leistungsniveau bei vielen Schülern abgefallen
„Summer School“ hilft Schülern auf die Sprünge
Das Nikolaus-Ehlen-Gymnasium bietet seit einigen Jahren die „Summer School“ in der letzten Sommerferien-Woche an (im vergangenen Jahr musste sie coronabedingt ausfallen): Das „Nachhilfe-Camp“ unterstützt angemeldete Schüler in den Fächern, in denen sie Defizite haben und Lernstoff aufarbeiten müssen. Als Lernpaten stehen unter anderem Abiturienten zur Verfügung. Finanziert wird die die Maßnahme in diesem Jahr unter anderem durch spezielle Förderprogramme aufgrund de Corona-Pandemie.
„Auch wenn es dann nicht mehr viel Zeit bis zu den Sommerferien ist, denke ich, dass die nochmalige Zusammenführung der Schüler eine gute Sache ist“, ordnet Aust die Entscheidung des Schulministeriums sein „es ermutigt sie wieder und bereitet sie auf die hoffentlich baldige Rückkehr in den Schulalltag nach den Ferien vor.“ Ob und wie die Zusammenarbeit aller Schüler aussehen wird – das weiß niemand bislang. Erkannt wurde bislang nur, dass der monatelange Distanzunterricht sich auf das Leistungsniveau vieler Schüler negativ ausgewirkt hat und die Lehrer nun vor der großen Herausforderung stehen, alle Kinder dort abzuholen, wo sie stehen, die Schwachen zu fördern, ohne die Starken zu benachteiligen.