Langenberg. Andreas A. Sutter aus Langenberg ist mehrfach ausgezeichneter Songtexter. Doch der Weg dahin war lang und gepflastert mit verrückten Ideen.
„Die Nacht ist klar, die Nacht ist schön, es macht mir Spaß, es anzusehen, wie die Sterne am Himmel stehen.“ Mit diesen Zeilen beginnt die Karriere von Andreas A. Sutter als Songtexter und Buchautor. Und das sogar ungewollt. Der gebürtige Essener lacht, als er die Geschichte erzählt, denn diese Zeilen stammen aus einem Gedicht, das er als Zehnjähriger geschrieben hat.
„Meine Oma aus Wiedenbrück hat das Gedicht dann ohne mein Wissen an die örtliche Tageszeitung ,Die Glocke’ geschickt“, erzählt er weiter. Die veröffentlichte die Zeilen, „und zahlte mir 5 DM Honorar aus.“ Die erste Veröffentlichung war geschafft.
Alles fing bei Oma an
„Das Interesse an Sprache, daran, Sprache zu benutzen, hat sich schon früh eingestellt“, sagt Andreas Sutter. Entspannt sitzt er in einem Sessel, durch die Fenster fällt der Blick ins Grüne. Hier oben, oberhalb von Langenberg, hat er es sich eingerichtet, umgeben von großen alten Bäumen in einem urigen Haus.
Doch zurück zur Arbeit. Denn bevor der 1958 geborene Sutter mehrfach mit dem „Deutschen Rock- und Pop-Preis“ in der Kategorie „Bester Songtext“ ausgezeichnet wird, passiert eine ganze Menge. Und alles fing bei der Oma an. Nicht nur mit dem Gedicht.
Der „ganz normale Lebensweg“
„Ich war gerne bei meiner Oma“, erinnert er sich. Die Kirmes direkt vor dem Haus oder Carlos Eisdiele im Erdgeschoss sind ihm in bester Erinnerung geblieben. „Und ich habe da schon einfach geschrieben, schon mit sieben Jahren“, erzählt er. Da war es ein Brief an die Sekretärin des Vaters. „Und es gab immer diesen Zitronenpudding.“
Danach, fasst er kurz zusammen, habe er „den ganz normalen Lebensweg“ genommen: „Schule zu Ende gemacht, meine Ausbildung absolviert, dann gearbeitet. Erst angestellt. Später selbstständig.“ Verlagskaufmann lernt er, angesichts des Familienhintergrundes vielleicht eine erwartbare Entwicklung, schließlich ist sein Vater Verleger, ihm gehört der Sutter Telefonbuchverlag.
Mit einer Werbeagentur in die Selbstständigkeit
Selbstständig macht er sich dann mit Verlagsvertretungen, knüpft Kontakte. Bald schon gesellt sich ein weiteres Standbein hinzu: eine Werbeagentur. Er nutzt seine Kontakte, bekommt Prominente für Auftritte und merkt, dass sich dieses Geschäft lohnt. Und so baut er diesen Bereich aus, „ich habe immer mehr Prominente kennengelernt und gebucht.“
Aber: Der Drang, Geschichten zu schreiben. „war trotzdem immer da“, sagt er. „Und ich hatte auch immer schon verrückte Ideen.“ Eine davon: Die Beatles wieder zusammenzubringen. „Damals lebte George Harrison noch, John Lennon wollte ich durch seinen Sohn Julian ersetzen.“
Eine verrückte Idee
Ihm sei aber sehr schnell klar geworden, „dass es unmöglich ist, die Jungs in welcher Besetzung auch immer, wieder auf die Bühne zu bringen.“ Statt aufzugeben, hat er eine neue Idee: Mindestens vier, besser noch acht deutschsprachige Interpreten aus unterschiedlichen Genres „vertonen alle auf ihre Art meinen sozialkritisch angelegten Text ,Tausend Kriege’.“ Sein allererster Songtext übrigens.
Das, so ist er sich auch heute noch sicher, „wäre für alle Beteiligten ein Riesen-Vorteil gewesen.“ Wären diese Songs nämlich etwa zeitgleich veröffentlicht worden, „hätten wir eine schöne Cross-Promo gehabt.“ Doch der Plan scheitert, unter anderem, weil ihm ein Mitarbeiter des Ralph-Siegel-Verlags erzählt, dass sich die Protagonisten „untereinandern nicht grün sind“ und daher auch nicht zusammen auf der Bühne stehen wollen würden. „Aber das war ja auch gar nicht die Idee“, sagt Andreas Sutter.
Ein gescheiterter Deal
Der auch diesmal nicht aufgibt. Er hatte den Text auch das Büro von Udo Jürgens geschickt, bekam aber nur eine schriftliche Absage. Einige Zeit später dann traf er Udo Jürgens in einem Hotel, bot ihm erneut den Text an – und Jürgens war interessiert.
Die bisherigen Folgen
Die Serie „Kulturszene LA“ stellt Kulturschaffende aller Genres aus Langenberg vor. Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die bereits veröffentlichten Folgen:Folge 1: Nina Reddig (Geige)Folge 2: Rüdiger Scheipner (Saxophon)Folge 3: Birgitt Haak (Künstlerin)Folge 4: Peter Dreist (Künstler/Kunstlehrer)Folge 5: Annette Haupt (Autorin)Folge 6: DJ RalleFolge 7: Petra Halfmann (Singer/Songwriter)Folge 8: Günter Seekatz (Maler)Folge 9: Birgit Angern-Dorgarten (Malerin)Folge 10: Martina & Thomas Hoeveler (Theater/Musik)Folge 11: Martin Tchiba (Pianist/Komponist/Multimedia-Künstler)Folge 12: Bürgerhausorchester Collegium MusicumFolge 13: „Atelier 12“ (vier Malerinnen)Folge 14: Elke Brandes-Peter (Mode-Designerin)Folge 15: Ruben Schwarz (Autor)Folge 16: Das Rockgerät (Band)Folge 17: IHLA-Combo (Musik)Folge 18: Simona Menzner (Malerin)Folge 19: Gruppe Kaleidoskop (Malerei)Folge 20: Kuhstall-TheaterFolge 21: Uwe Peter (Fotograf)Folge 22: Brigitte Morgenstern (Keramik-Kunst)Folge 23: Georg Baberkoff (Musiker)Folge 24: Monika Wellnitz (Künstlerin)Folge 25: Friederike Hück (Malerin)Folge 26: Christoph Schuhknecht (Fotograf)Folge 27: Andreas A. Sutter (Songtexter/Autor)Folge 28: Anna Wunderlich (Goldschmiedin)
Nur wollte der den Text zwar haben, aber nicht als Gemeinschaftsprojekt. „Er bot mir einen so genannten Buy-Out an“, erzählt Andreas Sutter. Heißt: Sutter sollte 10.000 D-Mark bekommen, dafür hätte Udo Jürgens den Text exklusiv bekommen, samt GEMA-Tantiemen. „Aber ich war jung und ambitioniert“, erzählt der Wahl-Langenberger lachend. „Ich glaubte an mein Projekt und beging tatsächlich den Fehler, Udo abzusagen.“ Was er bis heute bereue. „Bei entsprechendem Erfolg wäre das natürlich eine hervorragende Referenz gewesen.“
Auftritt wird professioneller
Aber damit war der Grundstein gelegt, er hatte Blut geleckt. „Viele weitere Songtexte folgten“, fährt er fort. Doch trotz aller Promi-Kontakte kommt die Karriere nicht so richtig in Schwung, „ich war ein Newcomer im Musikgeschäft und alle hatten ja bereits ihre Verbindungen oder schrieben selbst ihre Songs.“
Sutter professionalisiert daraufhin seinen Web-Auftritt und beackert das Feld der Öffentlichkeitsarbeit. Um den Bekanntheitsgrad zu steigern, bewirbt er sich 2016 erstmals für den Deutschen Rock- und Pop-Preis. Ohne Erfolg. 2017 bewirbt er sich trotzdem wieder, „und dann ging es schlagartig los“, erzählt er. „Bis heute“, fährt er fort, „bin ich ununterbrochen jedes Jahr dabei mit meist sogar mehreren Platzierungen auf den vorderen drei Plätzen.“
Texte für jedes Genre
Seine Texte sind Genre-unabhängig, sagt er. Wichtig sei, dass die Texte „fließen. dafür braucht man Sprachgefühl.“ Er müsse den Text so anlegen, „dass ein Komponist dazu auch Musik schreiben kann.“ Das sei Feinarbeit. „Die Takte müssen etwa bei jeder Zeile jeder Strophe identisch sein, die Strophen müssen eine gleiche Metrik haben.“ Da sei auch Abstimmung mit dem jeweiligen Komponisten erforderlich. Habe er einmal den Grundtext, werde der anschließend „rund gemacht“, also so, dass er auch zur Musik passt. „Songs texten“, sagt Andreas A. Sutter, „macht auch heute noch Spaß.“ Aber: „Man muss auch aktiv sein, seine Arbeiten vermarkten und sich vernetzen.“
Andreas Sutter ist auch Buchautor
Ende 2021 ist das erste Kinderbuch von Andreas A. Sutter erschienen: „Tim ist unzufrieden“ heißt das und erzählt die Geschichte des achtjährigen Tim, der mit seinem Leben nicht zufrieden ist und eines Nachts auf eine wundersame Reise geht. Das Buch richtet sich an Vor- und Grundschulkinder und ist für 10 Euro im Buchhandel erhältlich.Als nächstes plant der Langenberger eine Sammlung älterer Texte, die er nun erneut bearbeitet. Unter anderem geht es in einer der Geschichten um drei Jungs, die einen Zauberer kennenlernen, selber auch ein bisschen zaubern können, aber nicht so leben wollen wie ein Zauberer. Wann das Buch erscheinen soll, steht aber noch nicht fest.