Velbert. Seit hundert Tagen ist Udo Zimmermann an der Spitze der Sparkasse HRV. Wie er die Folgen von Corona bewertet und wie er die Stadt Velbert sieht.
Seit gut 100 Tagen ist Udo Zimmermann jetzt als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse HRV im Einsatz. WAZ-Redakteurin Yvonne Szabo fragte ihn nach seinen Eindrücken.
Herr Zimmermann, Sie haben Ihr Amt in einer ungewöhnlichen Zeit angetreten. Wie sehr beeinflusst die Coronapandemie Ihre Arbeit?
Udo Zimmermann: Die Pandemie wirkt sich wohl auf jeden von uns aus, sei es persönlich oder im Berufsleben. Sie hat aber auch Veränderungen beschleunigt, die Digitalisierung weiter in allen Lebensbereichen vorangetrieben. Man hätte sich vor der Pandemie kaum vorstellen können, wie viele Menschen jetzt im Homeoffice arbeiten. Bei unserer Sparkasse haben wir diese Möglichkeit für über 200 Mitarbeitende geschaffen. Aber natürlich halten wir an unserem Präsenzangebot fest, um die Grundversorgung unserer Kunden zu gewährleisten, dabei werden natürlich alle Hygienemaßnahmen eingehalten. Unseren Mitarbeitenden stehen selbstverständlich auch Selbsttests zur Verfügung.
Wie hat die Pandemie das Geschäft der Sparkasse konkret verändert?
Wir haben enorme Zuwächse im Bereich des Onlinebankings und bei den Anrufen im KundenServiceCenter. Viele Kunden entdeckten das Onlinebanking jetzt erst für sich. In unseren Filialen haben wir Öffnungszeiten reduziert, einige vorübergehend sogar ganz geschlossen, um die Zahl der Kontakte zu reduzieren. Bargeld hat an Bedeutung verloren, selbst beim Bäcker zahlt man jetzt seine Brötchen mit Karte oder sogar Handy. Ich glaube nicht, dass man diese Entwicklung wieder zurückdrehen kann auf den Zustand 1:1 vor der Pandemie.
Heißt das, dass die Sparkasse HRV ihr Präsenzangebot einschränken wird. Dass beispielsweise auch Geldautomaten abgebaut werden, wenn Bargeld an Bedeutung verliert?
Das hängt von den Kunden ab. Wenn sie die Angebote annehmen und die sich wirtschaftlich rechnen, bleibt das Angebot. Aber wir erleben – sicher auch im Zusammenhang mit der Pandemie – eine deutliche Steigerung bargeldloser Zahlungen. Wir halten diese Entwicklungen im Auge und überprüfen das natürlich.
„Keine größeren Auffälligkeiten“
Wie sieht es mit Krediten aus? Haben viele Kunden Probleme, wegen der Coronalage ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen?
Über größere Probleme können wir aktuell – und da klopfe ich auf Holz – erfreulicherweise nicht berichten. Auch bei Firmen haben wir bislang keine größeren Auffälligkeiten entdeckt. Wir wissen natürlich, dass es einige Branchen momentan schwer haben, andere aber haben durch Corona gewonnen, wie beispielsweise der Lebensmittelhandel oder Baumärkte und natürlich auch die Vertreiber von Medizinprodukten.
Herr Zimmermann, Sie sind ja relativ neu in der Gegend und auch in der Stadt Velbert. Wie gefällt sie Ihnen?
Ich schaue tatsächlich noch mit fremden Augen auf Velbert und halte es für eine lebendige, liebenswerte und attraktive Stadt. Die drei Stadtteile haben alle ihren ganz eigenen Charme. Natürlich gibt es auch Probleme, wie in vielen anderen Städten auch. Aber es wird ja auch etwas getan, beispielsweise durch Strukturprogramme. Es gibt eine attraktive Fußgängerzone und die Sparkasse mittendrin ist ein Teil von ihr.
Worauf könnten die Velberter noch stolz sein?
Sie haben drei Stadtteile mit Alleinstellungsmerkmalen, die vielleicht noch mehr herausgestellt werden könnten. Die Mitte steht für Deutschlands Schloss- und Beschlägeindustrie, der Dom in Neviges ist einzigartig – welche Stadt dieser Größe hat schon einen Dom? – und in Langenberg sind Altstadt und Bürgerhaus hervorzuheben. Außerdem sind die Mieten im Vergleich zu den umliegenden Großstädten in Velbert noch moderat. Und wenn die A44 einmal fertig ist, wird die Stadt noch mehr an Attraktivität gewinnen.
Herr Zimmermann, vielen Dank für das Gespräch.
Die Karriere
Udo Zimmermann, geboren 1964, begann im August 1980 seine Ausbildung bei der Kreissparkasse Düren. 1987 absolvierte er seinen Sparkassenbetriebswirt. Anschließend lernte er unterschiedliche Bereiche in der Sparkasse kennen, unter anderem die Kreditsachbearbeitung, das Vorstandssekretariat sowie die Aus- und Weiterbildung. 1993 beendete er erfolgreich die Fortbildung zum diplomierten Sparkassenbetriebswirt.2000 übernahm Udo Zimmermann die Verhinderungsvertretung des Vorstandes in der Kreissparkasse Düren bzw. deren Rechtsnachfolgerin Sparkasse Düren. 2004 wurde er stellvertretendes und 2011 ordentliches Vorstandsmitglied. 2013 übernahm er darüber hinaus die Aufgabe des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden.Am 1. Oktober 2020 startete Udo Zimmermann bei der Sparkasse Hilden Ratingen Velbert – zunächst als Vorstandsmitglied, um dann am 1. Januar 2021 den Vorsitz im Vorstand zu übernehmen. Er verantwortet unter anderem das Firmenkundengeschäft, den Personalbereich sowie die Bereiche Organisation und Revision.