Velbert. Zum Jahreswechsel tritt Jörg Buschmann nach 43 Jahren in Diensten der Sparkasse in den Ruhestand. DIe WAZ sprach mit ihm zum Abschied.

Nach 43 Jahren bei der Sparkasse ist der Vorstandsvorsitzende Jörg Buschmann mit dem Jahreswechsel in den Ruhestand getreten. Seit seiner Ausbildung war Buschmann dem Unternehmen treu. Sein Nachfolger wird Udo Zimmermann, der dem Vorstand der Sparkasse HRV seit dem 1. Oktober angehört – bisher als Vorstandsmitglied. Im WAZ-Interview zieht Buschmann noch einmal Bilanz.

Herr Buschmann, Sie nehmen in einem schwierigen Jahr Abschied. Was bedeutet die Corona-Krise ganz speziell für die Sparkasse HRV?

Auch für unsere Sparkasse ist diese Pandemie eine Herausforderung und zum Teil
komplettes Neuland. Das beginnt – ganz plakativ – mit der Umsetzung völlig neuer Regeln, was z. B. Abstand, Hygiene oder maximale Personenzahl in unseren Räumen betrifft. Auch Menschen mit Masken waren früher in unseren Filialen nicht erlaubt. Jetzt sind sie alltäglich, machen aber nicht nur das Erkennen, sondern auch ein wertvolles Lächeln schwieriger. Und auch unsere Kunden sind mit ganz anderen Fragen und Problemstellungen auf uns zugekommen. So hat sich vielleicht die finanzielle Situation durch Kurzarbeit verändert. Oder ein bis dahin kerngesundes Unternehmen stand plötzlich ohne Aufträge da. Hier haben wir mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Im gewerblichen Bereich haben wir beispielsweise sehr eng und gut mit der KfW-Bank als Kooperationspartner zusammengearbeitet.

Und für die Mitarbeiter?

Wir haben sehr kurzfristig rund einem Drittel unserer Mitarbeitenden das mobile Arbeiten von zu Hause aus möglich gemacht und konnten damit Erfahrungen sammeln. Das bedeutete gleichzeitig für die jeweiligen Teams: „Wie funktionieren wir, wenn wir jetzt getrennt sind?“ Aus meiner Wahrnehmung ist es aber toll, wie gut unsere Mitarbeitenden das umgesetzt und gelöst haben.


Bitten Unternehmen und Privatleute verstärkt um Hilfe, sprich um Stundung für
Kreditzahlungen?

Insbesondere in den Monaten März und April hatten wir eine, ich nenne es mal, Hochphase. Die Nachfrage nach Unterstützungsmaßnahmen wie Tilgungsaussetzung oder Kredit-Soforthilfen nahm – quasi parallel mit der Lockerung der Schutzmaßnahmen – in den dann folgenden Monaten ab. Jetzt im „Lockdown light“ spüren wir erneut steigenden Beratungsbedarf, insbesondere bei gewerblichen Kunden. Bisher führten wir dieses Jahr im gewerblichen Kreditbereich über 800 Gespräche rund um Corona-Hilfen.

Sollte die Coronakrise mal wieder vorbei sein: Lohnt sich sparen angesichts der niedrigen Zinsen überhaupt noch? Und wenn man ein wenig mehr hat, legt man sein Geld besser in Immobilien an?

Sparen lohnt sich immer – denn damit ist in der Regel ein Ziel verbunden, dass ich erreichen möchte. Und wer möchte sich nicht seine Wünsche – egal ob neues Auto, die eigenen vier Wände oder ein gutes Leben im Alter – erfüllen? Daher bin ich ein echter Fan des Sparens. Allerdings hat sich die Art des Sparens verändert. Wir erleben in Deutschland einen Wechsel von der klassisch verzinsten Sparanlage hin zu einer wertpapierorientierten Anlagementalität. Aus meiner Sicht eine gute und wichtige Entwicklung. Auch die Anlage in Immobilien, wie Sie es ansprechen, kann sehr interessant sein. Wie in vielen anderen Bereichen gilt auch bei Geldanlagen: Der Mix macht es!

Was raten Sie jungen Leuten?

So pauschal kann ich das gar nicht beantworten. Ich glaube aber, dass es wichtig ist, das Leben und das Heute zu genießen – bei seinem Handeln aber gleichzeitig an das Morgen und an nachfolgende Generationen zu denken.

Nun etwas persönlicher: Wie haben Sie früher und als gestandener Mann gespart?

Seit meiner frühen Jugend habe ich gespart. Zunächst auf einem Sparkassenbuch, auf dem ich Teile von Geldgeschenken (Geburtstag oder Weihnachten) eingezahlt habe. In der Ausbildung zum Bankkaufmann kamen das Vermögenswirksame Sparen, das Prämien- und das Bausparen dazu. Später löste dann das regelmäßige Sparen in Fonds, Wertpapiere und Kapitallebensversicherungen meine ersten Anlageformen ab. Auch der Kauf einer eigengenutzten Immobilie war eine Sparform, dort wurde sozusagen „rückwärts gespart“, indem wir nach und nach unsere Darlehen zurückgezahlt haben. Das regelmäßige Sparen hat mich mein ganzes Leben begleitet. 

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Was war Ihre beste Entscheidung in Ihrer Karriere und was die schlechteste?

Zunächst einmal war für mich meine Berufswahl die richtige. Ich habe es bis heute nicht bereut, dass ich bei der Sparkasse gelernt und meinen gesamten beruflichen Werdegang hier verbracht habe. Das bankwirtschaftliche, berufsbegleitende Studium zum diplomierten Sparkassenbetriebswirt war für mich die entscheidende Weichenstellung, um eine Führungsposition zu erreichen. Mein langjähriges Wirken im Kundenkreditgeschäft hat mir in meiner Karriere sehr geholfen. Ich habe bis zuletzt gerne in meinem Beruf gearbeitet! Vor allem das Kundengeschäft liegt mir am Herzen. Obwohl ich sicherlich in meinem beruflichen Leben nicht alles richtig gemacht habe, so überwiegen doch deutlich die positiven Entscheidungen. An eine richtig schlechte Entscheidung kann ich mich nicht erinnern.

Was war das größte Investment, das Sie mal betreut haben?


In über 43 Jahren bei der Sparkasse habe ich sehr viele Investments betreut und kreditmäßig begleitet. Von der Eigentumswohnung über normale Wohnhäuser bis zum Bau größerer Neubauvorhaben, großer Fabrikgebäude und Gewerbeparks. Das größte Einzelprojekt hatte ein Volumen von rund 30 Mio. Euro. Die absolute Summe ist für mich nicht so entscheidend, was die Größe oder Bedeutung eines Vorhabens betrifft, sondern das stetige Wachstum eines Unternehmens bzw. die Entwicklung von Lebens- und Wirtschaftsräumen in Kommunen.

Besonders freue ich mich über Existenzgründer, die sich über Jahre bzw. Jahrzehnte zu einem großen und erfolgreichen Unternehmen entwickelt haben und vielen Menschen Arbeit bieten. Oder wenn neue Wohngebiete eine urbane Lebensqualität für viele Menschen ermöglichen. Das sind schon tolle Entwicklungen – und dass wenn man selbst daran beteiligt war bzw. ein bisschen dazu beitragen konnte, macht einen zufrieden und auch ein wenig stolz.

Herr Buschmann, vielen Dank für das Interview. Und für den Ruhestand alles Gute. 

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