Velbert-Mitte. Auch in Velbert gab es nun ein Autokino – für vier Tage. Am neuen Stadion gab es dazu ausreichend Platz. Ein Erfahrungsbericht.

Zwei kleine Holzhäuschen säumen den Eingang, besser die Einfahrt, für das erste Autokino in Velbert. Im Industriegebiet Röbbeck, auf dem Parkplatz des neuen Stadions, haben die Kulturloewen ihre riesige Leinwand aufgebaut und laden zum Film „Enkel für Anfänger“ ein.

Knapp 50 Fahrzeuge stehen in sicherem Abstand voneinander in Reih und Glied. Das Gelände, leicht abschüssig, lädt zum entspannten Kinoabend im Autositz ein. Und wenn der Blick doch nicht optimal ist, wird noch etwas nach hinten rangiert. Platz ist ausreichend vorhanden und die Ordner sind freundlich und hilfsbereit. Gleich am Anfang heißt es für Cabrio-Fahrer: „Dach bitte schließen“.

Dinieren auf den Vordersitzen

Im Anschluss gibt es reichlich Give-aways von den Sponsoren geschenkt. Rund eine Stunde liegen zwischen Einlass und Filmstart. Eine Stunde im Auto sitzen? Nichts tun? Nein, die meisten haben Proviant mitgebracht. Während in einem Fahrzeug Fast Food mit den Fingern genossen wird, dinieren andere mit Messer und Gabel auf den Vordersitzen. Getränke werden in jedem Auto verfügbar sein.

Regelmäßig muss die Zündung kurz angemacht werden, damit das Radio nicht abschaltet – denn darüber wird der Sound für den Film übertragen.
Regelmäßig muss die Zündung kurz angemacht werden, damit das Radio nicht abschaltet – denn darüber wird der Sound für den Film übertragen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos


Der fokussierte Blick auf die Leinwand gelingt nicht einwandfrei. Eine riesige Wolke umrahmt die Projektionsfläche. Dahinter eine Mischung aus Abendrot und Abenddämmerung. Die Dimension in das Unendliche und die Einladung zum Träumen, zum Abschalten und Abtauchen in die Welt des Films.

Ein ganz besonderer Werbeblock

„Velberter Kulturloewen wünschen viel Spaß“ ist auf der Leinwand zu lesen. Sehr schön, die sanfte Musik wird schon im Autoradio übertragen. Die Einstellung der Funksequenz: ein Kinderspiel. Und los geht’s. Aber nicht mit dem Film. Nein, jede klassische Kinovorführung startet mit Werbung.

Nun, in Velbert auch. Aber sie ist anders. Besonders. Persönlich. Zum Schmunzeln und erwähnenswert. „Sie erwarten jetzt den Film?“, spricht Olaf und von der Leinwand entgegen. Der Komplementär stellt in einem professionellen gedrehten Video zunächst „sein“ Unternehmen vor. Die Werbung wirkt, als wäre es nur für diese Vorstellung gedreht worden. Menschlich und sympathisch. Das ist definitiv gekonntes Sponsoring.

Manchmal geht das Radio aus

Nach dem kurzweiligen Werbeblock, startet der in diesem Jahr erschienene deutsche Film mit bekannten Größen wie Heiner Lauterbach. Ein „Familien-Wohlfühl-Film“ mit äußerst amüsierenden Pointen. Drei mal drei Generation, alle in unterschiedlichen, ja diversen Lebenssituationen treffen aufeinander. Satire, Sarkasmus, Sensibilität und Selbstfindung gepaart mit einer gehörigen Portion Humor sorgen für einen unterhaltsamen Abend mit herzhaften Lachen zwischen A- und B-, bisweilen auch C-Säule.

Platz für 50 Autos hat das erste Autokino in Velbert.
Platz für 50 Autos hat das erste Autokino in Velbert. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos


Manchmal verstummt es einfach. Dann nämlich schaltet sich das eigene Autoradio automatisch aus. Eine Unterbrechung, die kurzzeitig die Sorge nährt: Funktioniert die Batterie noch? Aber klar doch, Zündung aus und wieder an und weiter geht’s.

Koordinierte Abfahrt vom Parkplatz


Die drei Rentner-Hauptdarsteller sitzen nach einer gelungenen Party entspannt und gefühlt herzoffen im Garten. Es ist dunkel und ein laues Lüftchen liegt in der Luft. In dem Augenblick weht durch das leicht geöffnete Autofenster eine warmweiche Böe rein. Das ist Fühl-Kino. Plötzlich aus der romantischen Situation rausgerissen, weil an einem anderen Wagen das Licht angeht. Ach, klar: Zündung kurz aus und wieder anstellen. Anderen geht es auch so. Beruhigung und Verständnis.

Zurück in den Film: Ein Patenenkel beschreibt einen Gegenstand mit dem er sich beschäftigt: ein alter Computer mit eingebautem Drucker. Fasziniert probiert er sich an einer profanen Schreibmaschine. Das Happy End ist für alle inklusive. Die Ausfahrt vom Parkplatz läuft koordiniert und mit einem leichten Augenzwinkern ins Genre „Science Fiction“. Die Ordner winken, mit rot/grün blinkenden Stäben, Auto für Auto zügig vom Platz. Irgendwo schlägt eine Turmuhr Mitternacht.