Langenberg. In diesem Jahr werden wohl viele Windräder vom deutschen Netz genommen werden. Wie ist die Stadt Velbert in Sachen Windenergie aufgestellt?

Die Flügel des Windrads auf dem Hühner-Feld des Hofes auf dem Bemberg surren gemächlich vor sich hin. Dirk Börter-Gerwin, der Hofbesitzer, schaut wehmütig auf die Energiequelle, die seit 1997 zu dem Hof gehört und seit Januar finanziell nicht mehr unterstützt wird.

Im April 2000 wurde im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beschlossen, dass Ökostrom mit Steuergeldern für 20 Jahre subventioniert wird. Nach diesen 20 Jahren muss der Betreiber den Strom zum Marktpreis verkaufen – dieser liegt nun aber deutlich unter dem, was wirtschaftlich ist. Deswegen droht vielen funktionierenden Windkraftanlagen in Deutschland in diesem Jahr das Aus.

Stromverkauf nicht wirtschaftlich

„Diesen Januar lief die Vergütung für unsere Anlage aus und wir müssen den Strom nun für ungefähr 4 Cent pro Kilowatt und nicht mehr wie vorher für 9,1 Cent verkaufen“, erläutert Dirk Börter-Gerwin. Wegen der hohen Instandhaltungskosten und regelmäßigen Sicherheitsgutachten rechnet sich die Anlage ohne die Vergütung für den Hof nicht.

„Ein ähnliches Problem hatte auch unser Nachbar“, betont Börter-Gerwin und blickt auf den gegenüberliegenden Hof: „Die Anlage wurde vor einigen Wochen abgebaut, obwohl sie noch funktionstüchtig war – jedoch nicht mehr wirtschaftlich.“

Vom Netz genommen

Von dieser Entwicklung geht auch das Unternehmen Agora Energiewende aus, das prognostiziert: Im Jahr 2021 werden allgemein mehr Anlagen vom Netz genommen als, dass neue dazukommen.

Der Hof Bemberg besitzt noch eine weitere Anlage aus dem Jahr 1991, die seit drei Jahren unbenutzt auf der Hoffläche steht. Der Hof hat seine Anschrift in Velbert, doch die Anlagen sind auf der Hattinger Fläche verortet.

„Mit geringem Aufwand könnten wir beide Anlagen zum Laufen bringen“, betont der Inhaber. Mit dem gewonnenen ökologischen Strom könnten etwa 5000 Haushalte im Jahr versorgt werden. Doch die fehlende finanzielle Unterstützung und neue Abstandsregelungen zwischen den Anlagen sorgen dafür, dass sich das Weiterlaufenlassen für den Hof nicht rechnet.

Anlagen erhalten mit Repowering

Eine Gegenmaßnahme für diesen Fall ist das so genannte Repowering. „Beim Repowering wird der genehmigte Standort und eventuell auch das Fundament der alten Anlage genutzt, um diese mit neuen Einzelteilen zu modernisieren und wirtschaftlicher zu machen“, erklärt Markus Heins, der Zuständige der Stadtwerke Velbert für die Instandhaltung und den Betrieb der Stromversorgungsanlagen.

Geänderte Abstandsregeln

Repowering ist auf dem Hof Bemberg jedoch keine Lösung, da sich die Abstandsregelungen für die Anlagen geändert haben und dies nicht zulässig wäre. „Wir planen stattdessen, die Anlage von 1991 abzubauen und die aus dem Jahr 1997 für den Eigenbedarf umzubauen“, sagt Dirk Börter-Gerwin.

Obwohl er dies schade finde: „Wir können deutlich mehr erzeugen, als wir verbrauchen. Ich bin enttäuscht, dass unsere älteren Anlagen übergangen werden.“

20-jährige EEG-Vergütung

Am 1. April 2000 trat die 20-jährige EEG-Vergütung in Kraft, um Strom aus Wind und Sonne zu subventionieren. Diese läuft für die ersten Anlagen in diesem Jahr aus.Betreiber von Windkraftanlagen erhalten dann nicht mehr den zur Inbetriebnahme festgelegten Preis pro Kilowattstunde, sondern müssen ihren Strom zum Marktpreis verkaufen– der erheblich darunter liegt. In manchen Fällen müssen Turbinen dann abgebaut werden, weil sich der Betrieb nicht rechnet.

Politik in der Verantwortung

Markus Heins sieht die Verantwortung für den Bau neuer Windkraftanlagen in der Politik: „Wir brauchen mehr ausgewiesene Flächen für die Windkraft in Velbert. Die Politik verfügt da über Möglichkeiten Flächennutzungspläne zu ändern und kann entsprechende Flächen für Windkraft bereitstellen, die dann mit Anlagen ausstattet werden können.“

Für 2021 ist in Velbert weder ein Neubau noch eine Repowering-Maßnahme geplant. So geht die Prognose der Agora Energiewende hier auf: Mehr Anlagen werden ausgeschaltet, als das neue dazukommen. Auch der Hofbesitzer Dirk Börter-Gerwin hat Forderungen an die Politik: „Die privaten Betreiber müssen mehr unterstützt werden, sonst droht die Monopolstellung großer Stromgewinnungsfirmen.“