Velbert. Im Projekt „41 Leben“ beschäftigen sich Gesamtschüler mit den Biografien der Menschen auf den Stolpersteinen. Hilfe durch den Geschichtsverein.
Die
kleinen quadratischen goldenen Platten liegen auf den Bürgersteigen in allen Stadtgebieten
. Solche Steine – Stolpersteine – hat der Künstler
Günter Demnig
im gesamten Bundesgebiet verlegt, 41 davon auch in Velbert. Sie erinnern an die Opfer der Nationalsozialisten. Hinter jedem dieser Steine verbirgt sich ein ganz persönliches Schicksal. Doch die Lebensgeschichte der Menschen, an die da erinnert wird, bleibt im Dunkeln, ist vielen Bürgern nicht präsent. Doch das wird sich ändern. Ein Projektkurs „41 Leben“ der Gesamtschule Mitte – unterstützt vom hiesigen Geschichtsverein – spürt den Biografien der Opfer nach.
Schüler der Jahrgangsstufe 12
Insgesamt 36 Schüler der 12. Jahrgangsstufe beteiligen sich an dem Projektkurs, der von Tobias Glittenberg vom Geschichtsverein Velbert/Hardenberg und zwei Lehrern der Gesamtschule begleitet wird. Zwei der Drittel der Geschichtsinteressierten sind übrigens Mädchen.
„Ich will Bescheid wissen“
Was bewegt Jugendliche heute sich mit den Schicksalen von Menschen zu beschäftigen, die der Generation ihrer Ur-Großeltern angehören? „Ich finde es sehr wichtig, aufgeklärt zu sein und über die damalige Zeit Bescheid zu wissen. Es liegt unter anderem am mir, dass diese Taten nicht in Vergessenheit geraten und daran erinnert wird“, sagt Laura. „So eine Sache sollte niemals vergessen werden und es ist nicht gerade sehr lange her. So etwas könnte jeden Moment auch hier passieren, indem Parteien gewählt werden, die genauso schlimm sein könnten,“ fügt ihre Mitschülerin Acelya hinzu. „Je mehr ich über die Menschen herausfinde, umso mehr kann ich mitfühlen und mich in ihre Lage versetzen. Ich würde dann noch mehr Verständnis für ihre Lage haben“, führt die Velberter Schülerin weiter aus.
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Eine Biografie zugeteilt
Die beteiligten Schüler bekommen zu dritt jeweils eine Biografie zugeteilt. Was über die Menschen heraus zu bekommen, ist nicht ganz einfach, schon gar nicht für die Nachwuchshistoriker. Tobias Glittenberg unterstützt deshalb tatkräftig. „Von einigen der Opfer ist ein wenig mehr bekannt. Die nehmen sich die Schüler als erstes vor“, erklärt
Tobias Glittenberg
. Dann müssen die Schüler stadthistorische Bücher lesen, einiges gibt es auch im Stadtarchiv. „Ich selbst war gerade im Kreisarchiv und habe dort Akten eingesehen“, so Glittenberg. Unter anderem liegen dort die Akten zu Wiedergutmachungsanträgen, in denen auch einiges über die Opfer zu erfahren ist.
Gestapo-Akten durchforschen
Vieles hoffen die Forscher auch aus den Gestapo-Akten der NS-Verfolgten zu erfahren. „Wir haben Kopien der Akten aus dem Landesarchiv in Duisburg bestellt“, sagt Glittenberg. Normale Archivbesuche sind ja momentan wegen der Coronapandemie nicht möglich. Da die NS-Bürokratie sehr gründlich war, hoffen die Schüler auch hier das eine oder andere aus dem Leben der Opfer zu erfahren. „Es wird für die jungen Leute eine besondere Erfahrung sein, Einblick in derartige Akten zu erhalten“, sagt Glittenberg.
Ansprechpartner aus dem Geschichtsverein
Er steht als Ansprechpartner für die jungen Männer und Frauen zur Verfügung. „Ich habe auch schon Anrufe erhalten von Schülern, die mit ihrer Forschung nicht weiter kamen“, sagt Glittenberg. Bis Sommer nächsten Jahres soll die Arbeit fertig gestellt sein. Dann sollen die Velberter erfahren können, welche Schicksale sich hinter den goldfarbenen Steinen verbergen.
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