Neviges. In der Regenbogenschule lernen Kinder den richtigen Umgang mit Hunden. Lehrerin Melanie Mehl, selbst Hundebesitzerin, sieht die Notwendigkeit.
Zielstrebig nimmt Sillie Kurs auf den Raum der Tigerklasse. Sillie kennt sich hier bestens aus, was nicht nur daran liegt, dass sie mit ihren neun Jahren älter als die Schüler ist. Einmal in der Woche ist Sillie hier der Star: Ohne die lammfromme und geduldige Hündin läuft nichts in der Hunde-AG der Regenbogenschule. Um zu verhindern, dass Kinder gebissen werden, weil sie sich falsch verhalten, lernen Zweitklässler hier – wenn sie denn wollen – den richtigen Umgang mit den Vierbeinern. Verängstige Kinder wiederum können Zutrauen fassen. „Das Angebot ist sehr gefragt, wir haben zurzeit drei Gruppen“, sagt Schulleiter Arnfried Szymanski. Die ruhigen Zeiten sind vorbei für Sillie, schon wieder startet ein neuer Kurs.
Lehrerin hatte die Idee
Initiatorin der beliebtesten AG der Schule ist Melanie Mehl, Lehrerin und Besitzerin der Jagdhund-Hündin. „Mir begegnen fast täglich auf meinen Spaziergängen Kinder, die begeistert auf Sillie zustürmen, den Hund abherzen. Jetzt ist Sillie ja zum Glück lammfromm und liebt Kinder. Andere Hund schnappen da schon mal zu, weil sie sich bedroht fühlen.“ Habe ein Kind erst schlechte Erfahrungen gemacht, sei es oft traumatisiert. „Das ist doch schade. Deshalb kam mir die Idee, den Kindern einige Hunde-Regeln anschaulich beizubringen.“
Kennenlern-Runde mit Leckerchen
Pünktlich um 12 Uhr liefert Melanie Mehls Mutter die Hündin in der Regenbogenschule ab. Sillie wedelt mit dem Schwanz, läuft einmal schnüffelnd durch das Klassenzimmer, macht brav „Sitz“ und freut sich sich sichtlich auf die Kennenlern-Runde. „Pfötchen“, sagt Anna schüchtern, hält den Finger hoch und in der anderen Hand einen Hundecracker. Lara strahlt, Sillie schleckt sich das Maul.
Nicht einfach streicheln, erst fragen
In den sechs Sitzungen, die jeweils eine Unterrichtsstunde dauern, geht es unter anderem um die Anatomie der Vierbeiner, später führen die Kinder Sillie auch spazieren. Doch jetzt stehen erst einmal ein paar Regeln an. „Zwei Kinder gehen einkaufen, vor dem Supermarkt ist ein ganz niedlicher, wuschiger Hund angebunden. Was macht ihr, streichelt ihr den?“ Damjan, der schon weiß, dass ein Hundejahr sieben Menschenjahre zählt und Sillie somit älter als seine Oma ist, meint: „Man muss den Besitzer fragen.“ Ben hat da weniger Probleme. „Ich würde den losbinden, ihn ausführen und mit ihm spielen.“ Als Melanie Mehl fragt, wie sich denn wohl der Besitzer fühle, wenn er aus dem Laden komme und der Hund sei weg, denkt Ben kurz nach und sagt bekümmert. „Wohl sehr traurig.“
Ein Hund bedeutet auch Verantwortung
Einfach hingehen und streicheln, das geht gar nicht, lautet die erste Lektion. Und was tun, wenn im Wald ein großer Hund angerannt kommt? „Ich würde auf einen Baum klettern“, meint Mila, doch hier hat Ronja die Nase vorn: „Man muss stehen bleiben, sonst denkt der Hund, man will spielen.“ Bei der nächsten Frage weiß Damjan genau: „Wenn der Hund frisst, dann will der seine Ruhe. Dann darf man den nicht stören.“
Am Schluss des Kurses macht Melanie Mehl den Kindern klar, dass ein Hund nicht nur Spaß bedeutet. „Ich sage den Kindern schon genau, dass so ein Tier Geld kostet und auch viel Verantwortung bedeutet, man mehrmals bei jedem Wetter mit ihm raus muss.“ Denn eines ist klar: Sillie begeistert hier jedes Kind.