Langenberg. Die Reitschule Doll in Velbert-Langenberg bangt um die Existenz. Weil Unterrichtsstunden ausfallen müssen, laufen den Betreibern die Kosten davon
Corinna Doll spricht von einer „mittelschweren Katastrophe“, wenn sie sich die aktuelle Lage anschaut. Die Inhaberin der Reitschule Doll auf dem Thünershof bangt ernsthaft um ihre Existenz. Denn ihr laufen die Kosten davon. Auch die staatliche Unterstützung helfe nur bedingt.
Insgesamt 16 Schulpferde und -ponys hat sie auf dem Hof, „entsprechend viele Kinder kommen sonst zum regulären Reitunterricht“, erzählt Doll. „Doch die fallen jetzt weg.“ Nicht weg fallen hingegen die Ausgaben für Futter und Wasser, Strom und Versicherungen, Berufsgenossenschaft und Steuerberater – und natürlich das Gehalt für ihre festangestellte Mitarbeiterin.
Staatliche Unterstützung reicht für wenige Wochen
Rund zwei Drittel der Einnahmen seien ihr weggebrochen, „die 9000 Euro vom Staat reichen für fünfeinhalb, vielleicht sechs Wochen.“ Was danach passiert? Im schlimmsten Fall müsse sie Pferde abgeben, „weil ich die sonst nicht mehr ausreichend versorgen kann.“
Eine erste Maßnahme hat Corinna Doll schon ergriffen: „Ich habe alle Aushilfen entlassen“, berichtet die Reitlehrerin, „aber Kurzarbeit ist für uns nicht drin.“ Denn die Pferde müssten ja versorgt und bewegt werden. Locker 14 Stunden Arbeit bedeute das am Tag.
Besuchspläne für Pferdebesitzer erstellen
Dazu muss sie organisatorisch einiges leisten: „Wir haben zwölf Einstaller hier“, sagt Doll. Nur dürfen die natürlich aktuell nicht alle gleichzeitig auf den Hof kommen. Um die Pferde trotzdem versorgen zu können, hat Corinna Doll Pläne erstellt: 90 Minuten hat dann jeder Besitzer mit seinem Tier – „und da hat leider nicht jeder Verständnis für.“
Doch Corinna Doll macht sich nicht nur Sorgen, sie ist auch mächtig enttäuscht. Und zwar von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), dem Dachverband der Reiter in Deutschland. „Ich habe schon vor Wochen dort angefragt, wie es mit der Unterstützung der Basis aussieht“, berichtet Corinna Doll, „noch bevor es wirklich so schlimm geworden ist.“
Enttäuschung über den Reiter-Dachverband
Aber, und darüber ärgert sich die Langenbergerin besonders, „die waren mit anderen Dingen beschäftigt, wie zum Beispiel den Olympischen Spielen.“ Auch ihr Einwand, die kleinen Reitschulen seien schließlich die Basis des Reitsports habe nicht viel gebracht. „Es hieß nur: ,Haben Sie die Hilfsmittel des Bundes schon beantragt.“
Etwa gleichzeitig habe sie sich auch an die Wirtschaftsförderung der Stadt Velbert gewandt, sogar ein persönliches Gespräch mit Bürgermeister Dirk Lukrafka gehabt. „Die haben sich das auch alles angehört“, sagt Corinna Doll, „aber adäquat helfen kann uns keiner.“
Unverständnis über Trainingsverbot
Doch eines habe diesen Ärger noch getoppt: „Wieso dürfen die Fußballer wieder trainieren“, echauffiert sich die Reitlehrerin. „Das ist ein Kontaktsport und die dürfen wieder auf das Feld.“ Ihre Reithalle sei genauso groß wie ein Fußballfeld, aber Einzelunterricht sei ihr nicht gestattet. „Warum?“ fragt sich Corinna Doll.
Doch bei allem Ärger gibt es auch kleine Lichtblicke, freut sich die Inhaberin der Reitschule: „Einzelne Leute überweisen zum Beispiel zusätzliche Beträge für eine Zehnerkarte. Das finde ich ganz toll.“ Dennoch: Sie, ihre Mitarbeiterin und der Hof „brauchen mehr Unterstützung.“
Weitere Fotos von der Reitschule Doll auf dem Thünershof gibt es auf www.waz.de/velbert.