Velbert-Mitte. Bei einer ersten Hotspot-Impfaktion konnten sich Bewohner der engeren Innenstadt jetzt impfen lassen. WAZ-Redakteurin Yvonne Szabo war dabei.

Die Jugendherberge am Buschberg ist zu einem provisorische Impfzentrum umfunktioniert worden. Hier können sich die Bewohner der engeren Velberter Innenstadt in einer Sonderaktion gegen das Corona-Virus impfen lassen. 515 Velberter nahmen schließlich das Angebot an. Ich war dabei.

Die Objekte der Begierde: Die Spritzen mit dem Impfstoff von Johnson/Johnson.
Die Objekte der Begierde: Die Spritzen mit dem Impfstoff von Johnson/Johnson. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Die Schlange ist schon ganz schön lang“, erklärt der Kollege, der kurz vor 12 Uhr an der Jugendherberge vorbeigefahren ist. Ich bin also vorgewarnt. Bei mehreren Ärzten hatte ich zuvor versucht einen Impftermin zu bekommen, schließlich trennen mich von der Altersgrenze 60 Jahre nur ein paar wenige Monate. Aber vergeblich. Und auch der Termin beim Betriebsarzt ist zwei Tage vorher geplatzt – nicht genügend Impfstoff. Also nutze ich die Chance und das Angebot des Kreises Mettmann, Menschen aus der Innenstadt, die über 45 Jahre alt sind, zu impfen.

Lange Warteschlange

Dann also schnell los. Um 12.45 Uhr bin ich vor Ort und sehe schon von weitem die lange Schlange, die von der Jugendherberge bis fast zum Parkplatz des Sportplatzes reicht. Einige tragen Maske, andere sind oben ohne. Aber alle halten schön Abstand von einander. Auf längere Wartezeiten haben sich die meisten eingestellt, einige haben sogar die Thermoskanne mit dem Kaffee dabei oder Wasser.

Gute Stimmung

Die Stimmung ist gut, fast schon ein wenig heiter. Dazu trägt sicher auch das sonnige Wetter mit seinen angenehmen Temperaturen an diesem Mittag bei. Trotz des Abstandes untereinander entspinnen sich Gespräche. Sie drehen sich oft um die vergeblichen Versuche an einen Impftermin zu kommen. Eine Frau hat bei 15 Ärzten angerufen, ein anderer Mann steht bei drei Ärzten auf der Warteliste. Alle hoffen, dass noch Impfstoff da ist, wenn sie an der Reihe sind. Natürlich geht es um die Gesundheit, aber bei einigen steht auch die Urlaubsreise bevor, die macht eine Impfung um einiges einfacher.

Meterweise geht es vorwärts

Dann geht alles ganz schnell: In der Impfkabine dauert es nicht einmal eine Minute und der Impfstoff ist im Oberarm.
Dann geht alles ganz schnell: In der Impfkabine dauert es nicht einmal eine Minute und der Impfstoff ist im Oberarm. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Um etwas 13 Uhr geht die Impfaktion los und auch die Schlange setzt sich langsam in Bewegung. Meterweise geht es vorwärts. Inzwischen brennt die Sonne schon ganz gut und die Wartenden freuen sich über jeden kleinen Schatten. Nach rund anderthalb Stunden sind wir kurz vor der Jugendherberge angekommen. Ein Mitarbeiter der Feuerwehr verteilt Anmelde- und Aufklärungsbroschüren an die Wartenden. Endlich hat man etwas zu tun. Ein Mann kommt frustriert aus der Jugendherberge heraus, seine Straße liegt nicht im streng begrenzten Gebiet der Impfberechtigten, wie er sagt. Andere werden unruhig, gehen zur Tafel vor dem Zugang zur Jugendherberge, dort sind die berechtigten Adressen verzeichnet. Einige hatten fälschlicher Weise gedacht, dass der gesamte Bereich Mitte zu den Impfberechtigten gehört. Nach anderthalb Stunden in der Warteschlange ist für sie nun auch Schluss. Sie gehen nach Hause.

Nach zwei Stunden

Nach fast zwei Stunden nähere ich mich der Anmeldung. An vier Plätzen werden Namen und Adressen aufgenommen. Alles ist gut organisiert. Vor dem Eingang der Jugendherberge stehen Security-Leute, die für Ordnung sorgen sollen. Viel haben sie nicht zu tun, alle Wartenden sind entspannt und friedlich. So weisen die Sicherheitsleute nur den Weg zu den acht Impfkabinen: „Gehen Sie da einfach geradeaus“. Dann geht es ganz schnell. Ein Arzt lässt sich den Aufklärungsbogen unterschreiben und setzt dann die Spritze. Es piekt ordentlich, dann bekomme ich meine Impfbescheinigung. Nach 15 Minuten Warten – ob es mir nach der Impfung auch gut geht – kann ich gehen.

Noch Impfstoff übrig

Die Schlange hat sich fast aufgelöst. Am Nachmittag ist dann noch soviel Impfstoff über, dass die Priorisierung für die Innenstadt aufgehoben wird. Über soziale Netzwerke ruft die Stadt Velbert nun alle Bürger ab 45 Jahren aus Velbert-Mitte auf, sich impfen zu lassen. Da werden sich einige, die nach Hause geschickt worden sind, sehr ärgern.

515 Geimpfte

Der Aufruf wird gehört, es bildet sich erneut eine lange Schlange. Schließlich werden 515 Frauen und Männer geimpft, 700 Dosen hätten zur Verfügung gestanden. Der nicht genutzte Impfstoff geht nach Monheim zu einer weiteren Sonderimpfaktion des Kreises.