Sprockhövel. Wer wie der 86-Jährige sein Leben in Sprockhövel verbracht hat, kann von vielen großen Momenten der Stadtgeschichte erzählen. Ein Blick zurück.

Erich Bühren hat sein ganzes Leben in Haßlinghausen verbracht, und das sind bald 86 Jahre. Wach und kritisch verfolgt der Sprockhöveler alles, was sich im weiteren Umfeld der Mittelstraße tut. Da ist er wie viele im Stadtteil nicht immer zufrieden, und gern erinnert er sich und andere Einwohner daran, wie reich Haßlinghausen einst gewesen ist.

Ein Spaziergang entlang der Mittelstraße

Manche nennen Haßlinghausen ein Straßendorf, dessen Hauptverkehrsader regelmäßig verstopft ist, wenn auf den Autobahnen am Nordkreuz wieder einmal etwas passiert ist. „Haßlinghausen ist aber deutlich mehr“, sagt Bühren, der bis zur Altersgrenze als Fliesenlegermeister mit eigenem Geschäft selbstständig war. Beim Spaziergang die Mittelstraße hinauf weiß der bald 86-Jährige zu fast jedem Haus eine Geschichte zu erzählen. Wer erinnert sich etwa daran, dass Ecke Poststraße, wo heute die Nachfolge vom Eiscafé Kuhbar gestartet ist, früher ein Kino war? „Im Deli-Theater haben sich meine Eltern kennengelernt“, seufzt Bühren.

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An manchen Stellen muss Erich Bühren seinem Ärger Luft machen. So etwa bei Hausnummer 20. „Die Planung der Stadt, dass hier nach dem Abriss des Hauses von Wolfgang Weiss im Neubau ein Café mit Außenterrasse hin soll, hat viele sehr gefreut“, so Bühren. Was dann aber kam, ist ein Friseur. Und davon gebe es nicht nur in Niedersprockhövel mehr als genug, meint das Haßlinghauser Urgestein.

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Hier sei die Chance für eine gute Mischung bei Handel und Dienstleistungen schlicht verpasst worden, ist Bühren überzeugt. Nicht nur das Café sei nicht gekommen, mit Foto/Parfümerie Weiss und Erika Stöckers Modegeschäft seien zwei starke Fachgeschäfte ersatzlos weggefallen. Natürlich ist Erich Bühren nicht entgangen, dass viele auch negative Veränderungen beim Handel an der Mittelstraße Phänomenen geschuldet sind, für die in Sprockhövel niemand die Verantwortung trägt. „Der Online-Handel hat dem Gesicht auch meiner Heimatstadt mächtig zugesetzt“, sagt er. Auch vom Einkaufsverhalten der Bürgerinnen und Bürger hänge es ab, wie viel Vielfalt in der Innenstadt existiere.

Glashütte prägte Haßlinghausen

Es ist spannend, sich von Zeitzeugen wie Erich Bühren berichten zu lassen, was früher eine (damals noch) Stadt Haßlinghausen ausgemacht hat. Prägend waren die Eisenhütte, und nach ihr von 1891 bis zur Schließung 1964 die Glashütte, am heutigen Glashüttenplatz. „Die war schon von weitem erkennbar, sie hatte ihren Standort ja mitten in Haßlinghausen“, erinnert sich Bühren, dessen Elternhaus sich unweit dieses Großbetriebs befand.

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Über viele Jahrzehnte, berichtet Bühren, seien die Abfälle der Hütten, die Schlacken, einfach in der Landschaft abgekippt worden. Bis dann ein Ingenieur gekommen sei, der eben diese Abfälle in einem Hochofen flüssig gemacht habe und so genannte Schlackenwolle gewonnen habe, die zu Isolierstoffen verarbeitet wurde. Es sei die Firma Isola gewesen, die das geleistet habe. Als die Halde in Haßlinghausen abgebaut war, wurde Schlacke aus Duisburg herbeigeschafft, erinnert sich Bühren.

Er lobt die Arbeit des Heimat- und Geschichtsvereins, der viel dafür leiste, die Vergangenheit der Stadt im Bewusstsein der Bürgerschaft zu bewahren.