Sprockhövel. In „Franks Fahrradladen“ zieht der Friseur „Diamond Cut“. Die anderen Inhaber an der Hauptstraße in Sprockhövel sind darüber wenig begeistert.

Auf ihre Hauptstraße sind die Sprockhöveler stolz. Auch wenn auf den wenigen hundert Metern nicht alles für den täglichen zu haben ist, eine Vielfalt an Einkaufsmöglichkeiten in Fachgeschäften ist bislang garantiert. Doch es gibt vor diesem Hintergrund auch ungute Entwicklungen: Nachdem Frank‘s Fahrradladen geschlossen hat, geht hier demnächst ein Friseurladen an den Start - der siebte an der Hauptstraße.

Eröffnung scheint bevorzustehen

Nichts erinnert im Ladenlokal mehr an Franks Fahrräder: Die Hausnummer 35 an der Hauptstraße hat ihr Gesicht völlig verändert. „Diamond Cut“ wird hier über dem Schaufenster ausgewiesen, eine Reihe von Fotos mit hübsch frisierten Menschen zeigt, was hier demnächst angeboten werden soll: Dienstleistungen an Köpfen von Frauen und Männern. Im Laden stehen schon die Sessel, Waschbecken und ein paar Sitzgelegenheiten, ein Kassentresen. Es kann losgehen.

In den Friseursalons entlang der Hauptstraße hat man das natürlich mitbekommen. „Frank war mein Kunde, und als er seinen Fahrradladen aufgegeben hat, habe ich mich mal bei seinem Vermieter gemeldet“, erzählt Aras, der an der oberen Hauptstraße seinen Salon „Haar Fein“ betreibt. Die Auskunft alarmierte ihn: der neue Mietvertrag war wie befürchtet mit einem weiteren Friseur geschlossen worden.

Aras nennen sie ihn in Sprockhövel, er betreibt seinen Friseursalon „Haar Fein“ an der oberen Hauptstraße in Sprockhövel. Auch er ist sauer über noch mehr Konkurrenz.
Aras nennen sie ihn in Sprockhövel, er betreibt seinen Friseursalon „Haar Fein“ an der oberen Hauptstraße in Sprockhövel. Auch er ist sauer über noch mehr Konkurrenz.

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„Das hat Folgen für mich“, sagt Aras. Wegen gestiegener Kosten in allen Bereichen hatte vorgehabt, seine Preise moderat zu erhöhen. „Aber mit noch einer Konkurrenz mehr wird das nicht möglich sein“, sagt er. Die schlechte Laune ist unter allen befragten Kolleginnen und Kollegen in Niedersprockhövel spürbar. Sieben Läden mit im Prinzip denselben Dienstleistungen werden sie demnächst an der Hauptstraße sein.

„Gar nicht gut“, findet es Rolf Bähner, dass da in Sichtweite noch ein Salon eröffnet. „Ich bin froh, über die Jahre eine Stammkundschaft aufgebaut zu haben, die nicht nur auf die Preise schaut, sondern sich auch unseren handwerklichen Fähigkeiten anvertraut“, sagt der Inhaber von „Cut‘n Colour“. Außerdem sei die Neubelegung unter dem Strich ein Verlust an Vielfalt für die Sprockhöveler Innenstadt: „Ein Fahrradladen hat nun mal ein Alleinstellungsmerkmal, der Friseur nun echt nicht.“

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Bei „Hair Force“ auf der anderen Straßenseite herrscht ebenfalls miese Stimmung wegen des Neuzugangs. „Vor anderthalb Jahren waren wir sozusagen der Eindringling“, erinnert sich Inhaber Ömer Alan, damals die Nummer sechs an der Hauptstraße. Er sagt, was sich auch die anderen Kollegen fragen: Was für ein Laden wird es sein? „Wird es ein Barber-Shop, so ist nur männliche Kundschaft zu erwarten, um deren Bärte man sich kümmert?“, so Alan. In Haßlinghausen frisieren, kämmen und schneiden zwei Barber an der Mittelstraße Bärte - vis-a-vis. Klassische Barber oder Barbiere haben keine Konzession fürs Haareschneiden und Anfertigen für Frisuren, das dürfen nur ausgebildete Friseurinnen und Friseure. Und die unterliegen den Reglementierungen der Handwerkskammer.

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„Weil auch Frauen auf den Werbefotos zu erkennen sind, müssen wir von einem Vollhandwerksbetrieb ausgehen“, sagt Ömer Alan. Und das ist auch für ihn direkte Konkurrenz. Wie Bähner setzt auch er darauf, dass er seine Stammkunden halten kann, egal, welche Preise der Neue anbieten wird.

Seit bald 25 Jahren sorgen Melanie Blaschke und ihr Team an der Hauptstraße für tadellose Frisuren. „Und das ist eben auch Vertrauenssache“, sagt die Inhaberin von „Haircut by Melanie“. Ihre Kundschaft, um die sie sich am Freitagmittag kümmert, lässt keine Zweifel daran, dass sie auch bei hundert Coiffeuren in Sprockhövel nur hier schneiden und föhnen lässt. Sprockhövel profitiere keineswegs von immer denselben Läden, ist Melanie Blaschke überzeugt. Sie meint, die Stadt Sprockhövel müsse sich bei den Neuzugängen unter den Geschäften mehr einmischen.

Stellungnahme der Stadt

Das sagen auch alle anderen befragten Friseur-Ladeninhaber: „Die Stadt kann kein Interesse daran haben, wenn der Branchenmix nicht mehr stimmt und überall Friseure ihre Dienste anbieten“, sagt Rolf Bähner. Dazu befragt sagt die Stadtverwaltung: „Selbstverständlich hat die Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung großes Interesse daran, ein möglichst vielseitiges Angebot und eine belebte Innenstadt zu fördern. Allerdings hat die Stadt letztlich keinen Einfluss darauf, an wen die Eigentümerinnen und Eigentümer ihre Ladenlokale vermieten.“