Sprockhövel. Am Standort Merklinghausen in Sprockhövel werden künftig 120 geflüchtete Menschen unterkommen. Jetzt war Besichtigungstag: Was sagen die Bürger?

Drei bis vier vor Krieg, Not und Perspektivlosigkeit geflohene Menschen erreichen im Schnitt Sprockhövel - wöchentlich. Das stellt die Verwaltung der Kleinstadt vor enorme Herausforderungen. Denn diese Flüchtlinge müssen untergebracht und versorgt werden. Vor dem Hintergrund, dass eine Großunterkunft wie das zentral gelegene Hauhinco-Gebäude nicht dauerhaft zur Verfügung stehen, organisiert die Stadt neue Standorte. Doch ist die Container-Lösung nicht die beste, und dewegen baut die Stadt selbst. Jetzt gab es in Merklinghausen etwas zu sehen.

Tag der offenen Tür in Merklinghausen

„Die Stadt Sprockhövel ist stets ihrer Verpflichtung nachgekommen, Menschen aufzunehmen, die in Not aus ihrer Heimat flüchten mussten“, sagte Bürgermeisterin Sabine Noll am Mittwochnachmittag am Standort Merklinghausen. Ein Tag der offenen Tür sollte ein Angebot sein an alle interessierten Sprockhövelerinnen und Sprockhöveler, die neu errichteten Unterkünfte in Augenschein zu nehmen.

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Zwei langgezogene Baukörper waren zu besichtigen, die in direkter Nachbarschaft zu bereits seit Jahren dort stehenden Wohncontainern positioniert wurden. Dort leben 60 Personen, die beiden neuen Unterkünfte werden bis zu 120 Flüchtlinge aufnehmen können, so dass der Standort Merklinghausen insgesamt 180 Menschen beherbergen kann.

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Viele Bürger waren es nicht, die die Einladung der Stadt zum Tag der offenen Tür angenommen haben, wie so oft in Sprockhövel waren es überwiegend Ratsleute und Kommunalbeamte, die im Gefolge der Bürgermeisterin einen Blick ins Innere der Häuser warfen. Aber auch Ahid Syed Ali, eine syrische Flüchtlingsfrau, die in einem der Container lebt, mischte sich unter die Besucher. Sie lebt mit Mann und fünf Kindern seit über zwei Jahren hier, die Familie wird nächste Woche in eine der größeren neuen Wohnungen einziehen. Ein Glücksfall: „Wir freuen uns sehr, denn im Container war man kaum unter sich“, sagt einer ihrer Söhne, der das Berufskolleg Hattingen besucht und Polizist werden möchte.

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Stolz schaut sich die syrische Mutter ihre künftige Küche zusammen mit Bürgemeisterin Noll an. Sie fühle sich hier gleich wie zu Hause, alles sei so schön und sauber, sagt sie, nachdem sie sich die Acht-Personen-Wohnung mit rund 100 Quadratmetern angeschaut hat. Unterschiedliche Wohnungsgrößen stehen in den beiden Neubauten bereit, auch eine barrierefreie Unterkunft für vier Personen (55 Quadratmeter) ist dabei.

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Dass Anfang September konkret über hundert Flüchtlinge hier im Grünen Platz finden können, gleicht einem Wunder. Denn die ausführende Baufirma Schmücker aus Sprockhövel hat das Projekt Merklinghausen ins sage und schreibe sechs Monaten hochgezogen. „Die Holzbauprofis“, so der Name der Firma von Peter Schmücker, hatte drei Vorgaben der Stadt gleichzeitig umzusetzen: Schnell, solide und nicht teuer zu bauen. Das ist gelungen. „Nachdem wir nach der Ausschreibung den Zuschlag bekommen haben, war eine effiziente Planung und Ausführung nötig“, sagt Chef Schmücker.

Startschuss erfolgte Oktober 2023

Das war im Oktober 2023, und während noch die Fundamente gelegt wurden, bauten die Mitarbeiter der Firma Schmücker in Fertigbauweise Wände für alle Räume der beiden Häuser. Installationen wie etwa Badezimmereinrichtungen (Toiletten, Duschen, Waschbecken) wurden bereits in der Firma an den Wänden installiert, so dass sie später als komplette Einheit mit dem Kran vor Ort eingehoben werden und verankert werden konnten. Ähnlich verlief es mit den Elektroinstallationen. So war Ende Februar 2024 alles fertig, allein die Außenanlagen mit Kinderspielplatz und Grünanlagen müssen noch gemacht werden. Alles zusammen hat rund 6,6 Millionen Euro gekostet. Der Clou: Die Häuser und die Raumaufteilung sind so konzipiert, dass nach einer Nutzung durch Flüchtlinge quasi im Handumdrehen durch Wändeverschiebung normale Sozialwohnungen errichtet werden können.

Sehr schlichte Einrichtung

Das Innere: Schlicht und auf bloßen Nutzen ausgerichtet. Vinylböden, Metallschränke, einfachste Kücheneinrichtung und Betten, die ein bisschen an die Bundeswehr erinnern. „Luxus gibt es hier nicht“, betont Anne Hofmeister, die in Sprockhövel als Kämmerin für die Finanzen gerade steht.

Positive Bürgermeinungen

Welchen Eindruck haben die Bürger unter den Besuchern? „Ich erinnere mich, dass meine Familie 1945 aus Ostpreußen als Flüchtlinge in den Westen gekommen sind“, sagt Edelgard Wolff. Es beruhige sie, dass hier in Sprockhövel so viel Engagement beim Errichten von Unterkünften bewiesen werde. „Das ist wichtig!“. Rolf Polonyi ist beeindruckt von dem Bautempo und dem Standard, der hier bereitgestellt wird. „Das ist ein enormer Fortschritt gegenüber dem Containerangebot.“