Sprockhövel. Am Dienstag wurde auf der Hauptstraße in Sprockhövel eine Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt. Was die Leute sagen und was sie sich erhoffen.
Über die Umgehungsstraße fließt mittlerweile viel Verkehr um die Innenstadt von Niedersprockhövel herum, jetzt kann die Hauptstraße ins Visier genommen werden. Seit Dienstag gilt eine Temporeduzierung auf 30 km/h, eine Verabredung der Stadt mit Straßen NRW, denn die Hauptstraße ist in der Zuständigkeit der Landesbehörde. Wie die Neuerung an der Hauptstraße ankommt.
Am frühen Vormittag kaum Änderung
Tag zwei nach der Umstellung. Zunächst sieht die Hauptstraße aus wie immer um 10 Uhr vormittags, einige Autofahrer suchen Parklücken, es ist schon viel Lieferverkehr unterwegs, der wie immer auf der Fahrbahn anhält und ein Hindernis darstellt. Auf einen Kaffee im Außenbereich des Eiscafes, hier lässt sich gut beobachten, ob sich mit der Temporeduzierung etwas verändert hat.
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„Ich habe die Schilder gesehen, ich finde, das tut der Hauptstraße richtig gut“, sagt Frank Bitter, der hier Pakete ausliefert und eine Pause macht. „Schnell fahren kann ja zu normalen Tageszeiten niemand hier, aber es diszipliniert eben“, meint er. Ein Rentner beteiligt sich an dem Gespräch. „Das ist es, wenn ich als Autofahrer weiß, dass ich mich in einer Tempo-30-Zone aufhalte, fahre ich ganz anders als ohne Beschränkung.“
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Die Planungen für eine Beruhigung der Hauptstraße sind fast so alt wie die für die Umgehungsstraße, die Voraussetzung für die Reduzierung ist. Am späteren Vormittag wird ganz deutlich, dass es ruhiger auf der Hauptstraße zugeht als sonst. Offenbar ist das Kalkül aufgegangen, dass geringere Fahrgeschwindigkeit auch Hektik aus dem System Straßenverkehr nimmt.
Doch kritische Stimmen kamen sofort nach Verkündung der Maßnahme durch die Stadtverwaltung auf. Der Zusammenhang mit der Situation des Einzelhandels wurde hergestellt: „Man schaue sich die Geschäftsleerstände auf der Hauptstraße an“, schrieb Hans-Michael Beckmann an die Redaktion. „Sie sind ein Symbol für den dortigen Niedergang. Nur eine Veränderung auf Tempo 30 reicht bei weitem nicht aus, die Politik in Sprockhövel zeigt sich mutlos.“
Straße kann Regie über Veränderung führen
Beckmann weiter: „Die Straße sollte grundlegend umgestaltet werden, damit die Leute sich dort gerne aufhalten und einkaufen. Die Straße wird Gemeindestraße und somit kann die Stadt Sprockhövel in eigener Regie gleich mit der nächsten Veränderung anfangen, die Fußgänger, Radfahrer und Touristen mehr berücksichtigt. Eine Fußgängerzone mit Raderlaubnis wie in Hattingen oder eine Fahrradstraße mit dem Zusatz Anlieger frei, das wäre doch mal was.“
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So sehen das viele, die befragt wurden. „Tempo 30 ist ein Anfang, auf jeden Fall. Wir erobern uns die Straße einfach zurück“, sagt Friedel Bürstinghaus. Wenn es am Ende der Planungen erreicht sei, dass die Hauptstraße zumindest überwiegend zur Fußgängerzone würde, wären ganz andere Vorstellungen denkbar. „Kleinere Feste und Aktionen, nicht nur einmal jährlich das Stadtfest, wo den Fußgängerinnen und Fußgängern die Straße gehört“, sagt Bürstinghaus. Treffen der Leute bei gemütlichen Sitzgruppen, um Schwätzchen zu halten, die Seele baumeln zu lassen.
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„Eine beruhigte Hauptstraße würde auch mehr zum Shoppen einladen“, ist ein Einzelhändler sicher, der namentlich nicht genannt werden möchte, weil die Diskussion um Einzelhandel in Sprockhövel generell oft emotional sehr aufgeladen geführt werde. Nicht alle Kolleginnen und Kollegen sähen das so, aber Passanten im Schlenderschritt hätten erwartungsgemäß deutlich mehr Ruhe, sich Schaufenster anzuschauen.