Sprockhövel. Unterwegs auf dem Wanderweg „Alte Haase Süd“ in Sprockhövel. Es grüßen Relikte aus der Frühindustrialisierung der Bergbauregion. Da geht‘s lang.

Wer aufmerksam im Breloer Gehölz unterwegs ist und den Blick über den Waldboden unter den hohen Buchen schweifen lässt, wundert sich über auffällig dunkle Stellen. So sieht eigentlich kein Humus von Buchenblättern aus. Bei näherem Hinschauen entdeckt der aufmerksame Wanderer unzählige schwarze Schnipsel und Bröckchen: Das ist tatsächlich ein Rest von Steinkohle, die in den Flözen der Zechenwüstung Breloer Gehölz abgebaut wurde.

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Wer hier angekommen ist, hat aufmerksam die Beschilderung verfolgt, die Wegpate Achim Flottmann an exponierten und gut sichtbaren Stellen angebracht oder erneuert hat. Ein stilisierter Förderturm ist das Symbol für den Bergbauwanderweg „Alte Haase Süd“, und der leidenschaftliche Pfadfinder Flottmann kennt den Weg wie seine Westentasche. Mehr als zehn Kilometer ist die gesamte Strecke lang, und Achim Flottmann warnt: „Auf diesen Wegen gingen die Bergleute zur Arbeit. Das sind teilweise keine ausgebauten komfortablen Wanderwege.“

Instandhaltung ist wichtig

Die Paten der insgesamt fünf Bergbauwanderwege rund um Sprockhövel sind deshalb nicht nur für eine gut sichtbare Beschilderung verantwortlich, sondern auch für ein gewisses Maß an Instandhaltung: „Der Einstieg in den Weg rund um das Breloer Gehölz etwa wäre in der Vegetationszeit für Ortsunkundige durch Brombeergestrüpp und Gebüsch kaum zu finden, schnitte der Wegpate nicht hier und da die Wege so weit frei, dass Wanderer seiner Beschilderung auch gut folgen könnten.

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Das aufwändige Projekt der Instandhaltung und des Ausbaus der Wanderwege auf den Spuren der Bergbaugeschichte Sprockhövels obliegt dem Heimat- und Geschichtsverein in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Stadt, des Stadtmarketings und des Verkehrsvereins. Der Einstieg in den Bergbauwanderweg „Alte Haase Süd“ beginnt am Alten Bahnhof Sprockhövel, und wer ihn – entweder in voller Länge oder mit vorgesehenen Abkürzungen – teilweise laufen möchte, ist gut beraten, sich festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung anzuziehen, denn die Bergleute waren weder zimperlich noch anspruchsvoll.

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. © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Querfeldein auf Trampelpfaden, durch Hohlwege und Waldstücke geht es ebenso, wie es vorbei an Pferdekoppeln und über Hofschaften geht. Die Wüstung der Zeche Frosch, eine der ältesten Zechen in Sprockhövel, ist bereits 1650 als Fund- und Förderstelle für Kohle dokumentiert. Der Rundwanderweg, der sich durch Abzweigungen und Querspangen auf 6,4 Kilometer verkürzen lässt, erstreckt sich rechts und links der Wuppertaler Straße. Die Streckenführung zu den angrenzenden Zechen, Schächten und Flözen, die Namen wie „Molly II“, „Frosch“, „Luchs“ oder „Fuchs“ heißen, ist eine Mischung aus Natur- und Geschichtserlebnis.

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Die Spur der Kohle

Eine Legende im Flyer bezeichnet die geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten, beginnend am Alten Bahnhof, dem Gasthof Rose, vorbei an Fabriken, die Bergbaumaschinen herstellten, und an der Bergbauvorschule. Der Weg führt zu Hof Vogelbruch, später zu den Höfen Homberg und Auf dem Bruch und Diefhausen. An mehreren Bergmannskotten, darunter auch an dem von Obersteiger Georg Peter Hilgenstock, erstreckt sich der Bergbauwanderweg „Alte Haase Süd“ ebenso, wie sich Markierungen der ehemaligen Kleinzechen Molly II, der Zeche Lange, der Zeche Sprockhövel oder der Zeche Vereinigte Wildenberg und Vogelbruch im Wanderführer „Die Spur der Kohle – Route 3“ finden.

Alte-Haase-Wanderwege

Wegen der Länge der Strecke von rund 21 Kilometern sind die Wanderwege Alte-Haase zweigeteilt.Der Nordweg ist 9,6 Kilometer lang (ohne Abstecher zum Erbstollen 7,9 Kilometer) mit 70 Metern Höhenunterschied; der Südweg ist 10,5 Kilometer lang mit 135 Metern Höhenunterschied.

In der modernen digitalen Welt muten die gedruckten Wanderkarten außerdem fast wie ein Anachronismus an: Längst hat Achim Flottmann eine Software auf seinem Smartphone, die neue Wege aufzeichnet und das gesamte Wanderwegenetz auch in digitaler Form für Wanderer bereitstellt, die lieber der virtuellen Navigation rund um Sprockhövel folgen.

+++ Dieser Text wurde zuerst am 10. August 2023 veröffentlicht +++