Sprockhövel. 150 Meter Betonwand an der Umgehungsstraße fügen sich harmonisch in die Landschaft ein. Es ist das Werk zweier Künstler aus Sprockhövel.
Leicht, luftig, beschwingt und fröhlich sieht es jetzt rund um den oberen Schulhof der Mathilde-Anneke-Schule aus. Bekanntlich liegt sie in landschaftlicher schöner Umgebung. Aber jetzt wird sie noch einmal aufgewertet durch eine kunstvoll gestaltete Lärmschutzwand, die den Schulhof von der neuen Umgehungsstraße L 70n abgrenzt.
Künstlerin und ihr Sohn entwerfen Motiv
Die Sprockhöveler Künstlerin Bettina Bülow-Böll hat zusammen mit ihrem Sohn Lukas Böll das Motiv entworfen. Farbig und gekonnt umgesetzt hat es Graffiti-Künstler Mark Roberz. Als hätte man mit einer kleinen Harke Spuren in den Sand gezogen und die Flächen dazwischen bunt ausgemalt – so einladend sieht die etwa 150 Meter lange Fläche mit den einzelnen Elementen der Lärmschutzwand aus. Bettina Bülow-Böll hat freundliche, helle Farben auf einem angenehmen Sandton gewählt. Beruhigend, inspirierend, freundlich. Wie ein Stückchen Urlaub auch unter grauem Himmel.
Schwieriger Weg zur Kunst
Die absolute Leidenschaft, Zeichnen und Malen, wurde Mark Roberz zu Schulzeiten nicht gerade honoriert. „Meine Eltern durften sich an den Elternsprechtagen immer anhören, dass ich stundenlang nur immer mit Malen beschäftigt bin“, schildert er die eher düsteren Stunden, verursacht durch seine Kunst-Affinität. Einen Stift zum Zeichnen konnte er nie aus der Hand legen. Logisch, dass er nach der Schule Grafikdesign lernen wollte. Aber in dem Bereich war nichts frei, ein begehrter Beruf zu der Zeit, die dem jetzt 33-Jährigen keine Chance bot. Also lernte er zuerst einen Beruf in einem Finanzunternehmen. Aber sein Weg führte zwangsweise in eine andere Richtung.
Mark Roberz bekommt Firmenaufträge
„Zum Glück waren meine Eltern immer sehr offen für meine Wünsche und unterstützten mich“, freut er sich. Mit einer Anzeige bei ebay-Kleinanzeigen fing es an. Da konnte er seine Kunst unter Beweis stellen, indem er Kinderzimmer individuell bemalte und Gartenmöbel verschönerte. 2013 kreierte er dann seine eigene Webseite und nach einem Jahr ging es richtig los. Firmen gaben ihm Aufträge, die Flächen, auf denen er sprayte, wurden größer. Eine Vielfalt von Motiven ganz unterschiedlicher Art kann er präsentieren. Klein und filigran zu arbeiten, ist nicht sein Ding. Er liebt große Bilder und hat keine Angst vor riesigen Flächen.„Wir haben sofort gemerkt, dass wir harmonierten“, strahlt Bettina Bülow-Böll und ist beeindruckt von dem Körpereinsatz des Künstlers an der Lärmschutzwand.
Lärmwand war große Herausforderung
23 Platten – dreimal sechs Meter groß – waren eine echte Herausforderung. „Es ist wirklich ein erhebender Moment, wenn der Entwurf, den man gemacht hat, dann in der Realität auch wirklich schön aussieht“, freut sie sich. Eigentlich hatte sie diese gesamte Fläche als Relief geplant. Aber das sei Straßen NRW zu teuer gewesen. So ist die Wand, die immer durch große Sichtfenster unterbrochen ist, ausgesprochen interessant. Die Schüler haben die Möglichkeit, durch die Glasflächen über den Schulhof auf die L 70n zu gucken. Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer, die sich auf der Umgehungsstraße befinden, können wiederum die Figuren auf dem unaufdringlichen Relief auf sich wirken lassen: Beigefarbene Wolken unter denen Schwalben „tanzen“.
Straßen NRW wählt unter fünf Entwürfen aus
Fünf verschiedene Entwürfe hat Bettina Bülow-Böll zusammen mit ihrem Sohn Straßen NRW vorgelegt, aus denen dann der jetzige ausgesucht wurde. „Es war eine Ausschreibung und die Stadt Sprockhövel wollte eine heimische Künstlerin beauftragen. Ich freu mich, dass wir den Auftrag bekommen haben.“ Für das Relief, das eine Betongießfirma aus Gütersloh umgesetzt hat, hat Sohn Lukas, der Mediengestalter ist, die Dateien gemacht, erzählt die Künstlerin. Alleine die Ideenentwicklung habe unglaublich viel Spaß gemacht.
14 Tage harte Arbeit
Dass es eine Lärmschutzwand an der neuen Umgehungsstraße L 70n geben muss, war von Beginn des Projektes an klar. Die Ausschreibung zur Gestaltung allerdings, kam deutlich später. Willkürlich konnte der Auftrag nicht vergeben werden. Straßen NRW hat sowohl für die Entwürfe eine Ausschreibung gemacht, als auch für die Ausführung.
Vierzehn Tage lang hat Graffiti-Künstler Mark Roberz an der Gestaltung gearbeitet, hat Schablonen gefertigt, um die Ideen von Bettina Bülow-Böll in die Tat umzusetzen. Mit Spraydose, Leiter und ganzem Körpereinsatz ist ihm das bestens gelungen, wie Straßen NRW feststellte. Die Behörde nahm die fertigen Arbeiten in dieser Woche ab.