Sprockhövel. Die Tafel in Haßlinghausen füllt Taschen für bedürftige Sprockhöveler. 21 sind es derzeit, die jeden Freitag zur Ausgabe im Jugendzentrum kommen.
Mitarbeiterinnen der Haßlinghauser Tafel berichten, dass die Anzahl ihrer Gäste zunimmt. Immer freitags vormittags ab 11.30 Uhr öffnen sie im Jugendzentrum ihre Pforte, und 21 registrierte Frauen und Männer aus Sprockhövel, manchmal in Begleitung von ihren Kindern, freuen sich über eine Tasche mit überwiegend frischen Lebensmitteln.
Soziale Bedürftigkeit nachweisen
In einem Raum ist ein rundes Dutzend Kisten aufgereiht, vier ehrenamtliche Mitarbeiterinnen der Hattinger Tafel, mit der die Ausgabestelle in Haßlinghausen organisatorisch verbunden ist, warten auf die Gäste. Sabine Münster ist schon vier Jahre dabei im Team. Die Hausfrau freut sich jedes Mal, wenn ihre „Bekannten“ hereinkommen. „Wer das Angebot, Lebensmittel mitzunehmen, annehmen möchte, muss sich zuerst registrieren“, berichtet sie. Interessierte müssen ihre soziale Bedürftigkeit nachweisen können, dass ist sozusagen die Eintrittskarte für die Tafel.
Hattinger Tafel beliefert Sprockhövel
Äpfel, Orangen, Bananen, Milch, vielerlei Gemüse und Kohl liegt in dien Kisten bereit. Auf den Fensterbänken Brot und Brötchen, gesondert Schokokekse und Schokolade und einige Konservendosen. „Wer reinkommt, wird sofort bedient“, sagt Franziska Erlhof. Die Lebensmittel werden von der Hattinger Tafel geliefert, die vorher in Supermärkten übrig geblieben sind. Die Studentin nimmt von jedem Gast drei Euro als Kostenbeitrag, dann füllt sie die mitgebrachte Tasche mit einem zuvor von der Tafel festgelegten Sortiment und reicht es einem alten Mann, der mit seinem Einkaufswagen in der Tür stehengeblieben ist.
Sozialkontakt auch wichtig
Er sucht mit seinem Blick freundlich die Augen der vier Mitarbeiterinnen, „ich freue mich schon die ganze Woche darauf, die netten Menschen hier zu treffen, auch wenn es nur ein paar Minuten sind.“ Viele der Gäste sind alt, oft alleinstehend, „da ist das Soziale fast ebenso wichtig wie die Lebensmittel“, weiß Sabine Münster. Kontrolliert wird hier am Freitagmittag kein Gesicht, „wir kennen sie doch alle“, sagt Franziska Erlhof. Manchmal kommen auch noch nicht Registrierte, weil sie vom Freitagsangebot der Tafel gehört haben. „Dann bitten wir sie, bis zum Ende der Ausgabezeit zu warten, und sie bekommen von dem, was übrig ist“, sagt sie.
Atmosphäre ist familiär
Es sind fast ausschließlich Menschen aus Sprockhövel, Senioren, auch Flüchtlinge, viele alleinerziehende Mütter mit Kindern. So wie die 33-Jährige, die kurz vor 12 Uhr erscheint, eine halbe Stunde vor Schließung; auch sie eine Bekannte des Teams. „Ich finde es hier sehr familiär, in großstädtischen Tafeln kommt man sich vor wie auf dem Bahnhof“, sagt sie. Sie kümmert sich um einen Vier-Personen-Haushalt, also bekommt sie bei der Tafel auch deutlich mehr Lebensmittel, Süßigkeiten für die Kinder inklusive.
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Heute gibt es frische Tulpen
Obendrauf legt ihr Sabine Münster noch einen Strauß Tulpen, die Frau ist gerührt. „Über lange Zeit waren es immer zwölf oder 13 Personen, die gekommen sind“, sagt Münster. Jetzt sind mittlerweile 21, und es werden wohl mehr. „Die immer weiter steigenden Energiepreise machen meiner Familie sehr zu schaffen“, sagt die 33-Jährige. Wie gut, dass es freitags hier etwas zu essen gibt.
Kontakt zur Tafel
Viele Bedürftige haben eine ausgeprägte Hemmschwelle, mit dem Tafelbesuch zu signalisieren, dass sie auf Hilfe angewiesen sind. So berichtet es das Team der Haßlinghauser Tafel. Doch mit der Zeit gebe sich das.
Die Haßlinghauser Tafel hat freitags von 11.30 bis 12.30 Uhr im Jugendzentrum an der Geschwister-Scholl-Straße geöffnet. Bedingung für die Lebensmittelausgabe ist, drei Euro zu bezahlen und die Bedürftigkeit nachweisen zu können. Weitere Infos unter 02339 5292.
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