Sprockhövel. Gunnar Klewer ist Head-Greenkeeper auf drei Anlagen mit 45 Loch beim Golfhotel Vesper. Ein Team von zwölf Leuten betreut sie mit Enthusiasmus.

„Höflich und respektvoll sind hier wirklich alle Golfer. Richtig nette Menschen. Aber, wenn sie einen miesen Tag beim Spiel hatten, dann ist das schlecht geschnittene Grün schuld, das die Tour vermasselt hat.“ Wenn die Runde allerdings super gelaufen ist, ist es das profihafte Können. Gunnar Klewer kann darüber nur schmunzeln. Dem Hüter aller drei Golfplätze mit insgesamt 45 Loch, Head Greenkeeper genannt, beim Golfhotel Vesper, ist keine Ausrede der Spieler fremd.

Klewer ist selbst Hobbygolfer

Klewer nimmt’s gelassen und schmunzelt. Schließlich ist er seit Jahrzehnten selbst Hobbygolfer mit einem sehr respektablen Handicap. „Wenn ich nicht selbst spielen würde, wär das wie bei einem Koch, der sein Essen nie probiert. Der weiß doch dann auch nicht, wovon die Gäste sprechen. Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, liegt es an der Badehose, sagen wir immer.“ Ihm macht man halt nichts vor.

Schon als 16-Jähriger vom Beruf fasziniert

Gerade 16 Jahre alt ist er, als er auf seinem Moped zu Hans-Georg Vesper düst, um sich auf dem Golfplatz um das Grün zu kümmern. „Die Verbindung kam zustande, weil Vesper senior bei meinem Opa auf unserem Sprockhöveler Bauernhof eine Lehre machte“, sagt der 56-Jährige. Unglaubliche zehn D-Mark bekommt
Klewer damals für die Grün-Pflege. „Das war wirklich sehr viel Geld“, sagt er. Der junge Bauernsohn Gunnar macht die Mittlere Reife, es schließt sich eine zweijährige Lehre als Landwirt an. In Sachen Lernen gibt er keine Ruhe.

Ausbildung zum Landwirt

Die Maschinen müssen von den Greenkeepern gewartet werden.
Die Maschinen müssen von den Greenkeepern gewartet werden. © Funke Foto Services GmbH | Fischer


Ein weiteres Jahr geht er zur Landwirtschaftsschule und sattelt noch ein Jahr an der Höheren Landbauschule drauf. Mit 21 Jahren ist er staatlich geprüfter Landwirt. Vergleichbar mit einem Meister. Eine Zeit lang arbeitet er bis zum Umfallen. Morgens in aller Herrgottsfrühe aufstehen, die Kühe des eigenen Hofes melken, dann ab zu Vesper – Rasen pflegen. Abends dann dasselbe in umgekehrter Richtung. Nachdem er lange Zeit zweigleisig fährt, stellt ihn sein Vater vor die Alternative: Eigenen Bauernhof bewirtschaften oder Greenkeeper werden. Er entscheidet sich für Greenkeeper. Dem Vater geht das nicht gut runter, aber Gunnar Klever bereut es bis heute nicht. „Es war die richtige Entscheidung.“ Zwölf Leute hat er heute in seinem Team, die die insgesamt drei Anlagen in Schuss halten. Täglich. „Die Saison für Golfer in Deutschland geht von April bis Oktober. Das heißt Urlaubssperre, jeden Tag an Bord sein, sieben Tage lang“, sagt Klewer.

Für jede Rasenhöhe eine andere Maschine

Golfplatzpflege ist nicht so, wie es sich der Laie vorstellt. Die Mähmaschine mal höher, mal niedriger stellen. Für jede Rasenhöhe gibt es eine eigene Maschine. Das Grün um das Loch mit der Fahne, das täglich gemäht wird, darf maximal 4 mm hoch sein. Die Bereiche sind ungefähr 500 qm groß. Daran schließt sich das Vorgrün an, das 12 mm hoch sein darf und wie die Abschlagflächen dreimal pro Woche gemäht wird. Die Spielbahnen, die ebenfalls dreimal die Woche kurz gehalten werden, haben 15 bis 16 mm hohes Gras. Die Bereiche unter Bäumen, das Semi-Rough mit 24 mm, wird maximal zweimal in der Woche gemäht und das höhere Hard-Rough maximal drei- bis viermal im Jahr. „Greenkeeper sein heißt, den gesamten Golfplatz zu pflegen und in Ordnung zu halten“, beschreibt Klewer seine Tätigkeit und die seiner Kollegen.

Schneeschimmel macht den Rasen braun

Auch die Maschinenpflege gehört mit zu der Tätigkeit. Die Messer der Geräte müssen scharf wie Rasierklingen sein, damit das Grün nicht gequetscht wird. Denn dann würde die Kante ausgefranst, Pilze und andere Krankheiten könnten problemlos eindringen. „Das wäre der Supergau“, sagt der Hüter des Grüns. Eine Situation, die die Greenkeeper fürchten, ist zum Beispiel, wenn auf ungefrorenen Boden Schnee fällt. Dann komme es leicht zu Schneeschimmel durch die kühl-feuchte Witterung. „Der Rasen wird braun, so schnell können Sie gar nicht gucken.“ Dagegen gehen die Fachleute mit Eisensulfat vor, damit der Boden ein saures Milieu bekommt.

Zunehmende Trockenheit macht Sorgen

Die Vielseitigkeit an dem Beruf ist es, die dem Greenkeeper so unglaublich viel Spaß macht. Umweltschutz sei mittlerweile ganz oben angesiedelt. „Chemie benutzen wir eigentlich überhaupt nicht mehr. Es gibt mittlerweile so gute Alternativen. Außerdem haben wir eine Aufzeichnungspflicht“, betont Klewer. Was ihm wirklich zu schaffen macht - auch seiner Seele - ist die zunehmende Trockenheit. Er selbst muss gefährdete Bäume fällen, die er vor Jahrzehnten selbst gepflanzt hat. „Das tut wirklich weh.“