Oberhausen. Picnic will mit seinem neuen Verteilzentrum starten. Nebenan liegt die Edeka-Logistikzentrale, die ebenfalls wegen Stellen aufhorchen lässt.
Nur wenige Minuten von der Autobahn 3 entfernt liegt die größte Firmenansiedlung Oberhausens in jüngster Zeit: das Edeka-Zentrallager. Gleich nebenan sind Hallen in die Höhe gewachsen, die eine weitere Entlastung für den heimischen Arbeitsmarkt versprechen. Hier sollen 800 bis 1000 Jobs entstehen. Der Onlinedienst Picnic hat dort sein bislang einziges vollautomatisches Logistikzentrum hochgezogen, das noch in der ersten Jahreshälfte ans Netz gehen soll.
Von Oberhausen zu 15 Verteilstationen im Ruhrgebiet
Von dem Standort aus will Picnic Lebensmittel zu den 15 Verteilstationen im Ruhrgebiet bringen, die wiederum Kunden vor Ort beliefern. Zumindest in einem Fall dürfte der Weg nicht allzu weit sein. Denn auf dem ehemaligen Babcock-Gelände, dem Gewerbepark Quartier 231 an der Duisburger Straße, ist Picnic bereits mit einer Niederlassung vertreten.

Momentan laufen in dem Gebäudetrakt auf der ehemaligen Industriebrache am Waldteich die Arbeiten auf vollen Touren. Die Hochregallager haben bereits ihren Platz gefunden, aber nun müssen die Software und alle Abläufe getestet sowie die gesamte Technik angepasst werden. Schließlich sollen die bestellten Joghurts, die Kohlrabi oder die Schokobonbons auch erstens den richtigen Zusteller und zweitens den Kunden erreichen, der sie geordert hat.
Die ersten Mitarbeiter hat Picnic in Oberhausen bereits eingestellt, weitere sollen folgen
Der Aufwand, die IT auf den erforderlichen Stand zu bringen, dürfte enorm sein. Denn in den Hallen kommen auch rund 1500 Roboter zum Einsatz, die in die gesamte digitale Technik einzubinden sind. Trotz der großen Menge an automatisierter Technik: Es bleibt am Ende noch reichlich Arbeit, die von Menschenhand übernommen werden muss, sagt Sprecher und Mitbegründer Frederic Knaudt. Die ersten 25 Mitarbeiter hat er zum Teil im Schulterschluss mit der Agentur für Arbeit bereits eingestellt. In den nächsten Wochen sollen es bis zu 100 Leute sein, die weiteren Stellenbesetzungen folgen laut Knaudt nach und nach.
Denkbar kurz sind die Wege, damit das Lager an seine zu verteilende Ware kommt, bezieht der Lieferdienst sie doch vom Zentrallager gleich nebenan. Edeka Rhein-Ruhr ist an Picnic beteiligt, das bislang in 200 deutschen Städten vertreten ist und derzeit rund zehn Lagerstandorte betreibt. Dort werden die Lieferungen weitestgehend noch per Hand sortiert, in Utrecht wiederum besteht ein halbautomatisches Lager, in dem die Software bereits wesentliche Aufgaben übernommen hat.

100 Stellen mehr im Oberhausener Edeka-Zentrallager als zunächst vorgesehen
Während der Lieferdienst in nächster Zeit bis zu 1000 Stellen schaffen will, sind auf dem angrenzenden Gelände bereits 1400 entstanden. Edeka selbst beschäftigt 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und damit 100 mehr als zunächst vorgesehen, unterstrich Expansionsleiter Peter Mies, als jetzt Landesgesundheits- und Arbeitsminister Karl-Josef Laumann zu Gast war. Weitere 300 sind für Dienstleister tätig, die sich im Auftrag des Lebensmittelkonzerns um Wartung, Reparaturen oder auch die PC-Technik kümmern.
Der CDU-Politiker stattete im Zuge seiner Firmenkontakte dem Zentrallager einen Besuch ab und hob hervor, dass es gelungen sei, auf einer Industriebrache eine hohe Zahl an Arbeitsplätzen zu schaffen. Die heimische CDU-Partei- und Fraktionschefin Simone-Tatjana Stehr erinnerte daran, dass es durchaus Widerstände gegen das Projekt gegeben habe, der Erfolg des Standorts aber für sich spreche.
Firmenleitung reagiert auf Nachfrage des Arbeitsministers
Das Lager selbst war zuvor in Moers angesiedelt. Da eine notwendige Vergrößerung sich dort aber nicht umsetzen ließ, kam auf der Suche nach einer Alternative Oberhausen ins Spiel. 500 Beschäftigte wechselten ihren Arbeitsplatz. Die weiteren 600 Mitarbeiter habe man im Laufe der Zeit, zum großen Teil nach der Eröffnung im Herbst 2021, in Oberhausen und Umgebung gewonnen, erklärte Betriebsleiter Stegmann auf Anfrage des Ministers. Er hatte nachgefasst, woher denn eigentlich die Beschäftigten kommen.

200 Millionen Euro hat Edeka in das Zentrallager investiert, von dem aus rund 450 Händler in der Umgebung beliefert werden. Durchschnittlich sind die Fahrer zwischen 60 und 70 Kilometer auf Achse, bis sie ihr Ziel erreicht haben, erläuterte Stegmann. „Damit lassen sich in der Regel die Arbeitszeiten familienfreundlich gestalten, da die Mitarbeiter keine weiteren Strecken zurücklegen müssen.“ In Hamm und Meckenheim befinden sich die angrenzenden Logistikzentren zum Oberhausener Berrit.

Lebensmittelkonzern sucht bis zu 50 Auszubildende für Standorte in Oberhausen
Alle Beschäftigten werden nach Edeka-Angaben nach Tariflöhnen bezahlt und sind in 33 verschiedenen Berufen tätig, vom Lageristen über den Mechatroniker bis hin zur Bürokraft, betonten sowohl der Expansions- als auch der Betriebsleiter. Laumann nutzte die Gunst der Stunde, um auf ein Problem hinzuweisen, dass ihm große Sorge bereitet: Viele Jugendliche bleiben zu lange in den Berufsschulen, ohne eine berufliche Orientierung zu finden. Abhilfe können Betriebspraktika schaffen, für die er noch Anbieter suche. Edeka werde sich auf jeden Fall beteiligen, sagte Mies zu. Rund 50 Ausbildungsstellen sind zudem ab Sommer sowohl im Zentrallager als auch in der Zentrale des Getränkehandels Trinkgut an der Duisburger Straße zu besetzen. Gesucht werden unter anderem Fachkräfte für Lagerlogistik, Berufskraftfahrer und Kaufleute für Spedition und Logistik.
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