Oberhausen. Das Musikgeschäft von Otto Flögel ist in ganz Oberhausen bekannt. Nun geht der Inhaber in Rente. Als Musiker unterhält er die Menschen weiter.

  • In Ottos Musikladen haben Hobbymusiker alles gefunden, was das Musikerherz begehrt.
  • Otto verkaufte über 40 Jahre lang zum Beispiel Gitarren, Keyboards oder Ukulelen.
  • Nun gibt er sein Geschäft auf, als Musiker wird er aber weiter unterwegs sein.

Er verdient den Titel Kultfigur in Oberhausen: Otto Flögel, allen nur bekannt als Otto, hat sich über 40 Jahre seinen Status redlich erarbeitet. Der Inhaber von Ottos Musikladen ist eine authentische Oberhausener Frohnatur. Seine Kunden schätzen die sympathische und hilfsbereite Art des Musikers. Er ist einfach Otto. Nach 42 Jahren ist für ihn aber Schluss. Otto gibt sein Geschäft auf – für immer.

Vor seinem Laden am Marktplatz Osterfeld prangt der geschwungene Schriftzug „Ottos Musikladen“. Die Schrift erinnert an die Musikvideosendung „Formel Eins“ aus den 80er Jahren. Kein Zufall, denn fast genauso lang ist es her, dass Otto erstmals seine Türen öffnete. Wo früher einmal bis zu 200 Gitarren in den Halterungen steckten, reihen sich nun Pappkartons in seinem Geschäft aneinander.

Bis zum 28. Februar hat Otto noch geöffnet, dann muss alles raus sein. Einige Instrumente warten noch darauf, von Hobbymusikern bespielt zu werden, viele sind bereits mit Zetteln zur Abholung für Kunden reserviert. Gitarren, Drumsticks, Notenhefte, die rhythmischen Schütteleier oder ein paar Ukulelen hat Otto zum Beispiel noch im Angebot.

Seit 42 Jahren prangt der Schriftzug „Ottos Musikladen“ am Marktplatz Osterfeld über dem Geschäft. Die Schriftart erinnert an die Musiksendung „Formel Eins“ aus den 80er-Jahren.
Seit 42 Jahren prangt der Schriftzug „Ottos Musikladen“ am Marktplatz Osterfeld über dem Geschäft. Die Schriftart erinnert an die Musiksendung „Formel Eins“ aus den 80er-Jahren. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Von Akkordeon bis Xylophon: In „Ottos Musikladen“ gab es ein großes Angebot für Musiker

„Meine Kundenzufriedenheit liegt bei fast 100 Prozent.“

Otto Flögel
Inhaber von Ottos Musikladen

„Ich habe den größten Ukulelenhandel in der Region“, behauptet Otto. 40 bis 60 Stück hatte er über Jahre zeitgleich in seinem Laden ausgestellt. Nachdem der Entertainer Stefan Raab die Ukulele mit dem Raabigramm ins deutsche Fernsehen gebracht hatte, griffen auch Hobbymusiker in seinem Laden vermehrt zu dem Saiteninstrument. Ansonsten verkaufte er über die Jahre das, was gerade im Trend war. Zu Beginn waren es Orgeln und Keyboards. Da gingen auch wertvolle Exemplare im Wert von 30.000 D-Mark weg. Als in den 90er-Jahren Technomusik aus den Boxen schallte, brachte er elektronisch-verstärkte Instrumente wie E-Bässe und E-Gitarren an die Kunden.

„Den größten Ukulelenhandel in der Region“ hatte Otto Flögel nach eigener Aussage in seinem Musikgeschäft in Oberhausen Osterfeld. Nun muss alles raus.
„Den größten Ukulelenhandel in der Region“ hatte Otto Flögel nach eigener Aussage in seinem Musikgeschäft in Oberhausen Osterfeld. Nun muss alles raus. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die meisten Kunden kennt Otto seit vielen Jahren. Ein Besuch in Ottos Laden verbinden viele mit einem netten Gespräch und einer Tasse Kaffee. Zeit nimmt er sich für jeden. Hauptsächlich kommen Musiker, aber auch Kinder, die mit ihren Eltern ihre erste Gitarre bei ihm kaufen. Vor dem Kauf gibt es von Otto gleich einen Tipp dazu: „Kinder sollten eine Gitarre mit Nylonsaiten kaufen, damit ihre kleinen Fingerchen das nicht so spüren.“ Stahlsaiten seien für Kinder zu hart, so der Fachmann.

Seine Kunden schätzen ihn für seine Expertise. Nur eine einzige negative Kundenbewertung habe es in all den Jahren gegeben, merkt er an und lacht. „Meine Kundenzufriedenheit liegt bei fast 100 Prozent“, sagt der Musiker selbstbewusst.

Für Kultfigur Otto war sein Geschäft in Oberhausen nie Arbeit

Es hatten sich mal Interessenten gemeldet, die „Ottos Musikladen“ übernehmen wollen. Am Ende wurde aber nichts daraus. Nun schließt Otto sein Geschäft in Oberhausen für immer.
Es hatten sich mal Interessenten gemeldet, die „Ottos Musikladen“ übernehmen wollen. Am Ende wurde aber nichts daraus. Nun schließt Otto sein Geschäft in Oberhausen für immer. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Bis zuletzt hat Otto nie ans Aufhören gedacht. Wie alt er ist, verrät er nicht. Die Aufgabe seines Geschäfts lässt das Osterfelder Urgestein ein wenig wehmütig werden. „Ich verlasse den Laden mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt er. „Das geht mir schon nah.“ Ein Nachmieter, der das Geschäft übernehmen wollte, hat sich nicht gefunden. Es habe mehrere Interessenten gegeben, aber als es ernst wurde, zogen alle zurück. Es sind eben auch große Fußstapfen, in die ein Nachfolger treten würde.

Denn Otto ist mehr als nur ein Geschäftsmann. „Es war für mich zu keinem Zeitpunkt Arbeit. Ich bin immer einfach nur in mein Geschäft gegangen.“ Wenn er nicht in seinem Geschäft steht und Instrumente verkauft, musiziert er selbst. Als Vollblutmusiker spielt er Gitarre, Saxophon, Mandoline, Bass und Ukulele. Er stand sogar einst mit Roy Black und Heino auf der Bühne. Er verspricht: „Ich gebe zwar mein Geschäft auf, bin als Musiker aber weiter aktiv“, sagt Otto. Zu Veranstaltungen kann man ihn buchen. Ein kleiner Trost für alle, die ihn künftig in seinem Geschäft nicht mehr besuchen können.