Oberhausen. Eine Oberhausener Familie lebt ohne Heizung in einem baufälligen Haus. Im Bad ist ein Teil der Decke eingestürzt. Familie braucht Hilfe.
Im Innenhof liegt undefinierbarer Schutt in allen Ecken. Am Eingang fehlt die Haustür, die Klingel scheint nicht mehr zu funktionieren. Das Treppenhaus sieht aus wie eine Kulisse für einen Horrorfilm. Der Putz ist abgebröckelt, die Holztreppe abgestoßen. Es zieht und es ist kalt. Oben unterm Dach stehen sorgsam nebeneinander gestellt mehrere kleine und große Schuhpaare. Hier lebt eine syrische Familie. Sie hat sich eine kleine Insel gerettet. Doch demnächst muss sie diese verlassen - ohne zu wissen, wohin.
Die Tür öffnet Mirko Milazar. Der Ehrenamtler hilft der Familie seit ihrer Flucht nach Oberhausen bei Behördengängen, Schulanmeldungen, Job- und Wohnungssuche. Im aufgeräumten Wohnzimmer steht Rania Adaifes (44) mit ihren Töchtern Moshera (17) und Sara (14). Sohn Mohammad (7) ist noch in der Grundschule, Vater Jaber Alabbas (46) wegen Zahnschmerzen beim Arzt. Seit neun Jahren lebt die Familie in dem Mehrfamilienhaus an der Flügelstraße 1 in Alstaden. Am Anfang habe es keine Probleme gegeben, sagt die Familie. Das hat sich gravierend verändert.
Oberhausener Familie in Not

Das Haus hat nach Aussage von Mirko Milazar eine Reihe von Eigentümerwechseln hinter sich. Zuletzt war es in Zwangsverwaltung, mittlerweile kümmert sich eine Oberhausener Firma um die Verwaltung. Im März wurde die Familie über den Wechsel informiert. Im November erhielt sie die Kündigung. Die Immobilie soll umfassend saniert werden, weshalb allen Mietern gekündigt wurde. Ob alle ausgezogen sind, wisse man nicht, sagt Milazar.
Dass etwas mit der Immobilie passieren muss, ist augenscheinlich. Der aktuelle Zustand ist kaum hinnehmbar: Die Heizung funktioniert nicht mehr, in der Wohnung bildet sich deshalb in den Kinderzimmern und im Bad Schimmel. Die Familie hat mobile Heizkörper aufgestellt, um ihre Räume einigermaßen warmzuhalten. Draußen sind die Temperaturen aktuell unter null Grad gerutscht. Wir haben der Hausverwaltung Fragen dazu geschickt, doch auch nach mehreren Wochen hat sie nicht darauf geantwortet.
All diese Zustände wurden getoppt, als am 6. Januar ein Teil der Decke im Bad herabstürzte. Die Schräge war mit Fliesen beschlagen, diese stürzten urplötzlich zu Boden. „Es war sehr laut. Zum Glück war niemand im Bad“, sagt Mutter Rania Adaifes. Ihr Mann hat das Geröll zur Seite geschafft. Die zerbrochenen Fliesen liegen zu einem Haufen aufgetürmt in der Ecke.
Ärger mit Haus in Oberhausen: Decke stürzt ab

Für die Familie ist es nicht der erste Vorfall. Im Kinderzimmer direkt über dem Kinderbett ist schonmal ein Teil der Decke abgefallen. Der Vater hat das Loch mit einem Brett notdürftig geflickt. Die Stelle an der Decke wirkt wie das Bad seltsam entrückt vom Rest der Wohnung, in der kein Krümel auf dem Boden zu liegen scheint. Die Familie selbst spricht ohne Wut über die Probleme. Für sie ist nicht zu durchschauen, wer für sie der Ansprechpartner ist. Auch Mirko Milazar zuckt mit den Achseln.
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Die Familie wird nicht mehr lange in diesem Haus leben. Zum 28. Februar muss sie ausziehen. Sie braucht dringend eine neue Wohnung für fünf Personen. Die Mutter sucht fieberhaft nach rund 100 Quadratmetern für alle. „Es ist sehr schwer für eine Großfamilie.“ Erschwerend kommt hinzu, dass die Familie von Sozialhilfe lebt. Aus Krankheitsgründen kann Jaber Alabbas nicht arbeiten, seine Frau würde gerne in einer Kita arbeiten, findet aber keine Stelle.
Oberhausener Familie braucht Wohnung: Hausverwaltung beantwortet Fragen nicht

Moshera Alabbas besucht die zehnte Klasse einer Gesamtschule. Sie möchte Abitur machen. Jeden Tag, wenn sie von der Schule kommt, muss sie die kaputten Treppen zur Dachgeschosswohnung hochlaufen. Dass jetzt auch noch die Haustür fehlt, bereitet ihr Sorge. „Das ist nicht gut.“ Sie weiß nicht, wie es weitergeht, wenn ihre Familie keine Wohnung findet. „Keine Ahnung“, sagt die 17-Jährige, und versucht zu lächeln.
Diese Redaktion wartet bis heute auf eine Antwort der Oberhausener Hausverwaltung auf die Wochen zugeschickten Fragen. In Telefongesprächen geht ein Mitarbeiter nicht auf die Vorwürfe ein und möchte nicht zitiert werden. Angeblich soll es erhebliche Problemen mit anderen Mietern des Hauses geben. Reparaturen würden absichtlich erschwert. Die Angaben ließen sich nicht überprüfen.