Oberhausen. Lärm-Vandalen, die auf kleinen Siedlungsstraßen unterwegs sind: Darüber haben sich Anwohner beim Infotreffen zum Thema Verkehrslärm beklagt.

Zehntausende Menschen in Oberhausen leiden tagtäglich unter dem Straßenlärm vor ihrer Haustür. Das gilt nicht nur für diejenigen, die an den großen Stadtachsen, etwa an der Mülheimer Straße, wohnen, sondern auch für die Anwohner kleinerer Straßen.

Dies ist am Montagabend, 6. Januar, beim Diskussionsabend von Arbeit und Leben Oberhausen zum Thema Umgebungslärm deutlich geworden. Sascha van den Akker (Bereich Umwelt) war als kompetenter Fachmann der Stadtverwaltung präsent und erläuterte viele Details des komplexen Themas. Teilnehmer des Abends meldeten sich immer wieder zu Wort. Dabei wurde deutlich: Vor allem in der Nacht plagt der Verkehrslärm zahlreiche Anwohner, die dann kaum ein Auge schließen können oder immer wieder aus dem Schlaf gerissen werden.

Das gilt auch für kleinere Straßen wie etwa die Von-Trotha-Straße (Sterkrade) oder die Berliner Straße (Eisenheim), die als konkrete Beispiele genannt wurden. Wie die Anwohner berichteten, drehen gerade in den Nachtstunden dort Autofahrer immer wieder ihre Motoren auf und rasen durch die Wohngebiete. Eine Bürgerin: „Manche Autofahrer haben offenbar Spaß daran, gerade nachts laute Geräusche zu produzieren!“ Die Debattenteilnehmer verbanden ihre kritischen Hinweise mit einem klaren Ruf nach stärkeren Polizeikontrollen und städtischen Tempo-Messungen, gerade zu den Nachtstunden.

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Als farbige Karte gestaltet: die Lärmschwerpunkte in Oberhausen. Deutlich zu erkennen: die dunkel gefärbten Autobahn-Trassen. Für deren Lärm ist allerdings der Bund zuständig. © Funke | Anna Stais

Und immer wieder ging es auch um das große Ganze der Lärmbelästigungen: Den aktuellen Lärmaktionsplan, ein Werk mit Tabellen und farbig abgestuften Kartierungen, hat die Stadt Oberhausen im Oktober 2024 sozusagen auf den letzten Drücker fertiggestellt, denn im Rathaus war man davon ausgegangen, dass man die gesetzte Oktober-Frist locker würde überschreiten können. So hat es nicht nur Oberhausen in jüngerer Vergangenheit gehandhabt, sondern auch andere Kommunen. Doch dann kam plötzlich von der Bezirksregierung die Ansage, das Vorhaben auf jeden Fall fristgerecht am 18. Oktober 2024 abzuschließen. Die Europäische Union (EU), federführend bei diesem Thema, machte entsprechend Druck.

Vierte Fassung des Lärmaktionsplans eher eine Fortschreibung

Und so ist diese vierte Fassung des Lärmaktionsplans eher eine Fortschreibung der bisherigen Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2020, zumal eine Vergabe an ein Ingenieurbüro aus Zeitgründen nicht mehr erfolgen konnte. Die Lehren aus dem aktualisierten Lärmaktionsplan bleiben im Wesentlichen die selben wie zuvor: Die Stadt setzt bei der Straßensanierung, wo immer es geht, auf Flüsterasphalt; sie prüft, an welchen Punkten im Stadtgebiet weitere Tempo-30-Zonen, auch nur auf die Nachtstunden begrenzt, möglich und gerichtsfest durchsetzbar sind; die Verwaltung setzt zudem darauf, den Lkw-Verkehr punktgenau zu reduzieren, um Anwohner von Lärm zu entlasten.

Kostengünstige Maßnahmen sind gefragt, etwa das Aufstellen von Schildern („Lärmschutz: Tempo 30“). Denn das hoch verschuldete Oberhausen kann kaum ein teures, stadtweites Maßnahmenpaket zur Minderung des Straßenverkehrslärms bezahlen. Die Europäische Union setzt zwar mit der Verpflichtung zur Aufstellung der Aktionspläne ein Zeichen gegen den Lärm, stattet ihren Vorstoß aber nicht mit üppigen Förderprogrammen zur praktischen Lärm-Minderung aus. Solche Programme könnte aber gerade das hochverschuldete Oberhausen gut gebrauchen.

Neue Straßendecke reduziert Rollgeräusche um drei Dezibel

Trotzdem geschieht etwas: Bis zum Ende des Jahrzehnts sind zum Beispiel 17 Projekte in Oberhausen vorgesehen, bei denen die alte Asphaltdecke durch lärmschluckenden Spezial-Asphalt ersetzt wird, der die Reifen-Rollgeräusche minimiert. Die neue Straßendecke reduziert diese Rollgeräusche um drei Dezibel, das entspricht immerhin einer Halbierung des Reifenabroll-Lärms von Autos.

Und hier ist die Liste der Straßen, die Flüsterasphalt erhalten:

>>> B 223 Mülheimer Straße (Süd) (Helmholtzstraße - Hermann-Albertz-Straße, Eckstraße - Landwehr, 1100 Meter)

>>> Havensteinstraße/Wörthstraße/Christian-Steger-Straße, Gerichtstraße - Hermann-Albertz-Straße (600 Meter)

>>> L 621 Kirchhellener Straße (A 2-Brücke Kirchhellener Straße - Fernewaldstraße, 300 Meter)

>>> Roonstraße/Hermann-Albertz-Straße, Friedrich-Karl-Straße - Bebelstraße (800 Meter)

>>> Ebertstraße (Bahnbrücke - Tannenbergstraße, 200 Meter)

>>> Ebertstraße (Tannenbergstraße - Mülheimer Straße, 450 Meter)

>>> L 215 Buschhausener Straße (Süd) (Tannenbergstraße - Bahnbrücke, 200 Meter) 

>>> Rolandstraße (Mülheimer Straße - Straßburger Straße, 250 Meter)

>>> Eckstraße/Straßburger Straße Mülheimer Straße - Rolandstraße (500 Meter)

>>> L 511 Bottroper Straße (Osterfelder Straße - Westfälische Straße, 400 Meter)

>>> L 511 Bottroper Straße (Rheinische Straße - Vestische Straße, 300 Meter)

>>> L 155 Holtener Straße/Weseler Straße, Weierstraße - Bahnhofstraße (2000 Meter)

>>> Siegesstraße (Bahnstraße - Kurfürstenstraße, 500 Meter)

>>> L 621 Kirchhellener Straße (Erzberger Straße - Abzw. Kirchhellener Straße, 1150 Meter)

>>> K 14 Alstadener Straße (Bebelstraße - Obermeidericher Straße, 1100 Meter)

>>> K 19 Wilmsstraße (Wunderstraße - Wickstraße, 350 Meter)

>>> L 287 Königstraße (Weierstraße - Erlenstraße, 450 Meter)