Oberhausen. In Hitlisten landet Oberhausen regelmäßig auf den hinteren Plätzen. Aber die Stadt hat Vorteile: In einem Bereich ist Oberhausen auffällig gut.

Es war keine Überraschung: Als sich das deutsche Institut für Wirtschaft die Zahlen zur Kaufkraft vornahm, landete Oberhausen mit einigen anderen Ruhrgebietsstädten auf den hintersten Plätzen. Wie so oft, wenn es um Potenziale, um Entwicklungen, um die finanzielle Lage geht, ist Oberhausen ganz weit hinten.

Doch es gibt sie, die für die Stadt mutmachenden Statistiken. Eine hat jetzt der Regionalverband Ruhr veröffentlicht. Demnach ist Oberhausen eine Stadt der kurzen Wege. Wer hier wohnt, hat es nicht weit bis zur nächsten Haltestelle, zur Kita oder zum Hausarzt. Manche Wege sind sogar herausragend kurz: Laut der Analyse muss kein Oberhausener mehr als zwei Kilometer gehen, um zum nächsten Discounter zu kommen. Dieses Merkmal tragen unter den 53 ausgewerteten Kommunen sonst nur Bochum, Gladbeck, Herne und Herten. Im Schnitt braucht man in Oberhausen zu Fuß nur 496 Meter bis zum nächsten Supermarkt - ein Topwert.

Nur eine Viertelstunde bis zum nächsten Supermarkt in Oberhausen

Das Flächeninformationssystem Ruhr (ruhrFIS) analysiert die Entfernung im Bereich der öffentlichen Dienstleistungen. Die Daten sollen Aufschluss geben, wie gut oder schlecht versorgt Regionen im Regionalverband Ruhr sind: Wie weit haben es die Menschen zu grundlegenden Einrichtungen des täglichen Bedarfs? Aus den Daten, so der Wunsch der Analysten, können Kommunen dann Rückschlüsse für die Entwicklung von bestimmten Stadtteilen und Vierteln ziehen.

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Mit Supermärkten ist die Region allgemein gut versorgt, Oberhausen bildet da keine Ausnahme. 94 Prozent der Einwohner leben in einem 15-Minuten-Radius zum nächsten Lebensmittelgeschäft. Sie brauchen also nur maximal eine Viertelstunde, um Mehl, Milch, Wasser oder Kaffee zu kaufen - ganz ohne Auto. Die durchschnittliche Gehzeit beträgt gerade einmal 7,38 Minuten. Ruhrgebietsweit sind es neun Minuten. 85 Prozent müssen maximal 750 Meter gehen, also zwei Runden um den Sportplatz.

Kitas und Grundschulen sind in Oberhausen nicht weit weg

Auch zu anderen Einrichtungen haben es Oberhausener erstaunlich kurz: 97,2 Prozent der Bevölkerung muss maximal 15 Minuten zu Fuß zurücklegen, um zur nächsten Kita zu kommen - ein Prozent mehr als der Ruhrgebiets-Durchschnitt. Bei den Grundschulen fallen 93 Prozent in den 15-Minuten-Radius. Das sind sogar acht Prozent mehr als im Durchschnitt aller Ruhrgebietskommunen.

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Der nächste Zahnarzt oder Hausarzt ist ebenfalls nicht weit entfernt: Im Schnitt müssen Oberhausener nur acht bis zehn Minuten gehen. Kinderarztpraxen sind durchschnittlich in 19 Minuten zu Fuß zu erreichen. Auf einen Arzt oder eine Ärztin kommen in Oberhausen rechnerisch 1562 Einwohner. Ein weiterer Topwert. Nur Dinslaken, Essen, Mülheim und Wesel sind besser. Bei den Zahnärzten sind es zwar doppelt so viele Einwohner, allerdings sind auch hier die Wege kurz. Fast niemand muss länger als zwei Kilometer zurücklegen. Im Schnitt sind es nur 577 Meter.

Oberhausen: Maximal 400 Meter bis zur nächsten Haltestelle

Ein leidiges Thema ist derzeit der Nahverkehr. Das Netz soll ausgedünnt werden, dazu kommen anstrengende Dauerbaustellen auf der Betuwe-Linie. Allerdings sind die Schienenhaltepunkte auch in Oberhausen gut erreichbar. Knapp 1500 Meter sind es bis zum nächsten Bahnhof - ein Wert, von dem ländliche Regionen nur träumen können. Bei den Bushaltestellen kommt Oberhausen sogar den 100 Prozent nahe: 98,7 Prozent der Bevölkerung müssen maximal 400 Meter bis zur nächsten Haltestelle gehen. Das ist sogar der Spitzenwert aller 53 analysierten Kommunen. In keiner anderen Stadt sind die Wege zur Haltestelle für einen so großen Teil der Bevölkerung derart kurz.

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Bei allen Krisen und Altschulden, die Oberhausen schultert, kann die Stadt mit der Nahversorgung punkten - jedenfalls, was die Entfernung anbelangt. Die Statistik kann allerdings nicht über andere Makel hinwegtäuschen: Die Grundschulklassen sind randvoll und in den Kitas gibt es nicht genügend Platz. Wenn man keinen Platz bekommt, nutzt es auch nichts, wenn die Kita um die Ecke ist.