Oberhausen. Oberhausens Superintendent Joachim Deterding kündigt eine Mega-Prüfaktion von Immobilien der Evangelischen Kirche an: Was wird noch gebraucht?
Bis zum Jahr 2035 sollen die Evangelische Kirche im Rheinland (EKIR) und mit ihr der Kirchenkreis und die Gemeinden in Oberhausen klimaneutral sein. Auf dieses wehrgeizige Ziel hat jetzt Superintendent Joachim Deterding im Gespräch mit der Redaktion aufmerksam gemacht. Wegen der zahlreichen alten Gebäude im Bestand stelle dies eine enorme Herausforderung dar. Die evangelischen Christen haben sich dafür kundige Unterstützung gesichert: Mit dem Fraunhofer-Institut Umsicht hat der Kirchenkreis Oberhausen das Projekt „klimaneutrale Kirche“ gestartet.
Die ersten Projekt-Workshops in den Kirchengemeinden hätten bereits zu guten Ergebnissen geführt, ergänzt Kirchenkreis-Pressesprecher Thorsten Ostermann. Solche Workshops haben bereits in allen sechs Oberhausener Gemeinden stattgefunden. Konkrete Ergebnisse sollen nun bis zum Jahr 2027 vorliegen.
Hoher Kostendruck zwingt den Kirchenkreis zum Handeln
„Auf dem Gebiet des evangelischen Kirchenkreises Oberhausen gibt es aktuell 85 Gebäude im Bestand – darunter Kirchen, Gemeindehäuser, Pfarrhäuser sowie Wohngebäude. All diese Gebäude werden wir genauer betrachten. Unsere Leitungsorgane müssen dann entscheiden, welche Gebäude bleiben und wie diese zukünftig energetisch optimal genutzt werden können“, sagt Joachim Deterding. Dabei könne man nicht unbeachtet lassen, dass es um Gebäude gehe, zu denen Gemeindemitglieder teils eine hohe emotionale Bindung haben. Der Kostendruck zwinge den Kirchenkreis jedoch zum Handeln.
„Wir hatten in den Gemeinden sehr gute, offene Gespräche. Unser Ziel war es, erste Gedanken zu sammeln, Daten zu erfassen und zu verstehen, welche Bedeutung die einzelnen Gebäude in den Gemeinden haben“, erklärt Projektleiterin Simone Krause vom Fraunhofer-Institut Umsicht.
Nicht allein die Gemeinden sind betroffen. Alle Ebenen der Landeskirche sind beteiligt. Eine detailreiche Bedarfsplanung soll Auskunft geben, welche Gebäude instandgesetzt und modernisiert oder aufgegeben werden müssen. „Das Fraunhofer-Institut Umsicht wird Gebäudesteckbriefe erarbeiten, die uns bei der Entscheidung helfen werden“, erläutert Joachim Deterding.
Superintendent: „Wir werden nicht mehr so viel Hauptamtlichkeit gewährleisten können“
Mit Blick auf die kommenden Jahre unterstreicht der Superintendent unterdessen grundsätzlich die wachsende Bedeutung gemeindeübergreifender Zusammenarbeit und ehrenamtlichen Engagements. „Wir werden in Zukunft nicht mehr so viel Hauptamtlichkeit gewährleisten können“, sagt Deterding. Laien werden künftig, auch in der Gemeindeleitung, eine größere Rolle spielen.
Mit derzeit sechs Gemeinden hält Joachim Deterding die evangelische Kirche in der Stadt strukturell für gut aufgestellt. Zuletzt ist am 1. Januar 2023 aus den evangelischen Kirchengemeinden Christus, Luther und Markus die Evangelische Sophien-Großgemeinde in Alt-Oberhausen geworden: Lieb gewonnene Namen, die über viele Jahrzehnte das evangelische Leben in Oberhausen geprägt haben, sind also verschwunden. Sophien ist an deren Stelle getreten. Ein Prozess, der beispielhaft steht für die aktuellen Herausforderungen, auch vor dem Hintergrund von Kirchenaustritten und schrumpfenden Finanzbudgets.
Vor 60 Jahren gab es noch über 128.000 evangelische Christen in Oberhausen
Im Jahr 1968 gab es rund 128.000 evangelische Christinnen und Christen in Oberhausen, jetzt sind es 44.000 bis 45.000 Gläubige, wie der Superintendent bei seiner jüngsten Visite in der Redaktion erläuterte. Nun gehe es darum, die Idee der „Beteiligungskirche“ weiterhin mit Leben zu füllen und den Laien in allen Bereichen eine wichtige Stimme, ja „das erste Wort“ zu geben.
Begeistert zeigt sich der Superintendent von vielen sozial engagierten Menschen in Oberhausen, die er persönlich kenne und schätze, die vielleicht nicht an jedem Sonntag im Gottesdienst säßen, die aber das „Herz auf dem richtigen Fleck“ hätten und die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit maßgeblich dazu beitrügen, dass die evangelische Kirche ihre wichtigen sozialen Aufgaben in Oberhausen erfüllen könne: „Diese zahlreichen Ehrenamtlichen vor Ort sind ein großer Schatz.“
- Abonnieren Sie unseren Oberhausen-Newsletter kostenlos: Hier geht’s zur Newsletter-Anmeldung.
- Lokale Nachrichten direkt auf dem Smartphone: Laden Sie sich unsere News-App herunter (Android-Version, Apple-Version).
- Hier finden Sie alle unsere Nachrichten und Artikel aus Oberhausen.
- Diskutieren Sie mit über die Themen, die Oberhausen bewegen – auf unserer Facebook-Seite.
- Für Familien: Verpassen Sie keine Freizeittipps! Hier geht es zu unserem kostenlosen Familien-Newsletter.