Oberhausen. Während Land und Bund kräftig im Sozialbereich kürzen, investiert dieser Verband acht Millionen, um Bedürftigen in Oberhausen zu helfen.

Die Zahl obdachloser Männer, Frauen und Kinder auch auf unseren Straßen wächst. Gründe dafür gibt es viele: Streit mit den Eltern, Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit, immer höhere Mieten und Energiekosten. Jetzt im Winter droht ihnen der Kältetod. Zeitgleich planen das Land NRW und die Bundesregierung Kürzungen in noch nie dagewesenem Ausmaß im Sozialbereich. Doch ein kleiner Verband stemmt sich in Oberhausen entschlossen gegen diesen Trend und nimmt jetzt sogar einen Millionenkredit auf, um den Schwächsten zu helfen.

Wie viele Menschen in Oberhausen auf der Straße leben? Das weiß niemand so genau. Denn es gibt viele, die mit allen Tricks lange Zeit alles dafür tun, damit sie möglichst gar nicht erst als wohnungslos erkannt werden. Sie schlafen vorübergehend bei Verwandten, bei Freunden oder hocken nächtelang an Bahnhöfen.

Das Carl-Sonnenschein-Haus gibt es seit 61 Jahren in Oberhausen, das Team hat sich auf die Wohnungslosenhilfe spezialisiert. Jetzt steht ein großer Umbau an. Archivfoto: Caritas
Das Carl-Sonnenschein-Haus gibt es seit 61 Jahren in Oberhausen, das Team hat sich auf die Wohnungslosenhilfe spezialisiert. Jetzt steht ein großer Umbau an. Archivfoto: Caritas © Peter Hadasch

Gezählt werden kann in Oberhausen nur, wer um Unterkunft in den offiziellen Anlaufstellen bittet und das waren etwa in der städtischen Obdachlosenunterkunft an der Wewelstraße bislang (Stand 5. Dezember 2024): „83 Männer, 40 Frauen, sechs Familien mit insgesamt 14 Kindern - 16 Personen davon mussten mehrfach aufgenommen werden“, teilt Stadtsprecher Frank Helling auf Nachfrage dieser Redaktion mit.

Auch in Oberhausen wächst die Zahl der Obdachlosen

Ein Jahr zuvor waren es 67 Männer, 30 Frauen und sieben Familien mit insgesamt 25 Kindern, von denen 29 mehrfach hatten aufgenommen werden müssen. „Für jeden obdachlosen Menschen wird eine Notschlafstelle bereit gehalten.“ 45 Plätze (bei voller Einzelbelegung maximal 60) in 14 Wohneinheiten stehen dort insgesamt zur Verfügung „Grundsätzlich können hier Alleinstehende, Paare und auch Familien mit Kindern untergebracht werden.“ Und das ist neu: Falls eine Wohnung auf Grund eines Brandes nicht mehr genutzt werden kann, steht seit diesem Jahr auch eine Unterkunft im Louise-Schroeder-Heim bereit, führt Helling aus.

Auf die Hilfe für Wohnungslose spezialisiert hat sich in Oberhausen aber auch das Carl-Sonnenschein-Haus des Caritasverbandes, das obdachlose, alleinstehende Menschen ab dem 21. Lebensjahr betreut. Bislang stehen dort acht Plätze in einem geschützten Raum für Frauen zur Verfügung und 72 für Männer. Die durchschnittliche Jahresauslastung beträgt 83 Prozent.


 


Der Caritasverband Oberhausen will kräftig in seine Wohnungslosenhilfe investieren, erläutern Michael Kreuzfelder (l.) und Thomas Hanschen (Vorstand), hier auf einem Bild aus 2023.
  Der Caritasverband Oberhausen will kräftig in seine Wohnungslosenhilfe investieren, erläutern Michael Kreuzfelder (l.) und Thomas Hanschen (Vorstand), hier auf einem Bild aus 2023. © Caritas

„Im Winter wird bei uns aber niemand abgewiesen, egal wie voll es ist“, betont Jens Schwalm, stellvertretender Leiter des Carl-Sonnenschein-Hauses. Das gelte auch für Schutzsuchende, die eigentlich ein Hausverbot haben, weil sie sich schon einmal daneben benommen haben. „Bei den aktuell niedrigen Temperaturen und den Vorerkrankungen, die viele der Obdachlosen haben, besteht sonst nachts auf der Straße akute Lebensgefahr.“

Die kurzfristige Hilfe in dieser Krisensituation ist das eine. Die langfristige das andere und genau darauf hat sich das Carl-Sonnenschein-Haus spezialisiert. Denn wer dort einen Platz gefunden hat, darf auch länger bleiben. „Wir vereinbaren dann Hilfepläne, damit wieder soziale Beziehungen aufgebaut und ein Arbeitsplatz und eine eigene Wohnung gefunden werden können“, führt Schwalm aus.

Aus Mehrbettzimmern sollen Einzelzimmer werden

Doch das Haus ist in die Jahre gekommen. Ein Umbau dringend nötig, betont auch der Oberhausener Caritas-Vorsitzende Michael Kreuzfelder. Es gebe an der Bebelstraße 205 hauptsächlich noch Mehrbettzimmer. „Die Bäder befinden sich auf dem Flur und sind ebenfalls sanierungsbedürftig.“ Um die Wohnsituation zu verbessern, stehe 2025 ein großer Umbau an.

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Künftig soll es 48 Einzelzimmer geben, jedes davon mit eigenem Bad. Die Bäder und einzelnen Etagen sollen barrierefrei gestaltet werden und letztlich durch die räumliche Trennung auch mehr Frauen einen sicheren Platz bieten. „Eine energetische Sanierung sowie flächendeckendes W-Lan in allen Wohnbereichen sind außerdem geplant“, ergänzt Schwalm. Für die Zielgruppe „Junge Wohnungslose“ soll darüber hinaus im Christophorus-Haus an der Waghalsstraße eine Außenwohngruppe mit 16 Plätzen eingerichtet werden.

Acht Millionen Euro bringt der Caritasverband dafür insgesamt auf. „Finanziert hauptsächlich durch Kredite“, sagt Kreuzfelder. Refinanziert werden die Mittel durch den Kostenträger des Hauses - den Landschaftsverband Rheinland.

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