Oberhausen. Der Bahnhof in Oberhausen-Sterkrade muss noch viele Jahre auf seine Neugestaltung warten. Doch die Reisenden juckt das nicht allzu sehr.
Die unerwartete Nachricht, dass die Bahnhofs-Sanierung und -Neugestaltung in Oberhausen-Sterkrade von der Deutschen Bahn (DB) auf das nächste Jahrzehnt verschoben worden ist, hat auch die Reisenden am Bahnhof Sterkrade erreicht. Eine Umfrage der Redaktion vor Ort zeigt: So gut wie alle wissen Bescheid! Doch die Aufregung darüber hält sich überraschenderweise in Grenzen.
„Wenn sie hier alles neu machen und den Bahnhofstunnel heller und breiter gestalten, ist das zwar schön. Doch wie lange hält das?“, fragt eine ältere Dame, die zur Mittagszeit am Gleis 2 mit dem Einkaufsbeutel in der Hand auf den Zug Richtung Oberhausen wartet. Die Reisende verweist auf den jetzigen Zustand des Bahnhofstunnels, der zuletzt im Herbst 2017 von Schülerinnen und Schülern der Steinbrinkschule und des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums mit leuchtenden Farben komplett aufgefrischt worden ist. Der Ur-Sterkrader und SPD-Bezirkspolitiker Hubert Cordes hatte damals diese Verschönerungs-Initiative gestartet. Das Ergebnis sah seinerzeit sehr gut aus!
Mittlerweile sind alle Tunnelwände vollgeschmiert und auf den Treppenstufen und Gehwegplatten sammelt sich der Müll: leere Bonbontüten, herumpurzelnde Kaffeebecher, zerrissene Plastiktüten. Die Schülerinnen und Schüler hatten hier im Jahr 2017 sogar einen „Kissing Point“ für verliebte Reisende markiert; doch küssen will sich hier niemand mehr. Alle wollen nur so schnell wie möglich weg.
Bahnhofs-Neugestaltung erst im Jahr 2032: Achselzucken statt Entrüstung
Das sieht auch eine Reisende so, die wir auf den Treppenstufen Richtung Stadtteil Schwarze Heide treffen. „Ich habe nichts gegen gut gelungene Graffiti“, sagt sie. „Aber muss man denn alles so unsinnig vollschmieren wir hier?“ Sie hat ebenfalls von der jüngsten Hiobsbotschaft der Deutschen Bahn gehört, dass wohl erst 2032 mit der Bahnhofsumgestaltung in Sterkrade begonnen werden kann. Auch sie nimmt das eher mit einem Achselzucken als mit Entrüstung.
Wo bis zum Oktober 2021 die legendäre Kultkneipe „Yesterday“ stand, schirmt jetzt ein Bauzaun die Reisenden vom tristen Brachgelände ab. Am Pendlerparkplatz nebenan steht ein herrenloser Müllcontainer, dessen Abfallberg vom Gestrüpp teils überwuchert ist. Drumherum liegt weiterer wilder Unrat. Nur ein paar Meter entfernt parkt ein Pendler-Pkw mit dem Aufkleber „Ruhrpott: Besser gibbet nicht!“ am Heck. Das wirkt an dieser Stelle wie blanker Hohn; eher müsste es wohl heißen: „Ruhrpott: Schlimmer gibbet nicht!“
Zur Erinnerung: Auf dieser Bahnhofsseite soll der schmale, kopfsteingepflasterte Uralt-Pendlerparkplatz im Zuge der Bahnhofs-Neugestaltung verschwinden. Hier soll künftig ein modernes Parkhaus stehen mit Abstellmöglichkeiten auch für Fahrräder und mit Stromtankstellen für E-Autos. Das Kernstück des Bahnhofs-Umbaus ist allerdings die neue, lichtdurchflutete Unterführung: mindestens sechs Meter breit, mit beleuchteten Glaswänden, die Frauen die Angst nehmen sollen. Diese Glaswände sollen trickreich gebaut werden: Wildpinkler würden dort künftig im eigenen Urin stehen, weil das Glas unten gewölbt sein wird.
Städtebauliche Leere, vermüllter Tunnel, löchriges Bahnsteigdach
Derzeit sieht die Realität allerdings so aus: städtebauliche Leere, ein vermüllter Bahnhofstunnel, ein löchriges Bahnsteigdach, Scherben an den Fahrradabstellboxen – und viele Reisende, die überzeugt sind, dass man dem Vandalismus kaum Einhalt gebieten kann. Die wartende Frau von Gleis 2 formuliert es so: „Hier wird es niemals besser aussehen!“
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