Oberhausen. Marcel Stefanski ist ein international erfahrener Stuntman. Der Oberhausener fing klein an. Was ihn auszeichnet, für wen er arbeitete.

  • Marcel Stefanski aus Oberhausen ist ein international gefragter Stuntman
  • Er wird auch als Präzisionsfahrer von Luxus-Automarken gebucht
  • Im Artikel spricht er über gefährliche Drehs und Verdienstmöglichkeiten

Marcel Stefanski sitzt auf einer Bank am Rhein-Herne-Kanal und erklärt, wie man mit einem Auto über den Fluss springen könnte. Er spricht über das Zusammenspiel von Gewicht und Geschwindigkeit des Autos und den Neigungswinkel der Rampe. Der Oberhausener Kanal am Gasometer liegt still da, das Auto schießt in seinen Worten von einem Ufer zum anderen. Es klingt so einfach. „Es ist natürlich ein gewisses Risiko dabei“, sagt der 40-Jährige. Das gehört zu seinem Job. Marcel Stefanski ist seit mehr als zwanzig Jahren, wovon Kinder träumen: Stuntman.

Am Samstag wird Marcel Stefanski wieder im Fernsehen zu sehen sein. Er wird wieder gebraucht für einen gefährlichen Stunt: In „Die große Maus-Show“ (20.15 Uhr/ARD) springt der Oberhausener auf einem fahrenden Bus in die Luft. In der Sendung werden Kinderfragen beantwortet. Eine lautet diesmal: „Warum landen wir an derselben Stelle, wenn wir im fahrenden Bus hochspringen?“ Sicher wird es spektakulär, wie so oft im Leben von Marcel Stefanski.

Oberhausener dreht auf dem Kölner Fernsehturm

Die große Maus-Show mit Oberhausener Stuntman Marcel Stefanski
Marcel Stefanski in Aktion: Für die Große Maus-Show mit Moderatorin Esther Sedlaczek machte der Oberhausener Stuntman ein waghalsiges Experiment. Das Ergebnis ist am Samstagabend im Ersten zu sehen. © WDR | Simin Kianmehr

Man könnte diesem Mann stundenlang zuhören. Eigentlich wollten wir nur ein Foto auf dem Gasometer-Dach machen, aber es fühlt sich schnell an wie eine Führung hinter die Kulissen des „Showbiz“. Marcel Stefanski war bei den großen Drehs dabei: Matrix, John Wick, aber auch bei nationalen TV-Produktionen wie Tatort oder „Der Baader-Meinhof-Komplex“.

Vor einigen Wochen stand er auf dem Kölner Fernsehturm, seit Jahren ein Lost Place. Und Marcel Stefanski stand wirklich auf dem Fernsehturm. „Man kommt als Stuntman an Orte, wo andere nicht hindürfen.“ Zu seinen Auftraggebern gehören auch Auto-Größen. Als Präzisionsfahrer und Stuntkoordinator fährt Marcel Stefanski teure Luxusschlitten auf der ganzen Welt, noch ehe sie auf dem Markt sind - sogenannte Erlkönige. Um sie in Szene zu setzen, brauchen Porsche und Co. Fahrer wie Marcel Stefanski.

Die Liste der Engagements als Solo-Unternehmer wie auch als Partner der Firma Stuntart mit Standorten in NRW und Hessen ist endlos lang. So lang, dass Marcel Stefanski sagt: „Ich kann mich an manche Sachen nicht mehr erinnern. Ich habe so viele Stunts gemacht.“

Stuntman aus Oberhausen: Movie-Park Bottrop als beste Schule

Die große Maus-Show
Für die Maus-Show im Ersten testet der Oberhausener Marcel Stefanski, wie sich der Körper auf einem fahrenden Bus verhält. Alles wird mit der Kamera gefilmt. © WDR | Simin Kianmehr

Aber wie wird man eigentlich ein international gebuchter Stuntman? Marcel Stefanski erinnert sich, dass sein Traum früh reifte. In der neunten Klasse schrieb er in das Abschlussbuch seiner Schule als Berufswunsch: „Stuntman.“ Er sei dafür belächelt worden. „Die Lehrer, aber auch meine Mitschüler haben darüber gelacht.“

Marcel Stefanski war es ernst. Im Motocross hatte er Erfahrung mit schnellen Maschinen gesammelt, als Turner beherrschte er seinen Körper. Zunächst ging er den sicheren Weg, machte eine Ausbildung zum Kaufmann im Großhandel. Doch insgeheim arbeitete er an seinem eigentlichen Traum. Als er im Movie-Park in Bottrop zur Stunt-Crew stieß, nahm auch seine Karriere Fahrt auf. „Jeden Tag Training, mit Fahrzeugen üben, sich Schlägereien ausdenken - da lernt man das Einmaleins.“

Der Oberhausener legte sich schwerpunktmäßig auf Stunts mit Autos fest. Bei „Alarm für Cobra 11“ führte er ständig Karambolagen herbei. Eines seiner Erlebnisse als Stuntfahrer: Beim Dreh für „Mord bei Nordwest“ sollte ein Auto mit in einen Acker fliegen. „Das war ziemlich weit“. Das Auto drehte sich, überschlug sich, blieb schließlich liegen. Nichts passiert. So soll es sein.

Stuntman aus Oberhausen: Das verdient man am Tag

Stuntman Marcel Stefansk Oberhausen
Marcel Stefanski doubelte schon große Namen. Der Oberhausener arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren als Stuntman. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Einfach mal ausprobieren, das sei nicht die Arbeitsweise von Stuntman, erzählt Marcel Stefanski. Ob tiefe Sprünge, brennende Kleidung, Schlägereien, übers Autodach rollen - alles ist genau geplant. Seine Verletzungsliste spricht Bände: „Bis auf ein paar blaue Flecken habe ich nichts, keine Knochenbrüche.“ Und die Narbe am linken Auge? „Die habe ich mir beim Basketballspielen geholt.“

Trotzdem ist die Gefahr Bestandteil seines Jobs. Die Tagespauschale beträgt etwa 800 bis 1000 Euro. Die Stunts werden im Einzelnen verhandelt. Je nach Schwierigkeit kommt noch etwas obendrauf.

Im Winter arbeitet Marcel Stefanski weniger, seine Wochen verlaufen spontan. Die Flexibilität hat aber auch seinen Preis: Absagen kann sich Marcel Stefanski nicht leisten. Nur zwei Tage im Jahr sind gesperrt: die Geburtstage seiner Töchter.

Oberhausener Stuntman ist Vater von zwei Töchtern: „Papa macht Kusselkopp“

Die 5- und die 7-Jährige finden den Job ihres Vaters „cool“. Hauptsächlich, weil Marcel Stefanski mit ihnen auch daheim „viel Quatsch“ mache. Als Stuntman ist Marcel Stefanski ein Tausendsassa. Er kann klettern, springen, abrollen, Skifahren, sich „Als-ob“-“Prügeln. Eine seiner Töchter beschrieb seinen Beruf einmal so: „Mein Papa geht zur Arbeit, macht einen Kusselkopp und kriegt dafür viel Geld.“

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