Oberhausen. Mit „Der Geist der Weihnacht“ hat das Metronom-Theater neben dem Centro sein Comeback gefeiert. Was bei Gästen hinterher auf den Tellern landete.
Klingelnde Handys, Absperrkordeln, hektische Blicke in Papierlisten: Es ist kein Geheimnis, dass glanzvolle Musical-Premieren selten Blutdruck-schonend vonstatten gehen. Zumindest für diejenigen, die sich auf der Gastgeberseite befinden.
Von daher hätte man am späten Samstagabend im Metronom-Theater eigentlich kräftige Erschütterungen wahrnehmen müssen. Nach der Uraufführung von „Der Geist der Weihnacht“ in der frisch eröffneten Spielstätte dürften hinter den Kulissen einige Steine von einigen Herzen gefallen sein. Premiere gelungen, Oberhausen ist wieder Musicalstadt!
Vorher mussten die Veranstalter von „Semmel Concerts“ am Eröffnungstag wenig überraschende Klippen umschiffen: Durch den großen Centro-Weihnachtsmarkt und das Black-Week-Shopping war zwischen Autobahn und Centro Oberhausen viel los. Die Vorstellung startete folglich mit einer halben Stunde Verzögerung. Auch Stargast Roland Kaiser grüßte erst auf dem „blauen Teppich“ als „Der Geist der Weihnacht“ eigentlich schon beginnen sollte. Der Stau konnte den Schlager-Grandseigneur nicht bremsen: Kurzes Hallo, langes Blitzlichtgewitter.
Der Geist der Weihnacht: Schaulaufen der Prominenten im Metronom-Theater
Der spätere Start fiel den meisten pünktlich erschienenen Gästen aber kaum auf: Im frisch umgebauten Foyer hatten sich Premierengäste längst in einen regen Dauerplausch begeben. Überraschend: Den Catwalk für Promis und Sternchen verlegten die Metronom-Betreiber vom Fußweg vor dem Metronom-Theater ins Innere.
Schlagersänger Norman Langen („Pures Gold“) erschien früh und bekannte sich als Fan: „Ich freue mich auf große Emotionen und ein großartiges Bühnenbild.“ Sein eigenes Wohnhaus hat er schon weihnachtlich eingerichtet. „Wer bei uns auf die Einfahrt fährt, sieht direkt das erste Reh leuchten. Hinter der Tür stehen kleine Wichtel. Wir sind schon etwas verrückt. Ich liebe die Düfte der Weihnachtszeit. in der kommenden Woche besorgen wir den Weihnachtsbaum.“
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Schauspielerin Birte Glang trug mit einem langen, knallroten Abendkleid die wohl auffälligste Garderobe des Abends. Comedian Abdelkarim bestaunte das aufwendig renovierte Metronom-Theater, lobt die warmen Farben, outete sich aber als absoluter Musical-Laie: „Ich weiß alles, aber nichts darüber.“ Der Spaßmacher freut sich trotzdem über tolle Stimmen und opulente Kulissen. „Ich habe nichts gegoogelt, keine Bewertungen gelesen. Ich wollte mich unbefangen darauf einlassen.“
„Ich habe nichts gegoogelt und keine Bewertungen gelesen. Ich wollte mich unbefangen darauf einlassen.“
Der Wahl-Duisburger begrüßte eine weitere Attraktion für das Revier. „Das sind Klischees, aber sie stimmen: Die Menschen sind hier sehr direkt und herzlich. Wenn ihnen etwas nicht passt, sagen sie es auch. Man weiß direkt, woran man ist.“ Damit stimmte er mit Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz überein, der in seiner knapp gehaltenen Eröffnungsrede am ehemaligen Standort eines Feinstahlwalzwerks von einem „Glücksfall“ sprach.
Der Geist der Weihnacht: Aftershowparty samt Ente mit Rotkohl und Maronensuppe
Schlager-Altmeister Olaf Henning hat schon viel gesehen und gehört: „Operetten holen mich nicht ab. Musicals wie Les Misérables und Elisabeth sind für mich dagegen tolle, moderne Unterhaltung.“ Die Weihnachtszeit beginnt beim Sänger von zünftigen Hits wie „Komm, hol das Lasso raus“ allerdings schon früher als üblich. „Der Geist der Weihnacht überkommt mich Mitte November, wenn ich die Kartons mit der Dekoration vom Speicher hole. Bei mir laufen dann Weihnachtssongs und Klassik-Lieder. Ich mag es besinnlich.“
Daher freute sich Henning auch über das neue Musical im Metronom-Theater. Sein eigenes Konzert bereitet er Anfang Februar 2025 allerdings in der benachbarten Turbinenhalle 2 vor: „Ich bin der erste Schlagersänger, der bei einem Konzert auf zwei verschiedenen Bühnen spielt. Eine davon befindet sich mitten im Publikum, da gibt es dann Olaf Henning zum Anfassen.“
Nach der dreistündigen Vorstellung samt Pause bat Geist-der-Weihnacht-Regisseur Benjamin Sahler das Ensemble auf die Foyer-Treppenstufen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler erhielten nach getaner Arbeit viel Applaus. Der Kunstschaffende lobte zugleich Investor Dieter Semmelmann: „Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er das Musical-Theater wiederbelebt und ins Risiko geht.“ Kauf und Umbau des Metronom-Theaters sollen rund 15 Millionen Euro gekostet haben. Auch Semmelmann selbst nannte frische Zahlen: „Bislang haben wir 150.000 Eintrittskarten für das Metronom-Theater verkauft.“
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Die anschließende Party fiel vor allem kulinarisch auf - durch saisonale Kost. Kellnerinnen und Kellner servierten den Promis und geladenen Gästen in kleinen Gläschen feine Scheiben Ente mit etwas Rotkohl sowie winterliche Maronensuppe.
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