Oberhausen. Eine Oberhausener Familie verkauft Weihnachtsbäume, um Geld für die Schlaganfall-Hilfe zu spenden. Ihre Tochter erlitt selbst einen Schlaganfall.
- Familie Niesner aus Oberhausen verkauft ab dem 29. November Weihnachtsbäume
- Einen Teil des Erlöses spendet die Familie an die Deutsche Schlaganfall-Hilfe
- Tochter Kate erlitt selbst einen Schlaganfall - das ist ihre Geschichte
Im Garten von Familie Niesner wimmelt es von Kindern. Sie schmücken den großen Wunschbaum in der Mitte. Mittendrin: Kate, die Tochter von Stephanie und Daniel Niesner. Kate wird im Januar zwei Jahre alt, und schaut man nicht genau hin, erkennt man keinen Unterschied. Das linke Bein knickt beim Gehen etwas ein, ansonsten lacht und spielt das kleine Mädchen wie alle anderen. „Ihr geht es gut“, sagt Mutter Stephanie Niesner.
Kate hat bei der Geburt einen Schlaganfall erlitten, eine seltene Erkrankung, die zudem oft unerkannt bleibt. Fachleute schätzen, dass etwa 500 Kinder pro Jahr betroffen sind, ein Drittel davon sind Neugeborene. Die Oberhausenerin Kate gehört dazu.
Kleine Kate erleidet Schlaganfall: Komplikationen erst bei der Geburt
Die Familie Niesner veranstaltet seit 2022 in ihrem Garten einen Weihnachtsbaumverkauf. Seit vergangenem Jahr spendet sie einen Teil der Einnahmen an die Deutsche Schlaganfall-Hilfe. In diesem Jahr stehen im Garten hinter dem Einfamilienhaus rund 270 Tannen. Pro Baum fließt ein Euro an die Hilfsorganisation. Gartenbaumeister Daniel Niesner und seine Frau haben auch einen Wunschbaum aufgestellt (Infos siehe Box). Mit der Aktion wollen sie etwas zurückgeben.
Bei Familie Niesner deutete zunächst nichts auf Schwierigkeiten hin. „Die Schwangerschaft verlief völlig normal“, berichtet die 38-jährige Mutter. Kate kam zwei Wochen früher als zum errechneten Termin auf die Welt. Am Tag der Geburt fuhr das Ehepaar ins Evangelische Krankenhaus Oberhausen. Doch dann lief nichts mehr nach Plan: Die Hebammen stellten eine Schulterdystokie fest, heißt, dass Neugeborene drohte, mit seinen Schultern im Geburtskanal festzustecken. „Wir waren froh, dass die Geburt tagsüber war und alle Ärzte vor Ort waren“, erinnert sich Daniel Niesner.
Neugeborenes auf der Intensivstation: „Überall hingen Schläuche“
Dann ging alles ganz schnell: Die Ärzte setzten eine Saugglocke ein, holten Kate damit heraus. Das Baby litt unter Sauerstoffmangel, hörte schließlich auf zu atmen und musste wiederbelebt werden. Um Hirnschäden zu verhindern, wurde ihr Körper abgekühlt. Kate kam sofort auf die Intensivstation.
Erst zwölf Stunden nach der Geburt durften Stephanie und Daniel Niesner ihr Kind sehen. Ein schockierender Anblick: „Sie war ganz nackt, überall hingen Schläuche, alles hat gepiept“, sagt Stephanie Niesner. Ein MRT brachte die traurige Gewissheit, dass Kate einen Schlaganfall erlitten hat. Nach drei Tagen wurde der Körper auf die normale Temperatur erwärmt. Weil Kate starke Schmerzmittel bekommen hatte, war ihr kleiner Körper sozusagen auf Entzug. „Sie zuckte am ganzen Körper, das war schlimm“, erinnert sich Daniel Niesner an die Krampfanfälle.
Schlaganfall: Spätfolgen wie Autismus möglich
Geburtskomplikationen: Schlaganfall bei der kleinen Kate (1)
Die Weihnachtsbäume können ab Freitag, 29. November, gekauft werden. Der Garten an der Alsfeldstraße 13 ist wie folgt geöffnet: Montag bis Freitag von 16 bis 18.30 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 15 bis 17.30 Uhr. Ein Euro pro Baum fließt an die Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Mehr Infos dazu: schlaganfall-hilfe.de
Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat der Oberhausener Familie durch die schwere Zeit geholfen. Sogenannte Schlaganfall-Lotsinnen haben Tipps gegeben und Experten vermittelt. Die Organisation kann auch finanziell unter die Arme greifen, denn die Folgen für Betroffene können ein Leben lang anhalten.
Der Verkauf endet am 23. Dezember - sofern dann noch Bäume da sind. Eine besondere Aktion erwartet Kinder und Eltern an Nikolaus, 6. Dezember.
Seit dem 25. November können Besucherinnen und Besucher zudem Weihnachtswünsche von schwerkranken Kindern des Möwennestes erfüllen. Unterstützt wird die Aktion von den Kindertagespflegen Parkhüpfer, Moni‘s Süße Drachenwelt, Kinder Kinder und 9-mal Klug.
Nach zwei Wochen durfte Kate die Intensivstation im EKO verlassen. „Sie ist so eine Kämpferin“, sagt ihre Mutter. Es folgten ständige Termine bei Physiotherapeuten und Chiropraktikern. Noch heute fährt die Familie wöchentlich nach Dortmund zu einem Spezialisten. Die auf kindliche Schlaganfälle spezialisierte Universitätsklinik Münster stand der Familie zudem bei. „Dr. Ronald Sträter hat uns sehr geholfen“, sagen die Eltern. Die Kinderklinik gehört zu den besten des Landes auf diesem Gebiet.
Heute wirkt Kate wie ein normales Kind. Sie muss weiterhin zur Physiotherapie. Allerdings können die Folgen noch nicht abgeschätzt werden. Das kleine Mädchen könnte unter Epilepsie, Autismus oder einer Lernschwäche leiden. „Wir müssen die ersten drei Lebensjahre abwarten“, sagt Stephanie Niesner.
Mut macht der Familie das tägliche Zusammenleben mit Kate. „Sie ist unser Wunschkind“, sagt Vater Daniel Niesner. Nach vielen Versuchen hatte die Familie eine künstliche Befruchtung gewählt, um sich ihr Glück zu erfüllen. „Ich bin einfach froh, dass sie da ist“, sagt der 36-Jährige. Und nicht nur das: Seit rund sieben Monaten ist die Familie vierköpfig. Töchterchen Liz kam per Kaiserschnitt zur Welt, erzählt Stephanie Niesner:. „Es war so schön, mein Kind nach der Geburt, in den Armen zu halten.“