Oberhausen. Das Ameos-Krankenhaus St. Josef in Oberhausen will die Würde seiner Patientinnen und Patienten in schlimmen Krisensituationen besser bewahren.
- Kyriakoula Manaridou, Chefärztin für Psychatrie und Psychotherapie im Ameos-Klinikum St. Josef, entdeckte im Kreis Kleve ein völlig neues Konzept, Krisenräume einzurichten.
- Die Farben für das neue Zimmer suchten sich die Patientinnen und Patienten der geschlossenen Station selbst aus. „Sie wählten eine blaue Matratze und grüne Möbel“, erzählt die Chefärztin.
Dieser Raum ist für absolute Ausnahmefälle gedacht. Um seine Patientinnen und Patienten in schlimmsten Krisensituationen schützen zu können, richtet das Ameos Klinikum St. Josef Oberhausen an der Mülheimer Straße 83 jetzt einen neuen Raum ein - und verabschiedet sich damit von einer würdelosen Tradition.
Selbstmordgedanken, Psychosen, Drogenrausch: Wenn die Wahrnehmung verrückt und selbst nahestehende Menschen zu einer angeblichen Gefahr werden, ist schnelles Handeln gefragt. In der geschlossenen Psychiatrie des Ameos-Krankenhauses St. Josef blieb da bislang nur ein ziemlich kahler Krisenraum.
„Nackte Wände und eine Matratze auf dem Boden“, beschreibt Dirk Schubert, Pflegedienstleiter des Hauses. Diese magere Einrichtung sei wichtig, „zum Schutz der Patientinnen und Patienten und unseres Teams“. Wirklich wohl aber fühlte sich damit schon längst niemand mehr. „Das war einfach nicht mehr zeitgemäß“, meint Kyriakoula Manaridou, Chefärztin der Psychiatrie im Ameos-Krankenhaus St. Josef.
Neue Möbel ohne Ecken und Kanten für die Psychiatrie in Oberhausen
Also schaute sich die Chefärztin in der Region um und entdeckte im Kreis Kleve ein völlig neues Konzept. In der zweitgrößten Forensik des Landes NRW setzte man auf neue Möbel, die nun auch für Oberhausen geordert wurden. „Ohne Ecken und Kanten, an denen man sich verletzen kann“, führt Manaridou aus. „Und ohne Schrauben, die man abdrehen und verschlucken könnte“, ergänzt Schubert. Das Bett ist fest am Boden verankert, Tisch und Hocker mit Sand gefüllt. „Die wiegen so rund 50 bis 70 Kilogramm und können nicht ohne weiteres durch den Raum geworfen werden“, versichert der Pflegedienstleiter.
„Der Raum hat ein Sichtfenster, damit unser Fachpersonal immer im Blick behält, ob und wann wir eingreifen müssen.““
Die Schränke sind offen und ermöglichen den Pflegekräften einen freien Blick in die Regale. „Das ist wichtig, damit darin keine Gegenstände versteckt werden können“, betont Manaridou. Das sei ein großes Problem, denn gerade Angehörige brächten oft allzu gedankenlos sogar Tabletten oder Rasierklingen mit, beobachtet Schubert..
Oberhausener Psychiatrie-Patienten wählten die Farben Blau und Grün aus
Die Farben für das neue Zimmer suchten sich die Patientinnen und Patienten der geschlossenen Station selbst aus. „Sie wählten eine blaue Matratze und grüne Möbel“, erzählt die Chefärztin. Auch wer jetzt eine Auszeit sucht und einfach mal alleine sein möchte, darf das Zimmer auf freiwilliger Basis nutzen.
Was früher verhasst war, ist inzwischen sogar gefragt. „Dieses Angebot wird tatsächlich häufig genutzt“, freut sich die Chefärztin. Nur in Krisenfällen wird die Tür verschlossen. „Der Raum hat ein Sichtfenster, damit unser Fachpersonal immer im Blick behält, ob und wann wir eingreifen müssen.“
Finanziert wurde das neue Konzept durch Fördermittel des Landes NRW. Kürzungspläne braucht die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Gegensatz zu etlichen anderen Stationen bei Ameos übrigens nicht zu fürchten. Ihr Betrieb gilt als gesichert, der Bedarf an Behandlungsplätzen auch in der Region ist enorm.
Die Anfragen in niedergelassenen Psychotherapeuten-Praxen liegen nach Angaben der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung noch immer um mehr als 40 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau. Sowohl Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) also auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) setzen sich für eine Ausweitung des Therapie-Angebotes ein.