Oberhausen. Ein Preisvergleich auf dem Wochenmarkt und in einem Discounter in Oberhausen-Sterkrade überrascht. Nicht alle Lebensmittel sind teurer geworden.
- Noch vor einem Jahr waren die Lebensmittelpreise im Discounter unschlagbar.
- Doch heute kann auch der Wochenmarkt trumpfen.
- Wie steht es um Verpackungsmüll und Wegwerfware?
„Wieso werden viele Lebensmittel in Oberhausen noch immer teurer, obwohl die Inflation doch gesunken ist?“, beschwerten sich etliche Anrufer in dieser Redaktion. Schon vor gut einem Jahr hatten wir unter dem Motto „Wochenmarkt gegen Discounter“ die Preise auf dem Sterkrader Markt und in einem nahegelegenen Supermarkt unter die Lupe genommen. Wie schaut es dort jetzt aus?
Auch andauernder Nieselregen hält viele Menschen am Samstagvormittag nicht davon ab, den Sterkrader Wochenmarkt zu besuchen. Wie im ganzen Land, so haben sich auch hier die Preissteigerungen der vergangenen beiden Jahre beruhigt. Wer preisbewusst einkaufen will, muss aber genau hinschauen, auch im Vergleich zum Discounter.
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Markus Mosters (56), Gemüsehändler aus Wesel, hat seinen riesigen Stand im Schatten der Propsteikirche über Eck aufgebaut. „Meine Urgroßeltern waren hier schon mit Pferd und Wagen“, erzählt er. Sein Team und er haben alle Hände voll zu tun.
Deutlich teurer geworden: Wirsing und Blumenkohl
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An Mosters Stand gibt es sowohl Gemüsesorten, die seit dem Sommer 2023 nicht teurer geworden sind, als auch solche, für die er heute mehr verlangt. Ein Spitzkohl etwa kostete damals wie heute einen Euro, ein Kopfsalat und eine große Gurke ebenso. Der Bund Möhren ist bei 1,50 Euro geblieben. Aber für den Wirsing und den Blumenkohl nimmt der Händler heute zwei Euro statt 1,50 Euro, das ist immerhin ein Drittel mehr (33 Prozent). Dabei hat sich die Lebensmittelinflation verlangsamt: Nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW sind Nahrungsmittel zwischen Juli 2023 und Juli 2024 nur noch um 1,3 Prozent teurer geworden. Allerdings kosten sie damit inzwischen immerhin knapp 30 Prozent mehr als noch vor drei Jahren.
Im Vergleich zum Markt hatten Oberhausenerinnen und Oberhausener im Sommer 2023 beim Discounter teils günstiger einkaufen können. So gab es dort damals die große Gurke aus Holland zum Angebotspreis von 49 Cent, also zum halben Preis. Heute bekommt man sie dort etwas kleiner und aus Spanien für 89 Cent. Der Kopfsalat war mit 89 Cent vor einem Jahr im Discounter noch um rund zehn Prozent günstiger. Heute liegt er bei 99 Cent und zog damit mit dem Marktpreis gleich.
Wegwerfware gibt es auf dem Markt kaum
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Für Markus Mosters kann der Markt mit diesen wesentlichen Fakten trumpfen: „Bei uns fällt viel weniger Verpackungsmüll als in einem Supermarkt an und es gehen auch nicht gleich ganze Chargen zurück, wenn mal einzelne Früchte Mängel haben.“
Wenige Meter von seinem Stand entfernt hat sich Serge Liefers, Käsehändler aus den Niederlanden, aufgestellt. Seit 2020 ist er in Sterkrade vertreten. Auch bei ihm ist der Andrang groß. Die Leute stehen Schlange. Die Auswahl an Käsesorten ist beachtlich. Scheiben zum Kosten werden gereicht.
Beim Gouda ist der Preis stabil geblieben

Die Preissteigerungen seit Sommer 2023 schätzt Liefers in seiner Branche gar auf sieben bis acht Prozent. „Weil Milch teurer geworden ist“, erklärt er. Für seinen mittelalten Gouda freilich gilt das nicht. 100 Gramm bekommt man bei ihm nach wie vor für 1,89 Euro. Auch im Discounter gibt es 300 Gramm abgepackten Gouda noch für 2,99 Euro. Preiswerter als der Discounter will und kann Liefers aber gar nicht sein.
Wer bei ihm einkauft, hat andere Interessen. „Ich zahle lieber ein paar Euro mehr im Vergleich zu abgepackter Ware, wenn die Qualität stimmt“, sagt Birgit Reimann (59) aus Alsfeld. Ihr Partner Udo Galinsky (65) hebt den Reiz des Wochenmarkts hervor: „Es hat mehr Charme, als durch die Regale zu streifen. Man trifft Bekannte.“
Der Markt lockt mit diesem Vergnügen: Einkaufen an der frischen Luft
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Valentina Horvat (42), ebenfalls aus Alsfeld, spricht mit Liefers kurz auf Niederländisch. Sie hat einige Zeit im Nachbarland gelebt. Das Einkaufen an der frischen Luft gefällt ihr. Dann führt sie einen weiteren Vorzug des Einkaufs auf dem Wochenmarkt an: „Ich kann hier die Menge bestimmen.“ Bei Liefers wird auf Wunsch eben scheibchenweise verkauft.
Nicole Thrun (56) aus Wetzlar in Hessen hat sich ebenfalls bei Liefers in die Schlange eingereiht. Sie ist in Sterkrade aufgewachsen und gerade zu Besuch bei ihren Eltern. „Der Käsestand ist super“, schwärmt sie. Dazu kommt: „Bei uns in Hessen ist es noch deutlich teurer auf dem Markt als in Oberhausen.“ Deshalb bevorzuge sie an ihrem Wohnort nun den Supermarkt.
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Beim Discounter gibt es mehr Licht als Schatten bei den Preisen
Uneinheitlich fällt die Preisentwicklung aber auch im Discounter aus. Im Juli 2023 kosteten dort etwa 500 Gramm Erdbeeren 2,99 Euro. Für den gleichen Preis gibt es dort jetzt nur noch 400 Gramm aus den Niederlanden – als Sonderangebot. Der reguläre Preis liegt bei 3,89 Euro. Allerdings ist die Saison ja auch schon vorbei, was sicherlich ein Grund für diese Teuerungsrate sein dürfte.

Wer hätte das gedacht? Im Discounter ist Blumenkohl auch noch deutlich teurer als auf dem Wochenmarkt: Das Stück kostet satte 2,99 Euro statt zwei Euro wie auf dem Markt. Dafür sind 500 Gramm rote Paprika im Preis gesunken: Vor gut einem Jahr landete das Netz für 1,79 Euro (aus Spanien) im Einkaufswagen, heute für 1,19 Euro (aus den Niederlanden). Der Salatmix mit Ballen war 2023 für 1,39 Euro zu haben, heute gibt es ihn für 99 Cent (im Angebot). Wer einen Kopf Eisbergsalat mitnehmen möchte, muss dafür nur noch 69 Cent in die Kasse legen. 2023 war dies noch ein Angebotspreis.. Auch darüber können sich Kundinnen und Kunden freuen: Weißkohl gibt‘s nun für 99 Cent statt 1,49 Euro. Freunde der italienischen Küche müssen dagegen für Rispentomaten tiefer in ihre Geldbörse greifen: 1000 Gramm gibt‘s nun für 2,99 Euro statt 1,29 Euro (2023).
Fazit: Wer will, kann sowohl auf dem Markt als auch im Discounter preiswert einkaufen. Während der Wochenmarkt mit weniger Verpackungsmüll und Wegwerfware, viel Frische und Geselligkeit bei oft günstigen Preisen locken kann, bleibt der Discounter in punkto Preisgestaltung ungeschlagen.